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– 4 – FERNSEHBALLETT
ОглавлениеDrei Wochen später durften wir im Ballettsaal der Bavaria vortanzen. Die Fernsehshow-Choreographen Kurt Jacob, William Milliè und Irene Mann waren begeistert. Neben unserer Tanzkunst waren wir obendrein hübsch und 173 Zentimeter groß, was bei Tänzerinnen nicht die Norm war. Also bekamen wir einen Jahresvertrag als Bavaria-Fernsehtänzerin, mit einem monatlichen Gehalt von 650 Mark. Der Wahnsinn!
Wir tanzten und spielten in den größten Fernsehshows rauf und runter und wurden mit all den Stars auf Du und Du. Ende November ergab es sich, dass wir die letzte Show der wilden und durchgeknallten Marika Röck drehten. Die Story der Sendung: Marika mimte eine Musikproduzentin, und wir Tänzerinnen waren ihre Angestellten. Wir sollten große Plastikherzen mit farbigen Daunenquasten kreisförmig putzen und dabei einen Schlager trällern. Ich kam mir so albern vor, dass ich meine Quaste dem Regisseur zu Füßen legte und meinte, nicht so lange klassisches Ballett studiert zu haben, um bei Marika die Plastikherzen zu putzen. Die Aufregung war groß. Ich wurde angehalten, in der Garderobe abzuwarten, bis klar war, wie man mit mir verfahren würde.
Bis der Produzent an die Tür klopfte, verging eine Stunde. Er drückte mir die Kündigung in die Hand. Als ich damit nicht einverstanden war, schlug er vor, mich nach dem bevorstehenden Wochenende an den Justitiar der Studios zu wenden – was ich nach drei Tagen auch tat. Dieser Justitiar, Dr. Dr. Gustav Brugger, war von meiner Chuzpe eher beeindruckt und amüsiert. Nach einem längeren Gespräch stellte er mich wieder ein, wollte aber das Weihnachtsgeld von 29 Mark streichen – als Strafe sozusagen. Nach Protesten meinerseits lud er mich zum Ausgleich am darauffolgenden Sonntag zum Mittagsessen ein. Es war eine schöne Begegnung. Sein Wissen und seine Weisheit hatten mich sehr beeindruckt. Gutes Aussehen war mir wichtig, aber wichtiger noch, war mir der Intellekt eines Mannes. Beeindruckend war mir auch schnelles witziges Denken. Wir hatten auch viel Spaß bei diesem Treffen und wollten uns wiedersehen. Als ich Weihnachten zu meiner Mutter fuhr, erzählte ich ihr, den Mann meines Lebens gefunden zu haben.
Gustav hatte eine Wohnung gleich bei mir um die Ecke in der Nordendstraße. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, gingen ins Theater, in die Oper, in Museen, oder aßen nur gemeinsam zu Abend. Er war ein Kunstkenner, und ich liebte all dieses. Ich war zum ersten Mal angekommen und richtig verliebt. Mir war damals noch nicht klar, dass ich meinen Vater in ihm suchte.