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Vorwort des Autors mit Anmerkungen zur Corona-Krise

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Kinder sind „wundervoll“ und in diesem Sinne auch ein großes Glück. Wie schön, wenn es ihnen gut geht und die Eltern ihre Kinder lieben. Das ist aber nicht für alle so.

Zu vielen Kindern in der Welt geht es nicht gut, und auch in Deutschland ist das so. Nur etwa die Hälfte aller Kinder hier in unserem reichen Land bekommt genug Liebe von ihren Eltern und kann so in den ersten Lebensjahren eine hinreichend sichere Bindung entwickeln mit gesunder, natürlicher, unbehinderter Hirnentwicklung.

Etwa 25 Prozent der Kinder in Deutschland mangelt es daran in ihren Familien, weitere 25 Prozent erleben sogar ausgeprägte Vernachlässigung, bedrückende emotionale Kälte, sogar emotionale und körperliche Gewalt und sexuellen Missbrauch. Als Folge findet bei vielen Kindern eine gesunde Hirnentwicklung mit Ausbildung einer sicheren Bindung nicht hinreichend statt, d. h. ihr Grundvertrauen in die Welt und ihre Selbststeuerung werden hirnphysiologisch nicht bestmöglich ausgebildet, obwohl die Kinder die Voraussetzungen dafür mit der Geburt meist mitbringen.

Dass dies so vielen Kindern angetan und was ihnen damit an Potenzial verwehrt wird, kommt einem Verrat der Gesellschaft an den Kindern gleich, die sie zu schützen vorgibt. Und darüber hatte sich ein Schleier des Wegschauens, Verdrängens und Schweigens ausgebreitet. Die Gesellschaft verbaut, ja vergiftet sich selbst so den Boden für die Bewältigung der Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte.

Die meisten Menschen können aber gar nicht glauben, dass es so vielen Kindern nicht gut geht. Diese Realität liegt vielfach noch unter einer Tabu-Glocke, sie würde das Bild von Deutschland stören, viele geben ja an, mit ihrem Leben erst einmal soweit zufrieden zu sein. Und das Leben in Deutschland ist ja tatsächlich für viele eher angenehm, recht sicher und demokratischer als in vielen anderen Ländern. Aber darunter rumorte es doch. Das Tabu begann schon brüchig zu werden, der Verrat der Gesellschaft an den Kindern, die es vorgibt zu schützen, begann sichtbarer zu werden und in der Corona-Krise wird diese skandalöse Situation vieler Kinder nun auf einmal offensichtlich.

Ich habe das Buch im Wesentlichen vor der Corona-Krise geschrieben und hatte dafür den Titel „tabu“ gewählt.

Jetzt in der Corona-Krise rückt besonders das Thema der häuslichen Gewalt in den Nachrichten immer häufiger in den Fokus. Kinderärzte, Kinderschutzbund, Gesundheitsämter und alle, die sich um das Wohl der Kinder sorgen und kümmern, kommen zu Wort und dringen jetzt auch durch bei dem Geflecht von News und Fake News.

Kitas, Kindergärten, Schulen und Freizeiteinrichtungen wurden ja geschlossen und U-Untersuchungen der Kinder verschoben, womit ein gewisses Korrektiv für die Kinder und eine Möglichkeit für Transparenz verloren ging. Berichte häuslicher Gewalt mit offensichtlich zunehmender Tendenz im Lockdown häuften sich nun. Die Gesellschaft sah nun zunehmend das gravierende Problem, sogar die Wirtschaft befasste sich mit diesem Thema.

Und die Probleme der Schulen, der großen Klassen, des Lehrermangels und der Lehrergesundheit, der sozialen Ungleichheit sowie des Fehlens zukunftsfähiger Konzepte hören und sehen wir nun täglich.

Insofern hatte ich, einem Vorschlag meiner Frau folgend, den Titel von „tabu“ auf „offensichtlich“ geändert, auch wenn das Tabu weiterhin noch wirksam ist. Denn auch wenn die Dinge offensichtlich sind, können sie natürlich auch durchaus noch ignoriert oder verdrängt werden. Wie Sie sehen, haben wir uns nun letztendlich für einen anderen Titel entschieden:

EINSICHT in UNerhörtes

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