Читать книгу Der Corona-Selbsthilfe-Ratgeber - Dr. med. Ludwig Manfred Jacob - Страница 12
5.1 Die Sterblichkeitsrate
ОглавлениеDie Sterblichkeit durch COVID-19 in einzelnen Ländern variiert sehr stark und liegt in Mexico beispielsweise bei 7,6 %, in der Türkei dagegen bei unter 1 %, was absurd niedrig ist (Worldometer, 2021, Stand: 30.09.2021). Dies lässt sich durch verschiedene Faktoren erklären. Neben der Altersstruktur der Bevölkerung und dem Anteil an Risikopatienten spielt auch die Politik eine große Rolle: Ist eine korrekte Erfassung politisch erwünscht oder nicht? Weiterhin ist selbstverständlich das Gesundheitssystem entscheidend, beispielsweise die Ausstattung der Krankenhäuser mit Betten, Material (z. B. Beatmungsgeräte) und Personal. Aber auch die Teststrategie hat einen großen Einfluss. Denn je mehr COVID-19-Tests durchgeführt werden, desto mehr (mild verlaufende) Infektionen werden aufgedeckt, was die Sterblichkeitsrate statistisch sinken lässt (MPG, 2021).
Leider sind die Symptome bei COVID-19 so unspezifisch, dass die Infektionsraten deutlich höher liegen als aufgrund bestätigter Testergebnisse bekannt ist. Tatsächlich gibt es sehr viel mehr mild oder symptomlos verlaufende COVID-19-Infektionen als offiziell diagnostiziert werden. Schätzungen zufolge wurden in China nur etwa 5 % aller Fälle diagnostiziert und erfasst (Read et al., 2021).
Die Dunkelziffer der Infektionen mit dem Coronavirus in Deutschland ist im letzten Jahr allerdings deutlich zurückgegangen. Betrug sie im Mai 2020 noch 90 %, so liegt sie derzeit je nach Studie bei 30 % bzw. 42 % (Uni Lübeck, 2021; Gutenberg COVID-19-Studie, 2021). Dies liegt zum einen an der vermehrten Testung, zum anderen an der Verbreitung der Delta-Variante, die viel seltener symptomlos verläuft.
Tab. 2: Prozentualer Anteil COVID-19-bedingter Todesfälle bei COVID-19-Fällen (Worldometers, Stand: 29.06.2021)
Land | Anteil tödlich verlaufender COVID-19-Fälle* | Geschätzte tatsächliche Todesrate aufgrund von Antikörpertests |
China | 5,1 % | 0,27 % (Read et al., 2021) |
Italien | 3,0 % | |
Großbritannien | 2,7 % | 0,6 % (Ward et al., 2020) |
Deutschland | 2,4 % | 0,36 % (Streeck et al., 2020) |
Südkorea | 1,3 % |
*Bei den Prozentangaben handelt es sich um eine kumulative Zahl. Das bedeutet, dass alle Infektionen seit Beginn der Pandemie berücksichtigt werden – auch diejenigen vor Beginn der verbreiteten Testungen, als die Dunkelziffer noch sehr hoch war.
Im Rahmen einer Studie wurde im Zeitraum vom 20.06. bis 13.07.2020 bei 100 000 zufällig ausgewählten Erwachsenen aus England ein Antikörper-Test durchgeführt, um Personen zu identifizieren, die bereits eine COVID-19-Infektion hinter sich hatten. London wies mit 13 % die höchste Rate an Antikörper-Positiven im Land auf (Ward et al., 2020). Setzt man dies in Verbindung mit der Einwohnerzahl Londons (8 982 000, Stand 2019) sowie der Zahl COVID-19-Toter (6885, Stand 17.08.2020), so ergibt sich eine Sterberate von „nur“ 0,6 % (Ward et al., 2020). Schätzungen für China liegen sogar noch niedriger bei 0,2–0,3 %.
Diese Zahl wird bestätigt durch die Übersichtsstudie von Ioannidis, die Ergebnisse von 61 Studien berücksichtigte. Die durchschnittliche COVID-19-Todesrate lag demnach bei 0,27 %, variierte jedoch stark in Abhängigkeit des Standortes (Ioannidis, 2021).
Was zeigen uns diese Zahlen für Vergangenheit und Zukunft?
Die schlechte Nachricht: SARS-CoV-2 ist hochinfektiös und verbreitet sich rasant. Die tatsächlichen Infektionszahlen liegen deutlich höher als bekannt. Personen ohne Symptome waren die Hauptüberträger.
Das Delta-Virus ist wesentlich infektiöser. Menschen erkranken heftig. Die „neuen Symptomlosen“ und damit wesentliche Überträger sind Genesene und Geimpfte, die in Menschenansammlungen keine Masken tragen.
Die gute Nachricht: Die Virusinfektion verlief in vielen Fällen mild und oft sogar unbemerkt. Die mit ca. 2,2 % (Worldometer, 2021, Stand 30.09.2021) relativ hohe Sterberate für Deutschland erklärt sich dadurch, dass längst nicht jede Infektion bekannt ist. Die tatsächliche Sterberate liegt deutlich niedriger bei etwa 0,3 %. Allerdings hinterlässt die Erkrankung nicht selten anhaltende, schwere Gesundheitsschäden (vgl. Long Covid, s. u.). Daher ist die Sterberate immer weniger das Maß aller Dinge.
Die beste Nachricht: Wir sind dem Virus nicht schutzlos ausgeliefert. Auch wenn eine Infektion möglicherweise nicht vermieden werden kann, so kann doch deren Verlauf positiv beeinflusst werden. Das Immunsystem und der Allgemeinzustand eines Infizierten spielen dabei eine entscheidende Rolle: Beides kann man selbst in kurzer Zeit entscheidend verbessern.
Beim Delta-Virus kann man sich mit Impfung und Maske sehr sicher fühlen. Wer auf beides verzichtet, wird mit höchster Wahrscheinlichkeit erkranken – oft auch schwer.