Читать книгу Der Corona-Selbsthilfe-Ratgeber - Dr. med. Ludwig Manfred Jacob - Страница 10
Оглавление4. COVID-19 – Was sind die Symptome?
Die Inkubationszeit von COVID-19 beträgt im Durchschnitt 5-6 Tage, aber reicht von 2–14 Tagen (Xin et al., 2021). Ein frühes Einsetzen der Symptome deutet auf eine große Viruslast bei Infektion und einen schwereren Krankheitsverlauf hin.
Die durchschnittliche Zeit bis zur Infektiosität beträgt einer chinesischen Studie zufolge 4,0 Tage, während die Inkubationszeit, also die Zeit bis zum Einsetzen der Symptome, durchschnittlich bei 5,8 Tagen liegt (Kang et al., 2021). Der Infizierte ist demnach bereits zwei Tage vor Symptombeginn ansteckend, die höchste Infektiosität besteht am Tag vor dem Symptombeginn. Daher sind Masken so wichtig, wenn das Virus umgeht.
Die meisten Menschen werden nicht durch symptomatisch Erkrankte, sondern durch Personen angesteckt, die noch keine Symptome entwickelt haben. Übrigens sind die Corona-PCR-Tests zwar zuverlässig, aber sie sind erst nach der Inkubationszeit und kurz vor Symptombeginn positiv. Einen Test direkt nach einem Kontakt zu machen, ist daher sinnlos.
Ein großer Teil der Infektionen mit SARS-CoV-2 verläuft symptomlos oder mit milden Symptomen, wobei sich der Anteil der symptomlosen Krankheitsverläufe mit Verbreitung der Delta-Variante stark reduziert hat. Als „mild“ wird ein Krankheitsverlauf ohne schwere Symptome wie Lungenentzündung bezeichnet, bei dem kein Krankenhausaufenthalt notwendig ist. War bei der ursprünglichen Alpha-Variante ein milder Krankheitsverlauf noch recht harmlos, so ist dieser bei der Delta-Variante meist mit starken Erkältungssymptomen und einem etwa zwei Wochen langen starken Krankheitsgefühl, extremer Schwäche und Bettlägerigkeit verbunden. Auch gesunde und jüngere Personen haben wesentlich schwerere Verläufe als beim Alpha-Virus. Dies passiert nun sogar im Sommer, wo das Alpha-Virus meist nur Infektionen ohne jegliche Symptome auslöste. Normalerweise sind die Verläufe im Winter wesentlich gravierender – dann wird sich die ganze Gefährlichkeit des Delta-Virus erst offenbaren.
Bei dem ursprünglichen Virus zählten Fieber und Husten zu den häufigsten Symptomen. Auch der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns – ein besonders COVID-spezifisches Frühsymptom – trat häufig auf. Mit der Delta-Variante haben sich die Symptome jedoch gewandelt und gleichen zu Beginn mehr einer typischen Erkältung. Kopfschmerzen, Halsschmerzen und Schnupfen gehören nun zu den häufigsten COVID-19-Symptomen. Gerade jüngere Personen, bei denen die Infektion nur schwach ausgeprägt ist, können sie anfangs daher mit einer einfachen Erkältung oder auch Heuschnupfen verwechseln (Nordbayern, 2021; Roberts, 2021; Zoe COVID-Study, 2021).
Die häufigsten COVID-19-Symptome 2021 sind (CDC, 2021):
• Kopfschmerzen
• Halsschmerzen
• Schnupfen
• Fieber
• Husten (trocken)
• Atemnot/Kurzatmigkeit
• Müdigkeit
• Muskelschmerzen
• Verlust des Geruchs-/Geschmackssinns
• Übelkeit, Erbrechen
• Durchfall
• Lungenentzündung
Weitere Symptome können sein: Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Bauchschmerzen, Bindehautentzündung, Hautausschlag, Lymphknotenschwellung, Apathie (Teilnahmslosigkeit), Somnolenz (Benommenheit) (RKI, 2020).
