Читать книгу Richtig essen nach dem Fasten - Dr. med. Hellmut Lützner - Страница 19
ОглавлениеAUFBAUTAGE UND NACHFASTENZEIT
FÜR DEN FASTENERFOLG IST ES WICHTIG, DASS SIE DEN ERSTEN SCHRITTEN ZURÜCK IN DEN ERNÄHRUNGSALLTAG IHRE VOLLE AUFMERKSAMKEIT WIDMEN. ESSEN SIE BEWUSST UND SCHÖN LANGSAM. GENIESSEN SIE!
GUT DURCH DIE AUFBAUTAGE
Im wichtigen Abschnitt zwischen Fasten- und Nachfastenzeit wird Ihr Körper durch den stufenweisen Kostaufbau behutsam wieder zum Essen geleitet. Diese Umstellung geschieht langsamer als das Umschalten vom Essen zum Fasten. Erinnern Sie sich noch einmal an die zwei Energieprogramme aus dem Fasten-Ratgeber »Wie neugeboren durch Fasten«, die im Körper beim Fasten sowie beim maßvollen Essen ablaufen:
Energieprogramm 1 (Ernährung von außen): Essen nach Maß → Kraft und Wärme aus der Nahrung → satt und zufrieden, kein Hungergefühl.
Energieprogramm 2 (Ernährung von innen): Fasten → Kraft und Wärme aus körpereigenen Depots → satt und zufrieden, kein Hungergefühl.
Aufbau bedeutet, von Programm 2 auf Programm 1 zurückzuschalten. Der Kostaufbau braucht dabei ebenso viel Aufmerksamkeit, Zeit und Ruhe wie das Fasten selbst. Damit der Übergang in die Nachfastenzeit sicher gelingt, sollten Sie sich an den Speiseplan für sechs Aufbautage siehe ab > und den Fahrplan durch die Aufbautage (auf >) halten.
Wie neugeboren
Sie haben erfolgreich gefastet und wollen nun Ihren Körper langsam wieder an feste Nahrung gewöhnen. Sie fühlen sich wie neugeboren, vor allem gesünder und leistungsfähiger, und möchten gern, dass dieser Zustand möglichst lange anhält. Aus meiner Erfahrung mit vielen Menschen, die ich durch das Fasten führen durfte, weiß ich: Es ist trotz aller guten Vorsätze für die meisten von ihnen schwierig, sich die Früchte des Fastens für den Alltag zu bewahren. Wahrscheinlich haben auch Sie sich eine Menge vorgenommen, haben aber im Alltagstrubel Schwierigkeiten, dies alles zu verwirklichen. Das geht den meisten Menschen so, lässt sich aber ändern.
Nach dem Fasten werden Sie ungeahnte Kräfte spüren und das Gefühl haben, Sie könnten Bäume ausreißen. Nutzen Sie das, um Dinge zu tun, die Sie schon lange machen wollten.
WICHTIG
WIE VIELE AUFBAUTAGE SOLL ICH FÜR MICH EINPLANEN?
Je länger Sie gefastet haben, umso langsamer und vorsichtiger sollten Sie Ihren Körper wieder an die normale Kost gewöhnen, umso mehr Aufbautage sind also erforderlich.
IHRE ERFOLGSBILANZ
Jetzt ist der richtige Augenblick, um sich das Ergebnis der Fastenzeit noch einmal bewusst zu machen. Dies gelingt Ihnen am besten, wenn Sie Papier und Stift nehmen und Ihre ganz persönliche Erfolgsbilanz aufschreiben.
Überlegen Sie sich, was Sie durch das Fasten gewonnen haben, das Sie sich gern bewahren möchten. Stellen Sie sich dazu die folgenden Fragen und antworten Sie immer ganz ehrlich darauf:
Ich habe an Übergewicht verloren. Wie viel habe ich vor dem Fasten gewogen, wie viel wiege ich jetzt?
Ich fühle mich von Ballast befreit, entlastet. Wie äußert sich dieses Gefühl?
Beschwerden, die mir vor dem Fasten zu schaffen machten, haben sich gebessert oder sind ganz verschwunden. Welche Beschwerden waren es?
Ich habe während des Fastens verzichten gelernt. Auf was konnte ich verzichten?
Ich habe meine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit wiedererlangt. Wie stand es damit vor dem Fasten?
Ich habe neue Einsichten bezüglich meiner Lebensführung gewonnen. Welche sind dies im Einzelnen?
Das Fasten hat auch meiner Stimmung gutgetan. Wie hat sie sich während des Fastens verändert?
Mancher Dinge wird man sich überhaupt erst bewusst, wenn man sie niederschreibt.
MEIN PERSÖNLICHER TIPP
MACHEN SIE EINEN NEUBEGINN
Das Umschalten von Fasten auf Essen geschieht von allein; der Körper ist von Natur aus darauf eingestellt. Das Umschalten auf eine neue, natürlichere Essensweise muss gelernt und trainiert werden, indem Sie …
einfacher leben,
sich ausgewogen und natürlichernähren,
das Prinzip Fasten in Ihren Alltag einfügen siehe > ff.
Nahrung bewusster aufnehmen,
sich auf eine Esskultur besinnen,
immer langsam essen, dabei intensiv kauen und schweigen.
Meditativ essen
Sie haben sich vorgenommen, ganz bewusst zu essen. Aber recht gelingen will das nicht? Gehen Sie einen Schritt weiter. Vertiefen Sie die Kunst Ihres Essens durch eine Meditation mit einem Nahrungsmittel, das Ihnen wichtig erscheint: einem Stück Brot, einer Suppe oder einem Apfel.
