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– 2 – FRÜHES BEWUSSTSEIN

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Meine Mutter, die lange dachte, ihr Mann, mein Vater, würde sicher noch von der Gefangenschaft in Russland wieder nach Hause kommen, sprach bei einem Tee mit einer Freundin über ihr großes Leid. Ich spielte zu ihren Füßen, als sie meinten: „Wenn man dann endlich tot ist, ist ja eh alles vorbei.“ Da schaute ich zu ihnen auf: „Es ist nicht alles vorbei! Wir werden doch wiedergeboren!“ Sie lachten und fragten, wo ich das denn her hätte. Ich antwortete ihnen, dass ich das schon immer wüsste. Das stand für mich außer Frage.


Von da an war mir klar, eine alte Seele zu sein und dass ich viele Erinnerungen aus verschiedenen Inkarnationen zum Teil bewusst in diesem Leben noch erfahren würde. Ich besaß mediale Fähigkeiten, Dinge sehen und spüren zu können, die für Andere nicht da waren, schenkte diesem Umstand aber keine besondere Achtung, da ich dachte, dass dies bei allen Menschen so sei.

Ein Medium sagte mir Jahre danach, meine jetzige Inkarnation sei so vielfältig und lehrreich, dass ich aus vielen Leben eine Synthese bilden werde, um eine große Stufe weiter zu gehen. Das ist mir in der Jetztzeit sehr bewusst. Es war eine lehrreiche, aber auch schmerzreiche Entwicklung, wovon ich aber keinen Tag vermissen möchte.

Meine arme Mutter musste meinen Vater pro forma für tot erklären lassen, sonst hätten wir keine Rente bekommen. Also wurde ich Halbwaise mit einer Waisenrente. Doch immer wenn neue Kriegsheimkehrer angekündigt wurden, gingen meine Mutter und ich zur Ankunftsstelle in Pirmasens um nach meinem Vater Ausschau zu halten. Ich malte ein großes Plakat mit der Aufschrift: „WER HAT MEINEN PAPA JOSEF KOSIOL GESEHEN?“. Ich tat es nur für meine Mutter – ich aber wusste, er würde nicht mehr kommen. Der Tod hatte es mich wissen lassen. Mein Vater wurde nur 29 Jahre alt. Ich habe ihn mein Lebenslang vermisst.

Mit zehn Jahren hatte ich meine erste Ballettstunde. Eine Schulfreundin nahm mich heimlich mit, und wir erbettelten für mich eine Probestunde bei ihrer Ballettmeisterin. Diese war sofort von meinen Tanzkünsten begeistert und ließ mich danach immer kostenlos teilhaben. Sie war von meinem Talent so überzeugt, dass wir drei Jahre später meine Mutter überredeten, einer Tanzausbildung zuzustimmen. In Pirmasens oder Umgebung, war für so etwas kein Raum, also gingen wir auf die Suche etwas Geeignetes zu finden. Mutters einziger Einwand war, es sollte keine Großstadt für mich sein. Sie hatte Angst, ich käme unter die Räder. Also entschieden wir uns für das schöne Memmingen im Allgäu. Ich bekam durch die Aussage der Ballettlehrerin, ein außergewöhnliches Talent zu besitzen, vom Staat ein volles Stipendium als Halbwaise für dieses Internat. Dafür bin ich der Bundesrepublik heute noch dankbar. Kommt ja auch mal vor!

Die Phase, in der ich in meiner Jugend am meisten über das Leben und den Tod sprach erlebte ich genau dort, im Internat für Musik und Bühnentanz in Memmingen. Es war eine sehr schöne Zeit für mich. Täglich trainierten und musizierten wir viele Stunden. In den Nächten haben wir lange philosophiert. Wir waren die Größten und glaubten, alles zu wissen. Es gab nur uns. Anfangs hatte ich hohes Fieber vor Heimweh, ich wollte aber auf keinen Fall zurück in meine Heimat, so habe ich mich nicht offenbart.


In all diesen Nächten wurde auch viel angestellt. Ich war ein absoluter Spätzünder. Hatte bis zum siebzehnten Lebensjahr weder Brüste oder Waden, noch einen Po oder Hüften. Meine Periode bekam ich erst im achtzehnten Lebensjahr. Ich war verzweifelt. Wenigstens war ich hübsch, beliebt und hatte gerade, lange Beine und schönes, blondes, langes Haar.

Im Internat bekam ich auch von dem schönsten und am weitesten entwickelten Mädchen meinen ersten Zungenkuss! Ich habe mich sofort in sie verliebt. Gott sei Dank wollte sie danach nichts mehr von mir wissen, da ich ein Strich in der Landschaft war. Das war übrigens meine einzige intime Begegnung mit einem weiblichen Wesen.

Jungs hatten mich schon eher interessiert. Dann endlich mit achtzehn Jahren im Weihnachtsurlaub in der Heimat ist es passiert. Ein älterer Junge, Jörg Schmidt, der Schwarm aller Mädchen und etwa 28 Jahre alt, entjungferte mich. An Silvester. Im Auto. Zwar nicht sehr romantisch, aber ich war froh, es endlich hinter mich gebracht zu haben. Jörg Schmidt, eine Trophäe!

Wieder zurück im Internat, habe ich ihn auch gleich betrogen. Ein Junge aus sehr gutem Hause machte mir den Hof. Die Eltern hatten ein kleines Privatflugzeug, und er hatte gerade seinen Flugschein gemacht. Es war wunderbar, zum ersten Mal die große weite Welt zu schnuppern. Er lud mich ein, mit ihm in das Kleinwalsertal zu fliegen – zum five o’clock tea. Mann, war das ein Ding. Adrenalin pur!

Am nächsten Tag machte er einen Flug ganz allein und stürzte ab. Er war auf der Stelle tot. Hölle. Ich stürzte in ein tiefes Loch. Der Tod! Warum? Schicksal? Warum nicht am Tag zuvor? Tausend Fragen waren offen. Die Nächte wurden noch länger mit Diskussionen und Deutungen.

Dorissima!

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