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Die Geschichte von der nassen Nacht

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Beim Schlafen geben wir je Stunde ca. 36 g Wasser über Atmung und Haut ab. Bei einem Schlaf von 7 Stunden können es 2 Personen auf beachtliche 500 g Wasser (0.5 Liter) je Nacht bringen. (Das gilt für den "Ruhezustand"! Bei "erhöhter Aktivität" im Schlafzimmer - wen wundert's? - kann's auch mehr sein.) Bei einem Schlafzimmer von ca. 12 m², können - "Ruhezustand" vorausgesetzt - ca. 17 ml Wasser je Kubikmeter Luft zusammenkommen. Bei einer Lufttemperatur von 17 °C würde sich daraus eine relative Luftfeuchte von praktisch 100 % einstellen (*). Das heißt, dass beim Aufstehen sich alles klamm anfühlt und die ersten Wassertropfen an Fenstern, Wänden, Decken ... zu kondensieren beginnen.

Das haben Sie vielleicht schon einmal erlebt und können daher mitreden: Beim Camping im dichten Zelt oder im Wohnwagen - besonders bei kühlem Außenklima. Nun gut: Im Urlaub haut uns das nicht um!

Ein Arbeitskollege aber erlebte das - tagaus tagein - sogar in seiner eigenen Wohnung: Er hatte sich ein hübsches Häuschen aus Holz gebaut. Und weil er fand, dass OSB-Platten so gut aussähen, bestanden Innenwände, Zimmer-Böden und -Decken ausschließlich aus diesen Platten. Regale und die Einbaumöbel auch. War ja aus Holz! Und Holz "atmet" ja und ist ja so "gesund"!

Pustekuchen!

OSB-Platten bestehen zwar aus Holzschnipseln und -Streifen. Die sind aber unter hohem Druck mit Kunstharz (PUR) miteinander verleimt. Dieses Holzabfallprodukt ist derart harzversiegelt, dass es (praktisch) keine Feuchte mehr zwischenspeichert - im Gegensatz zu natürlichem Holz.

Mein Arbeitskollege hatte sich also ein Häuschen wie eine Plastiktüte gebaut: Wenn er und seine Frau morgens aufwachten - auch wenn "Ruhezustand" geherrscht hatte -, lief das Wasser von den Wänden. Und alle Textilien fühlten sich klamm an. Wie im Zelt!

In "normal" ausgestatteten Wohnräumen tritt dieser Effekt allerdings erst nach längerer Zeit des Nicht- oder Zu-Wenig-Lüftens auf: Wände, Decken, Böden und Einrichtung können beachtliche Wassermassen zwischenspeichern bis es schließlich doch 'so weit ist': Klamm, muffiger Geruch, Wohnschimmel.

Auf den Punkt gebracht:

Wasser, das wir beim Schlafen ausatmen und über die Haut abgeben, ist beim Aufstehen und Weggehen nicht auch "weg": Es muss über ausreichenden Luftwechsel aus dem Schlafzimmer entfernt werden. Sonst bleibt's drin. Wird mehr Nacht für Nacht. Verbrüdert sich schließlich mit Milben, Schimmel & Co.

"Ja ... und nun?"

Um das "Schlafwasser" wieder herauszubekommen, müssen Sie die Schlafzimmerluft austauschen. Bei Außentemperaturen von 10 °C und Außenfeuchten von 50 % beispielsweise mindestens 3 x täglich. Und das kriegen Sie auch während der kalten Jahreszeit z.B. durch Kippen der Fensterflügel garantiert nicht hin.

Meinen Eid darauf!

Sie müssen Querlüften - 5 bis 10 Minuten. Zumindest nach dem Aufstehen und vor dem Schlafen. Den Rest besorgt die "natürliche" Undichtigkeit Ihrer Wohnung. Und der Luftaustausch beim Raus- und Reingehen. Wenn Sie Glück haben.

P.S.: Leben Sie in einem nicht sanierten Altbau mit undichten Fenster und Türen von Anno Dazumal, dann findet der Luftwechsel weitgehend ganz von alleine statt. Und Sie brauchen nichts zu tun außer Aufstehen und Weggehen. Gut. Es muffelt ein wenig nach Ihnen. Und die Heizkosten erreichen die Höhe der Kaltmiete - aber für diesen Preis müssen Sie über Ihr Wohnverhalten weder nachdenken noch es verändern!

(*) Zum Nachrechnen:

Das Schlafzimmer hat eine Grundfläche von 12 m² und eine Raumhöhe von 2.40 m, entsprechend einem Raumvolumen von 28.8 m³. Auf dieses Volumen verteilen sich die 500 g (0.5 l) Wasser, entsprechend 17.4 g Wasser / m³. Schauen Sie nun in der "Umrechnungstabelle von relativer auf absolute Luftfeuchte" nach: Bei 17 °C genügen bereits 14.3 g Wasser / m³ für eine rel. Luftfeuchte von 100 % . Die Luft kann dann - temperaturbedingt - kein Wasser mehr aufnehmen. Die Folge: Es wird feucht und klamm im Zimmer.

Wer weiter das Thema vertiefen will, lese auch die "Erläuterungen" zu dieser Geschichte im Anhang.

Schimmel - Geschichten über einen (un)heimlichen Gast

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