Читать книгу Der Corona-Selbsthilfe-Ratgeber - Dr. med. Ludwig Manfred Jacob - Страница 8

Оглавление

2. Was ist „Corona“?

Coronaviren sind eine große Familie von Viren, die bei vielen Tierarten Infekte und beim Menschen Atemwegsinfekte auslösen. Die durch das Virus SARS-CoV-2 ausgelöste Atemwegsinfektion nennt man COVID-19 (COronaVIrus Disease 2019). Nach SARS und MERS ist COVID-19 Folge der bereits dritten Infektionswelle, die durch Coronaviren ausgelöst wurde. Umgangssprachlich wird COVID-19 häufig vereinfacht „Corona“ genannt.

2.1 Ursprung vieler Infektionskrankheiten und von SARS-CoV-2

Viele infektiöse Krankheiten, die sich zu Epidemien entwickelten, gibt es erst seit etwa 10 000 Jahren. Das ist genau der Zeitpunkt, zu dem die Menschheit begann Tiere zu zähmen und zu domestizieren. Ohne diesen Schritt wären wir von einer Vielzahl an Krankheiten verschont geblieben, denn die bekanntesten Viren wurden ursprünglich von Tieren auf den Menschen übertragen: Masern (Rinder), Pocken (Kamele), Keuchhusten (Schweine), Typhus (Hühner), Influenza (Enten), Lepra (Wasserbüffel), Rhinoviren/Erkältung (Pferde), HIV (Affen).

Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 entstand vermutlich in Fledermäusen und wurde über einen Zwischenwirt auf den Menschen übertragen. In Verdacht stehen hierbei verschiedene Wildtiere, die in China verzehrt werden. Es wurde vermutet, dass das Virus von einem großen Wildtier- und Meeresfrüchtemarkt im chinesischen Wuhan stammt, von wo aus es Ende 2019 erstmals auf den Menschen übersprang (Schwarz, 2020; McKeever und Greshko, 2021). Dies konnte bisher jedoch nicht belegt werden (Ärzteblatt, 2021). Allerdings wurden im Januar 2020 nach der Schließung des Marktes 585 Proben aus Abflüssen und von Oberflächen entnommen, von denen 33 positiv auf SARS-CoV-2 untersucht wurden. Außerdem gibt es sehr gut dokumentierte Berichte über den Verkauf lebender Wildtiere auf diesem Markt, auch wenn dieser von China mittlerweile geleugnet wird (Gale, 2021). Da Wildtiermärkte auch schon SARS auslösten, ist dies eine peinliche Situation für China.

Schon das Schwere Akute Respiratorische Atemwegssyndrom (SARS) und das Nahost-Atemwegssyndrom (MERS) wurden durch Coronaviren verursacht, welche ursprünglich Tiere (Fledermäuse und Zwischenwirte) infizierten.

Mit Recht wird gefordert, vor allem den Konsum von Tieren aus der Massentierhaltung, als maßgebliche Brutquelle von Seuchen und Krankheiten, zu überdenken und einzuschränken. Ein Verbot von Wildfleisch, das in China nach der Epidemie verhängt wurde, treffe nicht den Kern des Problems (Jacob et al., 2020).

In der Menschheitsgeschichte gibt es regelmäßig Seuchen. Einige besonders bekannte Beispiele: Die Pest tötete im Mittelalter ein Drittel der europäischen Bevölkerung. Die spanische Grippe 1918 kostete etwa 40 Millionen oft junge Menschen weltweit das Leben; der Ursprung des Virus war Geflügel (Taubenberger, 2006). Schweine sind inzwischen auch ein Herd von neuen Grippeviren, daher der Name „Schweinegrippe“. Die gewöhnliche Grippe tötet jedes Jahr weltweit zwischen 250 000 und 500 000 Menschen. Und das ohne Verschwörungstheorien und Biotechnologie.

