Читать книгу "Die Handwerker-Fibel", Band 1 - Dr. Lothar Semper, Bernhard Gress - Страница 35

4.1.3Finanzrechnung

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Ebenfalls zum internen Rechnungswesen zählt die Finanzrechnung. Sie ist, wie der Name schon sagt, auf das Finanzziel des Unternehmens ausgerichtet. Primäre Aufgabe ist es folglich, durch den Erhalt der Zahlungsfähigkeit den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.

Im Rahmen der Finanzrechnung werden Informationen über die Liquidität eines Unternehmens bereitgestellt. Sie können einerseits vergangenheitsbezogen sein und sich auf bestimmte Bilanzrelationen beziehen. Auf der anderen Seite, und dies ist ihr eigentlicher Kern, basiert die Finanzrechnung auf der Prognose zukünftiger Zahlungsströme. Zahlungen sind dabei diejenigen Geschäftsvorfälle, die entweder den Bestand an liquiden Mitteln (Kasse) oder denjenigen des Geldvermögens (Bankguthaben) verändern. Wird dieser Bestand erhöht, spricht man von Einzahlungen und im umgekehrten Fall von Auszahlungen.

Zwecke der Finanzrechnung

Zur Erfüllung des Liquiditätsziels stellt die Finanzrechnung Informationen über Zahlungen, den Kapitalbedarf, die Kapitaldeckung sowie die Innenfinanzierungskraft (also die Fähigkeit eines Unternehmens, neue Investitionen aus selbst erwirtschafteten Mitteln zu finanzieren) eines Unternehmens bereit. Auf Basis dieser Erkenntnisse können rechtzeitig Maßnahmen zur Sicherung der Zahlungsbereitschaft bzw. zur rentablen Anlage von Einnahmeüberschüssen ergriffen werden. Im letzten Punkt kommt die zweite Zwecksetzung der Finanzrechnung zum Ausdruck, die besagt, dass durch eine optimale Investitions- sowie Kapitalstrukturpolitik der Gewinn bzw. das Vermögen eines Unternehmens gesteigert werden soll.

Zweige der Finanzrechnung

Je nach Datenbasis und Fristigkeit kann man vier verschiedene Formen der Finanzrechnung unterscheiden.

Finanzierungs- und Liquiditätskennzahlen

Die einfachste Form der Finanzrechnung ist die Bestimmung von Bilanzkennzahlen zur Finanzierung und zur Liquiditätsstruktur. Weil diese Kennzahlen auf Vergangenheitsdaten beruhen, ist ihre Vorhersagekraft in Bezug auf die zukünftige Zahlungsfähigkeit nur begrenzt. Weil es sich aber um ein einfaches und schnelles Verfahren handelt, erfreut sich diese Form der Finanzrechnung gerade in kleinen Unternehmen größter Beliebtheit. Die Kennzahlen berechnen in der Regel Deckungsgrade von verschiedenen Bilanzpositionen (>> Abschnitt 4.4.1).

Kennzahlen Liquiditäts-status Finanz-planung Kapitalbedarfs-planung
Aussage Deckungsgrade, Liquidität taggenaue Prognose der Zahlungsfähigkeit monatsgenaue Prognose der Zahlungsfähigkeit Deckungsgrad liquidierbares Vermögen ./. kurzfr. Kapital
Zeitbezug Analyse der Vergangenheit Zukunftsplanung – Monat Zukunftsplanung – Jahr Zukunftsplanung – mehrere Jahre
Datenquelle Bilanz Buchhaltung Produktions- und Absatzplan Plan-Bilanz, Plan-GuV

Übersteigen die finanziellen Mittel beispielsweise die kurzfristigen Forderungen (Zahlungsverpflichtungen), so ist dies ein Hinweis darauf, dass die Zahlungsfähigkeit zumindest am Bilanzstichtag gewährleistet war. Daraus lässt sich folgern, dass die Gefahr von Liquiditätsengpässen in Zukunft zumindest etwas geringer ist. Eine andere Finanzierungsregel besagt, dass betriebsnotwendiges Vermögen (Immobilien, Maschinen, Mindestbestände etc.) durch Eigenkapital und langfristig zur Verfügung stehendes Fremdkapital gedeckt sein sollte.

