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Homöopathie und Wissenschaft

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In der täglichen medizinischen Praxis ebenso wie in der Selbstbehandlung spielt die homöopathische Therapie eine wichtige Rolle. Im Vergleich mit der Schulmedizin liegt der Homöopathie jedoch ein völlig anderes theoretisches Konzept zugrunde. Dies ist einerseits durch die unterschiedliche Sichtweise von Krankheit und Heilung bedingt, andererseits durch die verschiedenartige Herstellung und Anwendung von homöopathischen sowie schulmedizinischen Arzneimitteln.

Die unterschiedlichen Auffassungen von Homöopathie einerseits und Allopathie, das heißt Schulmedizin, andererseits spiegeln sich vor allem in dem wissenschaftlichen Bereich wider, der für die Prüfung eines Medikamentes verantwortlich ist, bevor es auf den Markt kommt. So sind die in der Schulmedizin üblichen Modelle zur Prüfung der Wirksamkeit von Arzneimitteln nicht ohne weiteres auf die Homöopathie übertragbar. Dennoch besteht die Forderung, auch die Wirksamkeit homöopathischer Mittel ausschließlich anhand so genannter Doppelblindstudien, wie sie in der Schulmedizin Standard sind, zu prüfen.

GRUNDSÄTZLICH ANDERES PRINZIP

Bei dieser Art von Studien wissen weder Arzt noch Patient, ob ein Arzneimittel oder eine Scheinarznei (Placebo) eingenommen wird. Beide sind in Bezug auf die Therapie „blind“. Ein solches Vorgehen setzt jedoch voraus, dass es sich um eine exakt beschriebene Erkrankung handelt, wie beispielsweise einen Erkältungsschnupfen. Während dafür nun in der Schulmedizin ein bestimmter Wirkstoff eingesetzt wird, ohne dabei die individuellen Beschwerden des Patienten zu berücksichtigen, gibt es in der Homöopathie gleich mehrere Mittel. Aufgrund des jeweils speziellen Arzneimittelbildes wählt man ein entsprechendes Homöopathikum aus (siehe Kapitel 2, ab > ff.); und das ist das Problem.

Der Forschungsansatz der Doppelblindstudien ist darum für die Homöopathie letztlich nur in Ausnahmefällen geeignet. Dennoch existieren auch für Homöopathika aussagekräftige Studien. In Deutschland hat vor allem die Karl und Veronica Carstens-Stiftung als unabhängige Einrichtung hierzu erhebliche Forschungsarbeit geleistet.

• Wichtige Studienergebnisse

Damit Sie eine Vorstellung von der Art der Studien zum Thema Homöopathie bekommen, seien hier einige wichtige Studien der letzten Jahre genannt. Die dabei teilweise relativ kleinen Fallzahlen liegen daran, dass an den Universitäten keine systematische Forschung zur Homöopathie durchgeführt wird.

Studie zum Prämenstruellen Syndrom

An der Studie am Center for Integrated Complementary Medicine, Jerusalem, im Jahr 2001 nahmen 20 Frauen im Alter von 20 bis 48 Jahren teil. Eine Gruppe von ihnen, nach dem Zufallsprinzip – „randomisiert“ – ausgewählt, erhielt eine individuelle homöopathische Therapie. Die Vergleichsgruppe bekam ein Placebo. Vor und nach der Behandlung füllten die Patientinnen einen Fragebogen aus über ihre Symptome und ihr Befinden. Durch psychologische Tests wollte man sichergehen, dass die Testergebnisse nicht durch äußere Ereignisse beeinflusst wurden. Bei 90 % der homöopathisch behandelten Patientinnen besserten sich die Beschwerden teilweise sogar erheblich, im Gegensatz zu insgesamt nur 37,5 bei denjenigen, die das Placebo bekamen.

Metaanalyse bei kindlichem Durchfall

Wissenschaftler der Universität von Washington werteten im Jahr 2003 drei klinische Doppelblindstudien mit insgesamt 242 Kindern zusammenfassend aus. Die Kinder im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren hatten entweder ein Homöopathikum oder ein Placebo über fünf Tage als Einzeldosis erhalten, und zwar immer dann, wenn ihr Stuhl flüssig war.

Bei diesen Studien führten die Eltern Buch über die Häufigkeit des Durchfalls, zudem wurden die kleinen Patienten einmal täglich von einem Arzt untersucht. Die Kinder galten als geheilt, wenn weniger als drei Stuhlgänge an zwei aufeinander folgenden Tagen auftraten. Mit der homöopathischen Behandlung dauerte der Durchfall 3,3 Tage, mit Placebo fast einen Tag länger (4,1 Tage).

Randomisierte Doppelblindstudie zum Thema „Fibromyalgie“

An dieser Studie der Universität von Arizona, USA, aus dem Jahr 2004 nahmen 62 Personen mit starken Muskelschmerzen teil. Über einen Monat hinweg erhielten sie eine individuelle homöopathische Behandlung, die Kontrollgruppe bekam Placebos.

Zwei und vier Monate später beantworteten die Teilnehmer Fragebögen über Schmerzen, Lebensqualität, Stimmung sowie ihre generelle Gesundheit. Es konnte eine deutliche Verbesserung nicht nur der Schmerzen, sondern auch der anderen Parameter im Vergleich zu Placebo festgestellt werden.

Doppelblindstudie zum Thema „Allergie“

Während der Allergiesaison von Februar bis Mai wurde in Phoenix, USA, im Jahr 2005 der Einsatz von Homöopathika zur Behandlung von Allergien im Vergleich zu Placebo getestet. Die Studie lief jeweils über einen Zeitraum von vier Wochen. Die 40 Teilnehmer, sowohl Männer als auch Frauen im Alter von 26 bis 63 Jahren, litten unter schwerem allergischen Schnupfen mit einer Entzündung der Augenbindehaut. Die Probanden füllten dabei Fragebögen aus über ihre Lebensqualität, ihr Befinden während der Allergiezeit und über ihre Aktivitäten. Die Auswertung zeigte deutlich, dass sich unter der homöopathischen Therapie die Beschwerden reduzierten und die Lebensqualität zunahm.

Studie zu chronischen Erkrankungen

In einer groß angelegten Studie an der Berliner Universitätsklinik Charité überprüfte man im Jahr 2005, wie Homöopathika bei chronischen Erkrankungen wirken (unter anderem bei Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Allergien). Es wurden 3981 Patienten (2851 Erwachsene und 1130 Kinder), die sich bei niedergelassenen Ärzten schulmedizinisch bzw. homöopathisch behandeln ließen, über ein Jahr hinweg begleitet. Ihre Beschwerden erfasste man dabei in standardisierten Fragebögen, wobei sowohl die Ärzte als auch die Patienten befragt wurden.

Bei den Kindern konnte unter homöopathischer Therapie eine eindeutige Verbesserung der Symptome beobachtet werden (Selbstauskunft sowie ärztliche Untersuchung). Auch bei den Erwachsenen trat eine spürbare Besserung ein.

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