2.2 Virus-Varianten

Virus-Varianten entstehen durch Mutationen des Virus bei der Vervielfältigung. Eine Mutation ist eigentlich ein Fehler, der im Erbgut entsteht, und für den jeweiligen Organismus oft keine Auswirkung hat. Manchmal sorgt die Mutation aber auch für eine neue Eigenschaft, die von Vor- oder Nachteil sein kann. Im Falle eines Virus kann eine Mutation beispielsweise dazu führen, dass dieses hitzestabiler, ansteckender oder gefährlicher wird. Solch eine Mutante kann sich deutlich schneller ausbreiten. Mutationen, die schlechte Eigenschaften hervorrufen, sind ebenso häufig, fallen jedoch kaum auf, da sie durch die stärkeren Varianten verdrängt werden.

Impfungen erhöhten den Selektionsdruck des Virus, die Wahrscheinlichkeit für neue Virusvarianten steigt zunächst an. Langfristig sorgt eine verbreitete Impfung aber dafür, dass das Virus insgesamt seltener wird und somit auch Mutationen unwahrscheinlicher werden.

Von SARS-CoV-2 sind bereits zahlreiche Mutationen im Umlauf. Diese werden nach ihrer Gefährlichkeit eingestuft. Als „besorgniserregend“ („Variants of Concern“) gelten derzeit folgende Virusvarianten (BzgA, 2021; WHO, 2021):

Alpha (B.1.1.7): Die Alpha-Variante wurde erstmals im September 2020 in Großbritannien entdeckt. Sie ist ansteckender als das ursprüngliche Virus und geht möglicherweise mit einer erhöhten Sterblichkeit einher. Diese Variante war für die dritte Infektionswelle in Deutschland im Frühling 2021 verantwortlich.

Beta (B.1.351): Die im Mai 2020 zuerst in Südafrika gefundene Beta-Variante ist vermutlich ansteckender als das ursprüngliche Virus. Eine durchlaufene Infektion und Impfungen schützen vermutlich weniger gut vor einer (erneuten) Infektion. Die Beta-Variante ist in Deutschland kaum verbreitet.

Gamma (P.1): Die Gamma-Variante ist im November 2020 zuerst in Brasilien aufgetaucht. Die Eigenschaften ähneln denen der Beta-Variante.

Delta (B.1.617.2): Die Delta-Variante, die im Oktober 2020 zuerst in Indien identifiziert wurde, ist deutlich ansteckender als das ursprüngliche Virus und die Alpha-Variante. Das Delta-Virus breitet sich daher weltweit extrem schnell aus und ist inzwischen in Deutschland vorherrschend. Impfungen schützen vor einer Infektion mit der Delta-Variante deutlich schlechter als vor der Alpha-Variante, aber sie verhindern gut einen schweren Verlauf.

Die Delta-Variante ist nahezu so ansteckend wie die Masern – die infektiöseste bekannte Erkrankung weltweit. Trotz Impffortschritts schnellen die Infektionen in vielen Ländern in die Höhe. Das Virus ist im Gegensatz zum ursprünglichen Virus hitzeresistent und verbreitet sich auch im Sommer sehr schnell, auch im Freien. Im Winter, wenn sich die Menschen häufiger in Innenräumen aufhalten, wird sich dies noch verstärken (Gretler und Lacqua, 2021).

Personen, die bereits mit dem alten Virus erkrankt waren, können mit der Delta-Variante erneut erkranken.

Generell ist die Delta-Variante so gefährlich und ansteckend, dass sie kaum mehr zu toppen ist. Daher dürfte sich die Lage bis zum nächsten Sommer 2022 beruhigen – entweder aufgrund der Impfungen oder aber der zunehmenden Zahl an Genesenen. Es wird zwar keine echte Herdenimmunität geben, aber die Erkrankung wird an Aggressivität und Häufigkeit verlieren.

Der Corona-Selbsthilfe-Ratgeber

Подняться наверх