Читать книгу Schimmel - Geschichten über einen (un)heimlichen Gast - Dr. Hans Gruber - Страница 10

Südländisches Temperament in nördlicher Kühle

Оглавление

Immer wieder fühlen wir uns in unsere wunderschönen Urlaube im Süden versetzt, wenn Eva und ich solche Wohnungen betreten:

Küche unter Hochdampf. Die Herrin der Gaumen ist klasse!

Obgleich die Küche klein ist, sind schon 8 Gäste drin.

Weitere werden mit Sicherheit noch kommen.

Keine nordische Scheu vor körperlicher Nähe! Eigentlich könnte man die Heizung ausmachen: allein die Biowärme würde ausreichen. Aber die Heizung bleibt an, die Fenster geschlossen. Es soll so schön warm sein wie in der Heimat.

"Wir lassen die Küchentüre zum Flur und die zum Schlafzimmer immer offen. Kommt da auch was von der Wärme hin."

Ob wir einen Kaffee möchten, oder ein Glas Wasser. Zu essen sei auch was da.

Nein Danke, wir möchten lieber gleich an die Arbeit.

Zielstrebig steuern wir das Schlafzimmer an. Hier schlafen alle gemeinsam. Der Heizkörper wird nie angestellt. Wozu auch? Biogrundwärme! Und ein bisschen Kühle beim Schlafen ist angenehm.

Auch deswegen werden die Fenster nachts nur auf Spalt gestellt, wenn alle in der Falle sind.

Auch wegen Sauerstoff.

Dann sehe ich es - Eva hat es schon im Flur gerochen und den Rückwärtsgang eingelegt: Schimmel! Hinter praktisch allen Möbeln, die an Außenwänden stehen, und an der Zimmerdecke oberhalb von Außenwänden. Das Aufschlussreiche ist, dass die Familie diese Wohnung genauso nutzt wie ihre frühere im tiefen Süden. Da hatten sie nie ein Problem mit Schimmel! Warum aber jetzt? Da ist doch was nicht in Ordnung mit der Wohnung!

Das wird uns sehr temperamentvoll vorgetragen.

In diesen Situation begann ich mit meinen Erklärungen so: "Sie sind die richtigen Mieter in der richtigen Wohnung in der falschen Gegend. Würde ein Zauberer diese Wohnung zusammen mit Ihnen in den tiefen Süden wegzaubern, hätten Sie kein Schimmelproblem mehr“.

Was war da passiert?

Dadurch, dass das Schlafzimmer nicht beheizt war, kühlten seine Wände winters aus und feucht-warme Luft aus den anderen Räumen konnte eindringen - die Türe zur Wohnung stand ja immer offen. Da sich regelmäßig sehr viele Menschen in der Wohnung aufhielten, konnte sehr viel Feuchte in das Schlafzimmer "überwechseln". Die bei uns üblichen winddichten Fenster taten dann das Übrige: Das Wasser blieb drin! Und zwar in solchen Mengen, dass auch die beste Bausubstanz sie nicht hätte zwischenspeichern können.

Im warmen Süden lassen die Menschen die Fenster immer offen - nicht nur wegen der Wärme: Man will auch hören, wer sonst noch lebt. Dort wäre das Malheur nicht passiert.

Aber lesen Sie weiter in der folgenden Geschichte

"Das Märchen vom gesunden kalten Schlafzimmer"

Schimmel - Geschichten über einen (un)heimlichen Gast

Подняться наверх