Der britischen Zoe COVID-Study (2021) zufolge sind die häufigsten COVID-19-Symptome bei Ungeimpften:
1. Kopfschmerzen
2. Halsschmerzen
3. Schnupfen
4. Fieber
5. Husten
Auch bei Geimpften kann es zu Erkrankungen kommen. Dies ist bei mRNA-Impfstoffen allerdings selten. Schwere Erkrankungen treten bei Geimpften so gut wie nie auf. Die fünf häufigsten Symptome bei zweifach Geimpften sind:
1. Kopfschmerzen
2. Schnupfen
3. Niesen
4. Halsschmerzen
5. Verlust des Geschmackssinns
Auch wenn die Symptome ähnlich klingen, sind sie in ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich. Die Impfung mit mRNA-Impfstoffen sorgt fast immer für sehr milde Verläufe. Bei Geimpften lassen die Symptome noch stärker an eine einfache Erkältung denken. Dies ist besonders tückisch, da Geimpfte noch weniger damit rechnen infiziert zu sein, aber eine ebenso hohe Viruslast wie Ungeimpfte entwickeln und das Virus und die Erkrankung so verbreiten können.
Die Häufigkeit der COVID-19-Symptome unterscheidet sich zwischen Studien und abhängig von der Erhebungsmethode. Da sich die Symptome von COVID-19, Grippe und Erkältung ähneln, ist eine sichere Diagnose nur über einen Rachenabstrich möglich (Struyf et al., 2020; Blasius, 2020).
Tab. 1: COVID-19-Symptome der Delta-Variante im Vergleich zu den typischen Symptomen bei Grippe und Erkältung (nach: APA/WHO, CDC, Zoe COVID-Study)
Manche Patienten entwickeln nach einigen Tagen eine Kurzatmigkeit. Spezifisch für COVID-19 sind außerdem erniedrigte Leukozyten- und Lymphozytenzahlen im Blutbild. Allerdings sind die Krankheitsverläufe so vielfältig und unspezifisch, dass sich diesbezüglich keine allgemeingültige Aussage treffen lässt.
Bei schweren und kritischen Fällen kann die Krankheit zu einer schweren Lungenentzündung, Atemversagen, Thrombosen, einem septischen Schock sowie einer Funktionsstörung oder einem Versagen mehrerer Organe führen.
Die Kategorisierung der Symptome erfolgt nach folgenden Kriterien:
• Leichte Fälle: Patienten ohne Lungenentzündung bzw. mit leichter Lungenentzündung
• Schwere Fälle: Patienten mit Kurzatmigkeit, einer Atemfrequenz von mind. 30/Minute, einer Sauerstoffsättigung des Blutes von max. 93 %, einem Oxygenierungsindex von unter 300 und/oder Lungeninfiltraten von über 50 % innerhalb von 24–48 Stunden
• Kritische Fälle: Patienten mit Atemversagen, septischem Schock und/oder Funktionsstörung bzw. Versagen mehrerer Organe
4.1 COVID-19 – Eine Multiorgan-Erkrankung
COVID-19 ist eine Multiorgan-Erkrankung. Das bedeutet, dass fast alle Organe betroffen sein können. Wichtige Erkenntnisse hierzu liefern Autopsien von COVID-19-Verstorbenen. Neben der Lunge sind die Erreger häufig auch in Nieren, Gehirn, Leber, Herz und Rachen zu finden. Dabei bestand ein Zusammenhang zwischen dem Virusbefall von Organen und dem Bestehen mehrerer Vorerkrankungen (Puelles et al., 2020).
Das Herz-Kreislauf-System scheint von COVID-19 besonders betroffen zu sein. Auf der einen Seite gehen bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko durch COVID-19 einher. Auf der anderen Seite scheint COVID-19 die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Störungen zu fördern, z. B. Herzerkrankungen, Thromboembolien oder Herzmuskelentzündungen.
Das Virus verursacht eine systemische Endothelitis – eine Entzündung der Endothelzellen der Blutgefäße in Herz, Hirn, Lunge, Nieren und Darm. Dies führt zu schweren Durchblutungsstörungen, was zu Herzschäden, Lungenembolien, Gefäßverschlüssen in Hirn und Darm, Multiorganversagen und sogar zum Tod führen kann (Varga et al., 2020). Zudem können neurologische Symptome bzw. Komplikationen auftreten und auch dermatologische Symptome scheinen möglich. Dabei werden die größten Schäden durch die Fehlreaktion des Immunsystems verursacht.
