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1.4Welche Selbstgespräche führen zu unseren Schuldgefühlen?

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Unsere Selbstgespräche, das heißt Bewertungen von dem, was wir tun oder sagen, laufen meist automatisch ab. Deshalb mag es sein, dass Sie jetzt einwenden: „Ich führe keine inneren Selbstgespräche. Meine Schuldgefühle sind da, weil ich mich falsch verhalten habe, und nicht weil ich etwas denke.“ Ich möchte Ihnen recht geben, dass Sie es im Augenblick so erleben, als ob Sie nichts denken. Doch ist es so, dass unser Gehirn in jedem Augenblick unseres bewussten Erlebens die jeweilige Situation automatisch einschätzt. Es prüft, ob sie gefährlich für uns ist oder nicht, ob wir uns richtig verhalten oder nicht. An diesem automatischen Ablauf können wir überhaupt nicht rütteln, wir haben diesbezüglich keine Wahlmöglichkeit. Unser Gehirn ist einfach so konstruiert. Es läuft wie ein Roboter, der seine einmal einprogrammierten Aufgaben ausführt. Unser Gehirn-Programm besteht aus unseren eigenen gespeicherten Erfahrungen und Schlussfolgerungen, aus Erfahrungen, die wir uns angelesen oder von unseren Bezugspersonen abgeschaut haben, und dem, was unsere Eltern und Bezugspersonen uns direkt beigebracht und wir ihnen geglaubt haben. Leider sind wir es nicht gewohnt, auf unsere Gedanken zu achten. Und deshalb erscheint es uns so, als ob Situationen und andere Menschen unsere Gefühle unmittelbar auslösen könnten und wir ihnen hilflos ausgeliefert seien. Prüfen Sie nun einfach einmal nach, ob Ihnen einige der folgenden Gedanken vertraut vorkommen:

•Ich hätte das nicht tun dürfen.

•Ich hätte das nicht sagen dürfen.

•Wie konnte ich nur … Ich hätte mich anders verhalten müssen.

•So ein Fehler hätte mir nicht passieren dürfen.

•Ich hätte das vorher wissen müssen.

•Ich hätte nicht so sorglos sein dürfen.

•Ich hätte mich mehr um sie kümmern müssen.

•Ich hätte daran denken müssen, dass …

•Ich hätte mich nicht so gehenlassen dürfen.

•Ich hätte mehr für meine Kinder dasein müssen.

•Ich hätte nicht so egoistisch sein dürfen.

•Ich hätte meinen Eltern nicht so viele Sorgen machen dürfen.

•Ich hätte nicht lügen dürfen.

•Ich hätte nicht aus der Haut fahren dürfen.

•Ich hätte nicht so faul die Zeit vergammeln sollen.

•Ich hätte ihn nicht kränken dürfen.

•Ich müsste mehr auf meine Gesundheit achten.

•Ich sollte nicht so häufig Überstunden machen. Meine Familie kommt zu kurz.

•Ich müsste mich mehr um meine Eltern kümmern.

•Ich sollte mehr Rücksicht auf meine Mutter nehmen.

•Ich müsste mehr für notleidende Menschen tun.

•Ich dürfte nicht so egoistisch sein.

Vor jeden dieser Vorwürfe müssen wir noch die Bewertung schreiben: „Das war/ist falsch von mir.“ Hinter jede Äußerung müssen wir noch unsere Schlussfolgerung ergänzen: „Und da ich dies nicht tue/getan habe, bin ich ein schlechter Mensch.“, „Und da ich dies tue, getan habe, bin ich ein schlechter Mensch.“ Sind Ihnen einige der Vorwürfe vertraut? Dann sind Sie bereits Ihren Selbstgesprächen auf der Spur. Sie sind schon die ersten Schritte auf dem Weg der Veränderung gegangen. Wenn nicht, benötigen Sie noch etwas Training in der Selbstbeobachtung Ihrer Gedanken. Fest steht, dass Sie, wann immer Sie sich gefühlsmäßig schlecht fühlen, auch etwas Negatives gedacht haben müssen. Sofern Sie keine körperliche Erkrankung oder Erkrankung des Gehirns haben, kann Ihr Körper nicht eigenmächtig Gefühle erzeugen. Er benötigt hierzu den Auftrag durch Ihr Denken. Bitte bleiben Sie am Ball und suchen Sie wie ein Detektiv nach Ihren automatisch ablaufenden Bewertungen. Es lohnt sich, den Selbstgesprächen auf die Spur zu kommen. Ihre Selbstgespräche bieten Ihnen die Chance, Ihre Gefühle zu beeinflussen.

Es gibt einen Universalschlüssel zu Ihren Schuldgefühlen, den ich Ihnen nun überreichen möchte. Alle Menschen, die sich schuldig fühlen, haben einen gleichartig lautenden Gedankengang:

Wenn Sie Schuldgefühle verspüren, dann werfen Sie sich vor,

•etwas zu tun oder auch nicht zu tun, von dem Sie denken, dass Sie es tun sollten oder nicht tun sollten, zum Beispiel „Ich sollte mich mehr um meine Kinder kümmern.“, „Ich sollte keine Schulden machen.“ oder „Ich sollte weniger Süßigkeiten essen.“

•etwas getan oder gesagt zu haben (aber glauben, nicht hätten tun oder sagen dürfen), zum Beispiel: „Ich hätte ihr nicht sagen sollen, dass mir ihr Geschenk nicht gefällt.“, „Ich hätte meine Eltern nicht belügen sollen.“

•etwas, was Sie versäumt haben, zu tun oder zu sagen (aber glauben, es hätten nicht versäumen zu dürfen) zum Beispiel: „Warum habe ich meinem Vater nicht häufiger gesagt, dass ich ihn liebe. Jetzt ist es zu spät und er ist tot.“

und verurteilen sich dafür.

Was ist nun aber mit den Menschen, die sich scheinbar grundlos oder permanent schuldig fühlen? Wie können wir deren Gefühle mit dem ABC-Schema der Gefühle erklären?

Menschen, die zunächst keine Erklärung für ihre Schuldgefühle finden, stehen häufig in einem Konflikt zwischen zwei unterschiedlichen Bedürfnissen. Sie wollen beispielsweise etwas mit ihren Kindern unternehmen, aber auch Zeit für sich selbst haben. Entscheiden Sie sich für eine Tätigkeit ohne Kinder, fühlen sie sich schuldig, obwohl daran objektiv nichts Verkehrtes zu entdecken ist. Sie sind sich ihrer Forderung nicht bewusst, immer für die Kinder dasein zu müssen. Deshalb glauben sie, sich grundlos schuldig zu fühlen. Menschen, die sich immer schuldig fühlen, werfen sich beispielsweise ein „unverzeihliches Vergehen“ vor. Andere haben in ihrer Kindheit die grundsätzliche Einstellung gewonnen, von Natur aus schlecht zu sein. Sie wurden oder werden auch heute noch in ihrer Familie als das schwarze Schaf angesehen, das an allem schuld ist. Sie laufen quasi mit der Grundeinstellung umher, mit ihnen stimme etwas nicht, sie seien grundsätzlich schlecht und ablehnenswert.

Wenn Schuldgefühle zur Qual werden

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