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Die Geschichte vom Wasser destillieren

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Winterszeit. Sturz und Fensterfaschen im Badezimmer sind beeindruckend bunt gesprenkelt.

"Eigene Malerei?"

Meinen Sarkasmus überhörend verneint die Dame.

Die Fensterscheibe (Isolierverglasung) ist bis zur Mitte betaut - als sei sie mattiert.

Mein Kommentar: "Hat den Vorteil, dass keiner reingucken kann!"

Dame - erneut Sarkasmus überhörend: "Täglich wische ich die Scheibe mehrfach ab - aber das Wasser kommt immer wieder! Das muss von draußen kommen. Da ist was nicht dicht."

Mir schwant, dass in vorliegendem Fall Hinweise auf gewisse physikalische Gegebenheiten, eher entbehrlich sind und bitte:

"Wischen Sie doch mal das Wasser von der Scheibe weg."

Die Dame nimmt ein Tuch vom Badezimmer-Heizkörper unterhalb des Fensters - es scheint das Scheiben-Wasser-Wegwisch-Tuch zu sein - und wischt die Scheibe blank. Dann legt sie das nasse Tuch zum Trocknen wieder auf den Heizkörper und schaut mich erwartungsvoll an.

Mir rutscht raus: "Eben!" und "Wetten, dass in wenigen Minuten die Scheibe wieder beschlagen ist?"

Sie: "Stimmt." Und "Sehen Sie, so undicht ist das Fenster!"

Um ein Haar hätte diese Logik mich überzeugt.

Was war passiert? Was hat die Dame falsch gemacht?

Richtig: Sie hätte das nasse Wischtuch außerhalb des Badezimmers trocknen sollen - so aber destillierte sie Scheibenwasser im Kreislauf. Und dazu noch das von ihren nassen Badetüchern: Oft vorhandene, ca. 2 m hohe und ca. 50 cm breite Rohrheizkörper sind ja schließlich dazu da, dort die Tücher zum Trocknen aufzuhängen. Und dann schnell Fenster und Badezimmertüre zu. Was drin ist, soll schließlich drin bleiben! Das sich an der Fensterscheibe in Kürze dann sammelnde und ablaufende Kondenswasser kann man übrigens für Dampfbügeleisen weiterverwenden.

Das braucht nämlich destilliertes Wasser.

Der Dame gegenüber unterdrückte ich diesen Hinweis.

Physik ist schon faszinierend!

"Ja, darf ich denn meine nassen Tücher nicht mehr im Badezimmer trocknen? Soll ich das etwa im Wohnzimmer machen? Wie sieht das dann aus!!!" Gegen Ende dieses Satzes ging ihre Stimme in den Diskant über.

"Doch - solange Sie nicht behaupten, dass das Wasser an der Fensterscheibe von außen kommt. Und wenn Sie lang genug lüften."

"Und was ist lang genug?"

"Wenn der Feuchtebelag, der sich zu Beginn einer Lüftung auf der Außenseite des aufgeschlagenen Fensters gebildet hat, wieder verschwunden ist."

"Ja, das kann ja M i n u t e n dauern."

"Stimmt. Und das mehrmals am Tag."

Schimmel - Geschichten über einen (un)heimlichen Gast

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