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1.5 Von „Orchideen“ und Resilienz bei Kindern Hochsensible Kinder – „Orchideen“

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Hochsensible Kinder sind u. a. genetisch mit in Studien festgestellter größerer Variation für Neurotransmitter geboren, insbesondere Dopamin und Serotonin, die u. a. auch die Stimmung regulieren. Und sie sind dadurch stressempfindlicher mit höherer emotionaler Empfindsamkeit. Auch fallen sie häufig im Sozialverhalten auf, entweder rasch zurückgezogen und bedrückt oder wütend, aufsässig oder unruhig und unkonzentriert. Oft wird die Diagnose ADHS gestellt, ADHS-Verhalten ist aber dann möglicherweise schon eine Folge der Empfindsamkeit bei unpassenden Umgebungen, nicht alle Kinder mit Hochsensibilität zeigen dies.

Diese Auffälligkeiten im Sozialverhalten finden sich besonders oft bei Kindern in für sie schwierigen familiären oder sozialen Umfeldern und dann besonders in für sie chaotischen, stressigen Situationen. Die Hochsensibilität findet sich dabei in allen Gesellschafts-Schichten.

Viele Veröffentlichungen zur Hochsensibilität betonen entweder die Gemeinsamkeit mit ADHS oder gerade die Unterschiedlichkeit, z. B. weil Hochsensibilität eben genetische Anlagen zur Ursache habe und keine Krankheit sei. Auch unter Eltern wird hier vehement und kontrovers gestritten und jeweils einzelne in Studien gefundene Fakten in den Vordergrund gestellt, besonders online.

Die wissenschaftlichen Studien geben dazu aber keine Klarheit, da der ursächliche Beginn eines ADHS-Syndroms nach wie vor nicht geklärt ist, die meisten Studien zeigen also nur das, was an Befunden zu erheben ist, wenn die Kinder oder Erwachsene ADHS-Symptome schon länger haben. Hierzu hat u. a. Gerald Hüther zusammen mit Helmut Bonney umfangreich geforscht, recherchiert und veröffentlicht (in „Neues vom Zappelphilipp“).

In den USA und Deutschland werden tonnenweise Ritalin® und ähnliche Präparate gegeben bei ADHS und Hochsensibilität mit Unruhe unter nach meinem Verständnis fragwürdigen wissenschaftlichen Theorien und trotz großer medizinischer Bedenken über die Folgen des Einsatzes in der Kindheit. Frankreich z. B. und Luxemburg tun dies nicht in dieser Weise und haben viel häufiger sehr erfolgreich familientherapeutische und psychotherapeutische Ansätze in der Behandlung.

Der Entwicklungspädiater Tom Boyce hat diese hochsensiblen Kinder „Orchideen“ genannt, weil sie in warmherzigen, achtsamen Umgebungen, insbesondere bei warmherzigen, fürsorglichen Erwachsenen aufblühen.2 Dann sind sie meist kreativer, bringen bessere Leistungen und sind seltener krank als die Mitschüler.

Leben diese stressempfindlichen Kinder in dauerhaft chaotischen Situationen, haben sie kürzere Telomere als andere. Wenn sie dagegen in stabilen, warmherzigen Lebenssituationen aufwuchsen, hatten sie sogar längere Telomere als andere Kinder.

Etwa 20 % aller Kinder gelten nach neueren Erkenntnissen als „Orchideen“ (was für ein schöner Name!), das ist also eine viel größere Gruppe von Kindern, als man früher angenommen hat.

Es ist also sehr wichtig, diese Kinder in ihrer Art zu erkennen und ihnen eine geschützte Umgebung zu bereiten, in der sie dann aufblühen. Das ist insbesondere eine Herausforderung für unsere Kitas und Kindergärten. Ich benutze übrigens in diesem Buch diese Begriffe folgendermaßen: „Kitas“ für Kinder unter drei Jahren, „Kindergärten“ für Kinder ab drei Jahren.

Kitas sind in der Regel für diese Kinder ungeeignet, weil Personalschlüssel und Gruppengröße diesen noch verstärkt notwendigen umhegenden Schutz nicht zulassen. Es gilt auch später, z. B. in der Schule, selbst im Erwachsenenalter erbringen diese Menschen die besten Leistungen in fürsorglichen Umgebungen, gelten dann in großen Unternehmen oft als „High Performer“, die das Unternehmen kreativ voranbringen.

Sie können dort allerdings in Unkenntnis der Zusammenhänge auch oft durch zu hohen, für „Orchideen“ unpassenden Leistungsdruck überfordert werden und kommen in ein frühes Burn-out.

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