Meditativ essen, das heißt, die Nahrung ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellen, gesammelt essen, sich nicht ablenken lassen. Meditativ bedeutet: aus der Mitte. Es gelingt, wenn Sie in sich ruhen; nicht aber, wenn Sie außer sich, wenn Sie durcheinander sind, wenn Sie gerade an etwas anderes denken.
Nehmen Sie das »Fastenbrechen« als ideale Gelegenheit, meditativ essen zu lernen. Nichts eignet sich besser dazu als ein reifer, duftender Apfel. Er ist rund, greifbar, fest und gut zu kauen. Zudem ist die Frucht höchst symbolträchtig – verkörpert sie doch gebündelte Nahrung, Lebensfreude, Fruchtbarkeit, Sinnlichkeit und Schönheit. Vielleicht möchten Sie aber lieber mit einem Stück Brot oder einer Suppe meditieren, dem Symbol für Wärme, Geborgenheit, Sättigung. Doch unabhängig davon, welches Lebensmittel Sie zur Ess-Meditation wählen, müssen Sie vorher noch etwas klären:
Habe ich nur gefastet, um wieder essen zu können – im alten Stil? Oder bin ich bereit, dem Essen und überhaupt der Nahrung neu zu begegnen?
Kann ich genießen, satt sein, Freude am Essen haben und zugleich auch begrenzen, stehen lassen, verzichten auf das, was falsch, was zu viel ist?
Beschäftigen Sie sich mit diesen Fragen und geben Sie ehrliche Antworten darauf, ehe Sie mit Ihrem Apfel oder Brot oder der Suppe zu meditieren beginnen. Wie dies genau geht, erfahren Sie am Beispiel des Apfels auf den nächsten beiden Seiten.
MEDITATION MIT EINEM APFEL
Sind Sie bereit für den ersten Bissen? Dann konzentrieren Sie sich ganz auf das nachfolgende Esserlebnis. Lesen Sie die Meditationsanleitung in aller Ruhe mehrmals durch, ehe Sie mit der Apfelmeditation beginnen. Beim Essen selbst sollten Sie sich durch nichts ablenken lassen – auch nicht nachlesen. Es macht nichts, wenn Sie einige Punkte vergessen oder eigene hinzufügen.
Ich breche mein Fasten mit einem schönen, reifen Apfel. Das erste Essen – nach so langer Zeit des Verzichts.
Jetzt: hineinbeißen.
Halt! Nicht so wie immer: hinunteressen – fertig, vergessen. Ich mache mir ein richtiges Festmahl daraus.
Ich decke den Tisch: ein Deckchen, ein Teller, auf dem mein Apfel gut zur Geltung kommt. Serviette, Messer, ein paar Blumen und zur Feier des Ereignisses vielleicht eine Kerze.
Ich setze mich ganz bequem vor ihn hin. Ich habe Zeit, Zeit ausschließlich für meinen Apfel.
Der Apfel vor mir – ich schaue ihn an. Nichts anderes ist jetzt wichtig. Er allein liegt im Mittelpunkt meines Interesses.
Wie sieht er aus?
Wie fühlt er sich an? Kalt? Kühl? Glatt?
Wie riecht er?
Ich schließe die Augen, befühle ihn …
Ist er ganz rund? Wo sind Blüte und Stiel, wie fühlen sie sich an?
Was fällt mir ein, wenn ich den Apfel anfasse? Die Wiese zu Hause, ein Apfelbaum? Kindertage?
Ich darf ihn essen. Es ist ganz allein mein Apfel. Der Apfel wartet darauf, von mir nun verspeist zu werden.
Soll ich ihn kleinschneiden oder hineinbeißen? Ich schneide ihn. Höre das Geräusch dabei. Ich teile ihn in kleine Stücke. Viele Stücke.
Wie viel ich zu essen habe! Eine ganze Mahlzeit: Zeit zu mahlen.
Ich beiße hinein.
Apfel, Lippen, Zähne, Zunge, Gaumen – eine Erlebniseinheit.
Kauen, genießen, mit geschlossenen Augen. Ich bin eins mit dem Apfel.
Herrlich: das Kauen und das Apfelstück. Wie oft kaue ich jedes Stück? Ich zähle. Bis es flüssig ist …
Jedem Apfelstückchen schmecke ich nach. Schlucke. Nehme es in mich auf.
Dann das nächste: der zweite, vierte oder der siebte Genuss. Meine Vor-, Haupt- und Nachspeise.
Bin ich schon satt? Bei der Hälfte? Das ist wirklich unglaublich.
Was mache ich jetzt? Liegen lassen? Aufessen? (Wie Mutter immer sagte: Esst auf, es ist schade, etwas liegen zu lassen.)
Wer entscheidet: die Augen oder mein Leib? Doch, mein Magen überzeugt mich. Ich bin satt. Ich habe den Mut, den Rest liegen zu lassen. Wirklich, ich bin herrlich satt. Ganz zufrieden. Stolz, dass ich auf den Rest verzichten konnte.
Ich experimentiere weiter. Mittags ersetze ich den Apfel durch Kartoffelsuppe und meditiere noch einmal.
Genieße Löffel für Löffel. »Kaue« die Suppe. Plötzlich bin ich satt, dabei habe ich noch nicht viel gegessen.
Ich könnte jetzt noch aufessen.
Aber warum? Mein Körper hat genug (obwohl mein Kopf anders denkt). Ich bin zufrieden und satt.
Ich danke für diese Erfahrung.
Mir Zeit nehmen und gesammelt essen wird mir helfen, die übliche Hast und Zerstreutheit zu überwinden.
Ich spüre, wann ich satt bin, und lasse den Rest liegen.
Die Möglichkeit, Äpfel selbst zu ernten, sollten Sie unbedingt einmal wahrnehmen. So kann die Apfel-Meditation bereits weit vor dem eigentlichen Verzehr beginnen.