Читать книгу "Die Handwerker-Fibel", Band 1 - Dr. Lothar Semper, Bernhard Gress - Страница 32

4.1Teilsysteme der Unternehmensrechnung

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Dokumentationsfunktion

Die Unternehmensrechnung dient der mengen- und wertmäßigen Erfassung der Geld- und Leistungsströme in einem Unternehmen. Sie ist damit das zentrale Informationsinstrument eines Unternehmens. Ihre Aufgabe ist es, sowohl unternehmensinterne Adressaten (Inhaber, Mitarbeiter) als auch unternehmensexterne Interessensgruppen mit Informationen zu versorgen. Wesentliche Aufgaben der Unternehmensrechnung sind folglich:

Informationsfunktion

> Abbildung des betrieblichen Geschehens zur Rechenschaftslegung gegenüber Anteilseignern, Banken, Finanzamt, Sozialversicherungsträgern etc.

> Bereitstellung von Informationen zur Steuerung und Kontrolle des Unternehmens

> Bereitstellung von Informationen für Kunden, Lieferanten und Investoren etc.

> Bereitstellung von Informationen als Basis für unternehmerische Entscheidungen.

Entscheidungsfunktion

Der Aufbau einer aussagekräftigen Unternehmensrechnung ist einerseits aufgrund handels- und steuerrechtlicher Vorgaben zwingend notwendig, andererseits auch betriebswirtschaftlich sinnvoll. Denn die Unternehmensrechnung stellt Informationen bereit, welche die Qualität unternehmerischer Entscheidungen und damit den wirtschaftlichen Erfolg nachhaltig beeinflussen können.

In der betrieblichen Praxis findet eine Vielzahl unterschiedlicher Teilsysteme der Unternehmensrechnung Anwendung. Je nachdem, welches Entscheidungsziel primär mit einem Rechnungssystem verfolgt wird, unterscheidet man insbesondere finanzziel-, erfolgsziel-, potenzialziel- und sozialzielorientierte Teilsysteme. Zu den auf das Finanzziel ausgerichteten Teilsystemen der Unternehmensrechnung zählen die Finanzrechnung sowie die Kapitalflussrechnung. Den unternehmerischen Erfolg im Blick haben insbesondere die Bilanzrechnung sowie die Kosten- und Erlösrechnung, aber auch die Investitionsrechnung. Die unternehmerischen Ressourcen stehen im Mittelpunkt der potenzialzielorientierten Teilsysteme. Ein besonders wichtiger Produktionsfaktor sind die Mitarbeiter. Sie sind das zentrale Element der Humanvermögensrechnung (Human Resource Accounting). Darüber hinaus kommen in einigen Unternehmen auch Erfolgspotenzialrechnungen zum Einsatz, wenn es darum geht, die strategische Planung zu unterstützen. Gesellschaftspolitische Strömungen sind oftmals der Auslöser für die Erstellung von Sozial- oder Umweltbilanzen, mit denen Unternehmen ihr soziales Engagement, die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung oder Maßnahmen zum Umweltschutz dokumentieren.

Informationsbasis für all diese Teilsysteme der Unternehmensrechnung ist die Finanz- und Betriebsbuchhaltung. Letztere beinhaltet Rechnungssysteme wie die Anlagen-, Material- und Lohnrechnung, die als „Nebenbuchhaltungen“ zumeist Vorsysteme der monetären Erfolgsrechnung darstellen.


Finanz-, Bilanz- sowie Kosten- und Erlösrechnung gehören als Kernsysteme des traditionellen Rechnungswesens in die Klassen der finanz- bzw. erfolgszielorientierten Systeme. Sie sind aus keinem Unternehmen wegzudenken und sollten sowohl als vergangenheitsbezogene Ist-Rechnung wie auch in Form von Planrechnungen für die Zukunft durchgeführt werden. Nur wenn Planzahlen für die Zukunft als Vergleichsmaßstab für die tatsächlich erreichten Werte vorliegen, kann die Unternehmensrechnung ihre Unterstützungswirkung für die Steuerung und Kontrolle voll entfalten.