Täglicher Liquiditätsstatus

Neben dieser vergangenheitsorientierten Betrachtung existieren drei Formen der vorausschauenden Finanzplanung, die sich durch den Zeithorizont der Planung unterscheiden. Die kurzfristigste Form ist die Liquiditätsplanung. Sie ermittelt für jeden einzelnen geplanten Geschäftsvorfall die voraussichtlichen Ein- und Auszahlungen auf Tagesbasis. Ausgehend vom aktuellen Finanzmittelbestand (Bank und Kasse) werden die voraussichtlichen Bestände für die folgenden Tage durch die taggenaue Hinzurechnung von Einzahlungen und den Abzug von Auszahlungen ermittelt. Im Falle negativer Bestände können Kontokorrentlinien rechtzeitig ausgedehnt werden oder überschüssige Mittel gewinnbringend angelegt werden. Dieses Verfahren eignet sich für Planungen bis zu einem Monat, da sich Zahlungen bezüglicher ihrer genauen Höhe und des Zahlungszeitpunktes auf längere Sicht nicht mehr zuverlässig genug vorhersagen lassen.

Monatlicher Finanzplan

Aufgrund der abnehmenden Prognosegüte stellt der Finanzplan die Ein-/Auszahlungen eines Monats in einer Summe dar. Unterschieden wird nur mehr nach unterschiedlichen Arten von Zahlungen. So werden beispielsweise sämtliche Auszahlungen infolge des Einkaufs von Material im Finanzplan in einer Zahl ausgewiesen. Informationsbasis für die Planungen sind insbesondere Produktions- und Absatzpläne. Als erstes Ergebnis erhält man im Finanzplan den voraussichtlichen Kapitalüberschuss bzw. -fehlbetrag für jeden Monat des Planungszeitraumes, der zumeist zwölf Kalendermonate beträgt. Da insbesondere Fehlbeträge Anpassungsmaßnahmen nach sich ziehen müssen, werden in einem zweiten Schritt solche Maßnahmen mit eingeplant, die sich auf Posten des Umlaufvermögens (Kasse, Bank, Forderungen etc.) oder die kurzfristigen Verbindlichkeiten beziehen. Am Ende sollte ein für alle Planungsmonate ausgeglichener Finanzplan stehen (>> Abschnitt 4.1.2 in Band 3).

Kapitalbedarfsplanung

Die langfristigste Form der Finanzrechnung ist die Kapitalbedarfsplanung oder Finanzierungsplanung. Sie ist dementsprechend deutlich weniger detailliert als die beiden anderen Formen. Zum einen weist sie nur Jahreswerte aus, und zum anderen beschränkt sie sich bezüglich der Berechnung von Mittelverwendung und Mittelherkunft auf wenige Zahlungskategorien. Aus der Gegenüberstellung von Kapitalbedarf und Kapitalverwendung ergibt sich ein Kapitalüberschuss oder ein Kapitalfehlbetrag. In beiden Fällen gilt es Maßnahmen zur Beseitigung dieser Differenz zu ergreifen. Im Falle eines Fehlbetrages kann dies z. B. die Neuaufnahme von Krediten oder eine Privateinlage sein. Auch der Verzicht auf Privatentnahmen oder Investitionen kann die Finanzsituation eines Unternehmens verbessern. Eine weitere Möglichkeit, die langfristige Finanzierungsplanung durchzuführen, kann auch die Berechnung von Kennzahlen zur Liquidität und zur Finanzierung auf Basis von Planbilanzen sein. Der Planungshorizont der Finanzierungsplanung beträgt dabei mehrere Jahre.



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