Eine Studie betont die Bedeutung des Spike-Proteins für COVID-19. Die Spike-Proteine sitzen auf der Oberfläche des Coronavirus, docken an das körpereigene Protein ACE2 in der Zellmembran an und dringen so in die Körperzellen ein. ACE2 hat vielfältige Aufgaben und eine Schutzwirkung im Herz-Kreislauf-System. Das Protein ist beispielsweise zuständig für die molekulare Signalübertragung zu den Mitochondrien. Zudem ist ACE2 ein wichtiger Teil des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS), das u. a. den Blutdruck reguliert. Die Spike-Proteine des Coronavirus binden an ACE2 und „belegen“ diese, so dass dessen eigentliche Aufgaben verhindert werden (Lei et al., 2021).
Für die Studie erschufen Lei und Kollegen (2021) ein Pseudovirus, das kein virales Erbgut enthält, aber die klassische Außenhülle mit Spike-Proteinen aufweist. Das Pseudovirus wurde Hamstern injiziert, bei denen es Schäden an Arterien und in der Lunge verursachte. Neben Endothelschäden waren auch die Mitochondrienfunktion beeinträchtigt und die eNOS-Aktivität reduziert, was zur verminderten Bildung des blutgefäßerweiternden NO (Stickstoffmonoxid) führt.
Das Spike-Protein ist somit nicht nur für die Infektion relevant, sondern kann auch selbst auf zellulärer Ebene, u. a. am Gefäßsystem, große Schäden verursachen. Dies könnte erklären, warum COVID-19 eine Multisystemerkrankung ist und zu Komplikationen in vielen Organen und z. B. auch zu Schlaganfällen führen kann. Die Forscher der Studie gehen aufgrund ihrer Erkenntnisse sogar so weit, COVID-19 nicht als Atemwegserkrankung, sondern als Gefäßerkrankung zu bezeichnen (Cereceda, 2021).
4.2 Testmöglichkeiten
PCR-Test
Kein medizinischer Test ist perfekt. Doch PCR-Tests bieten das zuverlässigste Ergebnis bei der Testung auf eine COVID-19-Erkrankung. Als Probe dient ein Nasen- oder Rachenabstrich, der durch medizinisches Personal entnommen und im Labor auf SARS-CoV-2-Viren untersucht wird. Durch das PCR-Verfahren (polymerase chain reaction) können auch sehr kleine Virusmengen erkannt werden. Das Ergebnis liegt meist innerhalb von 24 Stunden vor.
Antigen-Schnelltest und Selbsttest
Antigen-Schnelltests liefern ein Ergebnis innerhalb von 15 Minuten direkt vor Ort. Der Test kann durch medizinisches Personal oder auch selbst durchgeführt werden. Auch hier wird ein Nasen- oder Rachenabstrich genommen.
Antigen-Schnelltests sind deutlich weniger zuverlässig als allgemein angenommen wird und somit vermutlich eher schädlich als nützlich.
Im Rahmen einer Studie der Universität Würzburg wurden über 5000 Patienten des Klinikums Würzburg Mitte parallel per PCR-Test und per Antigen-Schnelltest auf COVID-19 getestet. Durch den Schnelltest wurden nur 43 % der Infizierten erkannt – über die Hälfte blieb unerkannt. Die Sensitivität (also die Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Person erkannt wurden) war stark abhängig von der Viruslast der getesteten Person, je höher die Viruslast, desto eher war der Schnelltest positiv (Wagenhäuser et al., 2021).
Die hohe Sensitivität der Schnelltests bei hoher Viruslast hat immerhin das Gute, dass potenzielle Superspreader aus dem Verkehr gezogen werden können. Die falsch-negativen Tests geben der getesteten Person jedoch eine falsche Sicherheit und können dazu führen, dass sich Infizierte nicht mehr an die Schutzmaßnahmen wie Abstandhalten oder Maskentragen halten und – auch bei geringer Viruslast – das Virus weiterverbreiten. Als zentrale Schutzmaßnahme sind die Schnelltests daher alles andere als geeignet.
Da auch falsch-positive Ergebnisse bei den Schnelltests möglich sind, wird ein positiver Schnelltest immer durch einen PCR-Test bestätigt, bevor die Diagnose COVID-19 sicher ist und die Quarantäne angeordnet wird.