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1.1 Wachstumsbedingungen

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Kinder sind großartig. Es ist jedes Mal ein Wunder, wenn ein Kind auf die Welt kommt. Und es hat schon ein Gehirn, das gut vorbereitet ist für das, was kommen könnte. Aber wie geht es dann wirklich weiter?

Das Gehirn z. B. wächst zwar deutlich in den ersten Monaten nach der Geburt, aber nicht in allen Bereichen einfach so von selbst, insbesondere die vordere Großhirnrinde braucht als Wachstumsstoff außer der Muttermilch noch liebevolle Zuwendung, Körperkontakt und Ansprache, dann reift es und kann ins Blühen kommen. Wie das?

Ein Beispiel aus dem Tierreich: Forscher waren erstaunt, dass eine Katzenbehausung mit einem Wurf mehrerer Katzen immer so sauber war. Dann sahen sie, dass die Katzenmutter die Kätzchen am Damm leckte und so z. B. den Urin auffing. Aber woher wusste sie, welches der Kleinen gerade Pipi machen musste?

Es dauerte lange, bis jemand einmal den Gedanken umdrehte. Des Rätsels Lösung: Die Babykatzen pinkelten erst, wenn die Nieren über das Lecken angeregt wurden. Das Funktionieren der Nieren war nicht einfach so da. Jeder, der schon einmal ein verwaistes Katzenbaby aufgezogen hat, weiß, dass man außer der Gabe des Fläschchens auch noch immer den Damm mit einem feuchten Wattebausch etwas reiben muss, dann färbt es sich schnell gelb. Ohne diese Anregung sterben die Katzenbabys meistens, weil ihre Nieren nicht ins Funktionieren kommen. Beim Menschen ist es etwas anders, die entsprechende Anregung vieler Organe ist u. a. intensiver Druck auf die Haut und den ganzen Körper, wie es bei einer natürlichen Geburt im Geburtskanal stattfindet. Darum ist bei Babys, die durch Kaiserschnitte zur Welt kommen, der ausgeprägte initiale und wiederholte direkte enge Hautkontakt zur Haut der Mutter, ggf. der Hebamme zu Beginn besonders wichtig. Bei über den Geburtskanal geborenen Babys bleibt das natürlich im Weiteren ebenfalls wichtig.

Organe brauchen also passende Anregung und beim präfrontalen Gehirn (der Teil ganz vorne im Stirnbereich über den Augen) ist es die Kommunikation mit einer liebevollen Person, meist der Mutter, die zum Wachstum und zur Strukturierung führt und dabei und nur dann bestimmte wichtige Funktionen kräftig ausbildet. Und das zieht sich über die ersten sechs Jahre hin.

Hätten Sie es gewusst? Vielleicht sagen Sie, das ist doch normal. Für viele ist es das auch, für viele aber nicht (dazu später).

Bei einer solchen, wir sagen als Ärzte „gesunden“ Hirnentwicklung bildet sich auch eine Funktion aus, die wir als Selbststeuerung bezeichnen. Dies ist eine ganz wichtige Grundlage für eine spätere souveräne Mediennutzung.

Wir schauen uns dabei explizit an, wie es den Eltern geht, weil es Kindern meist gut geht, wenn es den Eltern gut geht. Denn die Eltern können es schaffen, dass sie selbst besser schlafen, mehr Zeit haben für sich und die Kinder und verlässlich sind. Hierfür sind oft klare Lebensentscheidungen notwendig. Notwendig deshalb, weil die Natur des Menschen und die Hirnentwicklung nicht verhandeln, sondern so sind, wie sie angeregt werden. Nichtbeachtung hat Folgen und das bedeutet leider viel zu häufig, dass die Kinder nicht zu ihrem vollen Potenzial heranreifen können.

Wie entsteht nun eine gesunde Selbststeuerung beim Menschen? Und was bedeutet es, wenn dies nicht gelingt?

Zur Beantwortung dieser Fragen wird uns das folgende Bild durch die Thematik begleiten. Wir beginnen mit der Hirnentwicklung des Säuglings/Kleinkindes in der Mitte des Bildes, gehen danach noch mal in die Situation im Mutterleib zurück und danach weiter zurück auf die Eltern vor der Empfängnis. Denn die Biografie eines Menschen beginnt bereits da. Danach kehren wir wieder zum Kleinkind zurück und schauen uns die weitere Entwicklung an.


Abb. 1: Phasen des Lebenslaufs von der Empfängnis bis zur Erwachsenenzeit

Die Abbildung beschreibt also die Phasen des Lebenslaufs von der Empfängnis bis in das Erwachsenenalter. Es wird dabei neben der kindlichen Hirnentwicklung (siehe gleich Abb. 2, S. 60) später noch viel um die Bedeutung von Lebensstil, Stress-Physiologie und Zellkern-Prozessen gehen für die Gesundheit, Bindungsfähigkeit, Lebenszufriedenheit und besonders auch die (spätere) Mediennutzung.

Da fragen Sie vielleicht, was hat der Umgang mit Smartphone, Internet, Virtual Reality mit dem Körper zu tun? Sehr viel, wie ich u. a. im Folgenden in der biografischen Reise von der Empfängnis und der Geburt bis ins Erwachsenenalter zeigen werde.

Schauen wir uns zuerst die gesunde, unbehinderte Hirnentwicklung an.

Wir nennen eine Gehirnentwicklung gesund, wenn sie dazu führt, dass das größtmögliche Potenzial zur Erreichung von Kompetenzen, Balance, Bewältigungskräften, Glücksempfinden und Resilienz ausgebildet werden kann.

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