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Wiederaufbau

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Mehmed II. trieb den städtischen Wiederaufbau und die Neuansiedlung in Istanbul voran. Die Stadtmauern wurden ausgebessert und eine Festung errichtet. Der Bau eines Palastes begann. Eine ganze Reihe öffentlicher Einrichtungen, darunter ein großer neuer überdachter Basar, Karawansereien und ein Bad, bildete den Kern eines renovierten osmanischen Stadtzentrums, das über Stiftungen finanziert wurde.109 Die Einkünfte aus dem überdachten Basar waren für den Unterhalt der renovierten Hagia Sophia bestimmt, die zur Königsmoschee wurde. Bei seiner Fertigstellung enthielt der Basar, der auf Anhieb eines der wichtigsten Handelszentren im westlichen Eurasien wurde, 122 Läden. Im Jahr 1472 lag die Anzahl der Geschäfte in und um den Basar bereits bei 265.110 An Platz war kein Mangel – der Holzschnitt von Konstantinopel in Hartmann Schedels Nürnberger Weltchronik von 1493 zeigt innerhalb der Stadtmauern ausgedehnte Felder mit Windmühlen. Brachland überließ Mehmed den Zuzüglern, die Steuervergünstigungen erhielten. Einige leerstehende Stadtpaläste und Kirchen wurden an Mehmeds Offiziere verschenkt. Frühere Einwohner lud man zur Rückkehr in die Stadt ein; denen, die sich versteckt hielten, wurde die Freiheit versprochen; Gefangene, die ihr eigenes Lösegeld zahlen konnten, durften bleiben. Während seiner gesamten Herrschaft garantierte Mehmed ein Rückkehrrecht für Menschen, die aus Konstantinopel geflohen oder verschleppt worden waren. Zusätzlich wurden manche von anderen Orten zwangsumgesiedelt, darunter Juden, christliche Griechen und Armenier sowie nicht wenige muslimische Türken.111 Dahinter stand neben wirtschaftlichen Motiven möglicherweise der Wunsch nach kosmopolitischer Vielfalt, wie sie einst für das mongolische Weltreich charakteristisch gewesen war.112


Abb. 2.3: Konstantinopel in der Schedelschen Weltchronik

Die Königsfamilie ging mit ihrem Privatbesitz mit gutem Beispiel voran. Sein Fünftel der griechischen Sklaven aus Konstantinopel siedelte Mehmed in Quartieren entlang des Hafens an, setzte sie für seine Bauvorhaben ein und zahlte Löhne, mit denen sie sich freikaufen und in der Stadt ansiedeln konnten. Die Eroberer-Moschee bildete den Mittelpunkt eines neuen Quartiers inmitten der Stadt, zusammen mit einem Bad, einer Bibliothek, einer großen Herberge und einer Elementarschule. Die Einweihung der acht Medresen in diesem Baukomplex verschaffte Konstantinopel 1471 schlagartig die geistig-kulturelle Führungsposition in der islamischen Welt.113 Das theologische Lehrpersonal, das die höchsten Gehälter im ganzen Reich bezog, trug kräftig zur Ausbildung einer osmanischen Ulema-Hierarchie bei.114

Ein neuer Stadtpräfekt war für das Neubau-und Neuansiedlungsprogramm zuständig, doch es ging nur langsam voran.115 Seuchen traten auf. Eine heftige Pestepidemie brachte 1467 „große Verzweiflung und unerträgliches Leid, Wehklagen und Jammer überall“, so der griechische Augenzeuge Kritobulos. Von Thessalien breitete die Seuche sich nach Thrakien aus, sprang über die Meerenge und suchte Bursa heim. In Konstantinopel „gab es nicht genug Presbyter, Akolythen oder Priester für die Beisetzung und Begräbnisse oder die Grabgesänge und Gebete“. Man begrub die Menschen zu zweit oder noch mehr in einem gemeinsamen Sarg, „dem einzigen, den man hatte finden können. Und wer heute einen anderen begrub, der würde anderntags von jemand anderem begraben werden.“116

Neben der Pest bestand ein weiteres Problem darin, dass nur wenige osmanische Muslime die Aussicht reizte, ihr vertrautes Leben aufzugeben und sich an dem Projekt zu beteiligen, in einer abgewirtschafteten, vormals christlichen Stadt ein neues imperiales Zentrum zu errichten. Zwar hatten frühere Sultane an ihren Höfen regelmäßig nichtmuslimische Berater beschäftigt, und Mehmed hielt es mit seinem Leibarzt, einem jüdischen Italiener, der eine Zeit lang als Reichsschatzmeister diente, nicht anders,117 aber nach dem Fall Konstantinopels wurden die Reaktionen auf den griechisch-christlichen Einfluss bei Hofe geradezu hysterisch. Die Ressentiments brachten den aussichtsreichsten Kandidaten für das Amt des Stadtpräfekten, den einstigen byzantinischen Großherzog, ebenso zu Fall wie Halil Pascha, den Wesir, der sich gegen die Belagerung ausgesprochen hatte und dem man Sympathien mit den Griechen nachsagte. Selbst nach diesen beiden Hinrichtungen waren zwei der engsten Ratgeber Mehmeds griechische Konvertiten zum Islam, nämlich Rum Mehmed Pascha und Mahmud Pascha. Als der Sultan eine Bestandsaufnahme der griechischen Bauten der Stadt anordnete, erhob sich heftiger Protest. Muslime, die Finanzanreize der Regierung in die Stadt gelockt hatten, und andere, die hierher zwangsdeportiert worden waren, begannen wegzuziehen. Aşıkpaşazade kontrastierte den triumphalen ersten islamischen Gottesdienst in der Hagia Sophia mit der Empörung muslimischer Ansiedler, die aufgefordert worden waren, für die von ihnen gewaltsam besetzten christlichen Häuser Miete zu zahlen.118 Mehmed musste zurückrudern.

Zur Zeit des Katasters von 1478, ein Jahrzehnt nach der Pest und ein Vierteljahrhundert nach der Eroberung, war Istanbul mehrheitlich muslimisch geworden. Von den 14 803 erfassten Haushalten der ummauerten Stadt waren 60 Prozent muslimisch, 20 Prozent griechisch und 11 Prozent jüdisch. Der Rest entfiel auf zwei verschiedene Gruppen von Armeniern, die man aus Karaman und Kefe auf der Krim deportiert hatte, sowie auf 31 Roma-Haushalte. Jenseits des Goldenen Horns, im überwiegend christlichen Galata, waren rund 40 Prozent der Haushalte griechisch und etwas über 20 Prozent lateinisch, abgesehen von mehreren Dutzend Armenierhaushalten. Aber selbst Galata war zu rund einem Drittel muslimisch.

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