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Der osmanische Verwaltungsdienst

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Wenn sich die osmanische Ordnung durch eine revolutionäre Eigenschaft auszeichnete, dann war das ihre Dokumentationswut. Das Sancak-System zeigt nicht nur eine undurchsichtige Struktur der Kontrolle und Einkünfte-Erfassung, mit seinen Erhebungen und Unterlagen lässt es auch einen Drang zur Konservierung und zum Abfassen von Denkschriften erkennen. Vielleicht wollte die herrschende Gruppe – zu der ein harter Kern dauerhafter Beamter, aber auch eine nicht geringe Fluktuation an den Rändern gehörte – vermeiden, dass sie zur Gruppe der Untertanen gerechnet wurde. In den Registern finden sich dazu viele sorgsame Vermerke im Stil von „er ist kein reaya, er ist im askeri-Dienst“. Aber der Drang scheint noch tiefer zu gehen. Die literarische und bürokratische Reife des Arvanid-Registers von 1431–32 und die praktisch identischen, aber Jahrzehnte jüngeren Register in Aydın und an anderen Orten deuten darauf hin, dass sie von einer kleinen Gruppe erfahrener Mitarbeiter zusammengestellt wurden, die eine einheitliche Ausbildung hatten, vermutlich unter strenger persönlicher Aufsicht standen und von einem starken Standesbewusstsein durchdrungen waren. Der Vergleich einiger persischer Begriffe und Ausdrücke mit erhaltenen ilchanidischen Verwaltungshandbüchern und -dokumenten legt nahe, dass die persische Zivilverwaltung (unter den mongolischen Ilchaniden und später unter der Dynastie Timurs) der frühere Arbeitgeber dieser Männer und für die osmanische Literatur ein bleibendes Vorbild war.80

Zwar brauchte Sultan Murad II. nach den Wirren und Gewalttaten im Zuge der Invasion Timurs und des Bürgerkriegs die Institutionen des osmanischen Palastapparats nicht komplett neu zu erfinden, wiederherstellen musste er sie aber doch. Bei den formellen Regierungsstrukturen, die in Funktion waren, als Murad 1451 starb, handelte es sich einerseits um Erweiterungen des eigenen wachsenden Haushalts des Sultans und andererseits um Aspekte seiner Dienstverhältnisse zu seinen Untergebenen. Als Hinweise auf diesen Wiederherstellungsprozess können die wechselnden Titel für Amtsträger gelten, die gelegentlich in den Annalen, den osmanischen Chroniken, zeitgenössischen griechischen Chroniken, wie denen von Dukas, und einigen wenigen amtlichen Schriftstücken auftauchen. Mitte des Jahrhunderts, wenn nicht sogar noch früher, wurde Murad mit dem Titel Padischah bezeichnet und nicht etwa als Sultan Murad Khan, und seine Söhne, vorher schlicht Bey, „Herr“, genannt, hießen nun Şehzade, Sohn des Herrschers. Als Jugendliche wurden sie mit Provinzkommandos in Anatolien betraut, zu denen sie von ihren Müttern und einem hochrangigen Ratgeber oder Mentor (Lala) begleitet wurden.

Das Osmanische Reich

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