Abgrenzung zwischen der Finanz- und der Bilanzrechnung

Diese drei Kernsysteme sind jeweils eigenständige Rechnungen, die sich in Teilen überschneiden bzw. auf Informationen aus den anderen Systemen zurückgreifen. In der Liquiditätsrechnung werden Ein- und Auszahlungen einander gegenübergestellt. Nicht jede dieser Einzahlungen ist jedoch erfolgswirksam. So erhöht beispielsweise eine Kapitaleinlage ebenso wenig den Gewinn eines Unternehmens, wie eine Auszahlung im Rahmen der Tilgung eines Kredites den Gewinn reduziert. Gleichsam gibt es auch Aufwendungen und Erträge, die nicht (direkt) zahlungswirksam werden, also keine Ein- oder Auszahlung darstellen. So sind Abschreibungen zwar Aufwendungen im Sinne der Bilanzrechnung, sie führen aber zu keiner Auszahlung im Sinne der Finanzrechnung. Gleiches gilt für Erträge aus Bestandserhöhungen bei fertigen und unfertigen Erzeugnissen oder aus der Auflösung von Rückstellungen.

Abgrenzung zwischen der Bilanz- und der Kosten- und Erlösrechnung

Überschneidungen, aber auch Differenzmengen gibt es zudem bei der Abgrenzung zwischen der Bilanzrechnung und der Kosten- und Erlösrechnung. Die Überweisung einer Spende stellt z. B. einen betrieblichen Aufwand dar, der in der Kosten- und Erlösrechnung keine Berücksichtigung findet. Gleiches gilt für den (außerordentlichen) Ertrag aus dem Verkauf einer Maschine über dem Buchwert. Auch er kommt in der Kostenrechnung nicht zum Ansatz. Analog dazu gibt es Kosten, die keinen Aufwand darstellen und auch zu keiner Auszahlung führen. Dies gilt beispielsweise für den kalkulatorischen Unternehmerlohn oder die kalkulatorische Miete, die sogenannte Zusatzkosten darstellen. Sowohl die Arbeitskraft des Unternehmers als auch im Eigentum befindliche Immobilien könnten ja auch für betriebsfremde Zwecke genutzt werden. Diese entgangenen alternativen Nutzungsmöglichkeiten werden als Kosten erfasst, auch wenn es keine Auszahlung gab und damit umgangssprachlich „keine Kosten entstanden sind“. Neben diesen Zusatzkosten gibt es auch Anderskosten bzw. Anderserlöse. Sie resultieren z. B. aus der im Vergleich zur Bilanzrechnung niedrigeren bzw. höheren Bewertung von Beständen oder unfertigen Erzeugnissen in der Bilanz. Gleiches gilt für den Fall, dass in der Kosten- und Erlösrechnung andere Abschreibungsverfahren zum Einsatz kommen als in der Bilanzrechnung.


Daraus ergeben sich folgende Definitionen:

> Auszahlungen sind die von einem Unternehmen gezahlten Geldbeträge.

> Einzahlungen sind die an ein Unternehmen gezahlten Geldbeträge.

> Aufwendungen sind der Wert der in der Periode verbrauchten Leistungen.

> Erträge sind der Wert der in der Periode erbrachten Leistungen.

> Kosten sind die betriebszweckbezogenen Wertminderungen einer Periode.

> Erlöse sind die betriebszweckbezogenen Wertzuwächse einer Periode.

Beispiel:

Abgrenzung von Auszahlung, Aufwand und Kosten:

Geschäftsvorfall Auszahlung Aufwand Kosten
Rückzahlung eines Kredits (Tilgung) X
Spende für den örtlichen Kindergarten X X
Steuernachzahlung für das Vorjahr X X
Barkauf von Bürobedarf X X X
Verbrauch von Fertigungsmaterial aus dem Lager X X
kalkulatorischer Unternehmerlohn X

Abgrenzung von Einzahlung, Ertrag und Erlös

Geschäftsvorfall Einzahlung Ertrag Erlös
Gewährung eines Gesellschafterdarlehens X
Verkauf einer abgeschriebenen Maschine X X
Steuerrückzahlung für das Vorjahr X X
Barverkauf von Produkten X X X
Verkauf von Produkten, die im nächsten Jahr bezahlt werden X X
Bewertung von lagernden Produkten mit Verkaufspreisen X


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