Читать книгу Homöopathie - Das große Handbuch - Dr. med. Markus Wiesenauer - Страница 9

Angewandte Homöopathie

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Nachdem im ersten Schritt die Krankheit bzw. die Beschwerden durch den Homöopathen oder auch eine eingehende Selbstbeobachtung festgestellt wurden, kann nun danach – im zweiten Schritt – das passende Mittel gefunden werden und die homöopathische Behandlung erfolgen.

GRUNDSÄTZLICHES ZUR EINNAHME

Wie bereits geschildert, werden homöopathische Mittel üblicherweise in Form von Globuli, Tropfen oder Tabletten eingenommen. Für eine Selbstbehandlung sind die Streukügelchen am besten geeignet. Bitte beachten Sie jedoch, dass bei manchen Mitteln Globuli aus herstellungstechnischen Gründen erst ab der Potenz D12 zur Verfügung stehen. Es können aber auch ohne weiteres die anderen Darreichungsformen gewählt werden.

Homöopathika sind durch das Potenzieren feinstoffliche Mittel, die entsprechend empfindlich sind. Damit sie nicht auf äußere Reize reagieren und dadurch möglicherweise an Wirksamkeit verlieren, gilt es bei ihrer Einnahme einiges zu beachten:

 Berühren Sie das homöopathische Mittel nicht mit der Hand. Nehmen Sie es auch nicht mit einem Metalllöffel ein. Verwenden Sie stattdessen immer einen Plastik- oder Porzellanlöffel.

 Schlucken Sie das Mittel nicht einfach hinunter, zerkauen Sie es auch nicht. Lassen Sie es auf der Zunge etwa eine Minute lang zergehen, da das Mittel über die Mundschleimhaut in den Körper aufgenommen wird.

 Alkoholhaltige Tropfen können mit Wasser eingenommen werden.

 Nehmen Sie das Mittel etwa eine Viertelstunde vor oder nach dem Essen oder Trinken ein. Rauchen Sie in dieser Zeit auch nicht.

 Bestimmte Substanzen können die Heilwirkung eines Homöopathikums, zumal in höheren Potenzen, beeinträchtigen oder gar verhindern, weil sie entweder einen Gegenreiz setzen oder in Wechselwirkung zum Mittel treten. Vermeiden Sie deshalb während der gesamten Behandlungsdauer den gleichzeitigen Konsum oder die Einnahme bzw. Anwendung von: Kaffee, koffeinhaltigen Getränken (wie Cola), Kamille und ätherischen Ölen wie Kampfer oder Menthol (sind enthalten in Erkältungsbädern, Hustenbalsam, Husten-/ Halspastillen, Mundspülungen, Zahnpasta, Kaugummi, Pfefferminztee ebenso wie in Pfefferminzbonbons und -schokolade).

DOSIERUNG

In diesem Ratgeber empfehlen wir Ihnen die Potenzen D3, D6 und D12. (Die Einnahme höherer Potenzen sollten Sie auf jeden Fall mit einem erfahrenen Therapeuten abstimmen!) Dabei erfordern die Art der Beschwerden sowie die Höhe der Potenz einen jeweils unterschiedlichen Einnahmemodus.

• Akute Beschwerden

 D3- und D6-Potenzen: Hier können Sie eine Gabe des Mittels (5 Globuli bzw. 1 Tablette) stündlich bis alle zwei Stunden einnehmen. Ab dem 2. Tag nehmen Sie es alle zwei Stunden ein, ab dem 3. Tag 3 x täglich.

 D12-Potenzen: Am 1. und 2. Tag das Mittel 4–5×täglich einnehmen, ab dem 3. Tag 2×täglich.

Im Notfall

Bei sehr heftigen Beschwerden können Sie eine Gabe der Arznei in einem Viertelliter Wasser auflösen und davon alle fünf Minuten einen kleinen Schluck trinken. Oder Sie nehmen die Flüssigkeit mit einem Plastik- oder Porzellanlöffel ein, nicht jedoch mit einem Metalllöffel.

Besserung der Beschwerden nach der ersten Arzneimittelgabe

In diesem Fall warten Sie so lange mit der nächsten Einnahme, bis Sie den Eindruck haben, dass die Wirkung des ittels nachlässt. Erst dann nehmen Sie es erneut ein (so wie links unter „Akute Beschwerden“ beschrieben). Es macht hier keinen Sinn, eine höhere Potenz oder mehr Globuli einzunehmen. Denn der Körper benötigt seine Zeit, um auf den Reiz zu reagieren.

Generelle Besserung der akuten Beschwerden

Haben Sie mehrfach das Mittel eingenommen und verspüren eine Besserung, dann reduzieren Sie die Einnahmehäufigkeit um die Hälfte; das heißt, die D12-Potenz nehmen Sie dann nur noch 1×statt 2×täglich ein. Auch wenn Sie den Eindruck haben, die Beschwerden sind vorübergegangen, so nehmen Sie das Mittel noch 2–3 Tage weiter und setzen es dann endgültig ab.

Besserung seit längerem bestehender Beschwerden

 D3- und D6-Potenzen: Nehmen Sie 3×täglich eine Gabe.

 D12-Potenzen: Nehmen Sie 2×täglich eine Gabe.

 Kinder erhalten analog 3 Glob. pro Gabe.

Mittel richtig aufbewahren

Damit Ihre homöopathischen Mittel nicht an Wirksamkeit verlieren, sollten Sie bei der Aufbewahrung auf Folgendes achten:

 Schützen Sie die Arzneimittel generell vor Hitze und Licht – deshalb werden sie auch in einer braunen, Licht abweisenden Arzneiflasche geliefert.

 Lagern Sie sie nicht in der Nähe von intensiv duftenden Substanzen wie Parfüms, ätherischen Ölen, Seifen, Wasch- und Reinigungsmitteln.

 Bewahren Sie die Mittel nicht im Bereich von elektromagnetischen Feldern auf, also nicht in der Nähe von Handys, Computern oder Mikrowellengeräten.

• Chronische Beschwerden

 D3- oder D6-Potenzen: Nehmen Sie 3×täglich eine Gabe.

 D12-Potenzen: Nehmen Sie 2×täglich jeweils 5 Glob. bzw. 1 Tablette.

Das Mittel ist hier langfristig einzunehmen, wobei sich die Dauer nach den bestehenden Beschwerden richtet. Achten Sie hierbei auf Therapiepausen, die Sie alle drei Wochen für eine Woche einlegen sollten.

Für Frauen ist es sinnvoll, die Therapiepause in die Zeit der Periodenblutung zu legen. Denn die Menstruation entspricht aus homöopathischer Sicht einem natürlichen Ausscheidungsvorgang des Körpers. Dieser soll durch homöopathische Mittel weder verstärkt noch abgeschwächt werden. Handelt es sich jedoch um die Therapie einer Periodenstörung, wird das Mittel selbstverständlich weiter genommen.

Treten die Beschwerden nach Abschluss einer Behandlung zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf oder spüren Sie diese bereits im Ansatz, so können Sie nochmals 5 Globuli des entsprechenden Mittels als einmalige Gabe einnehmen.

Dosierungsangaben

Zur Vereinheitlichung der Mengen spricht man von einer „homöopathischen Gabe“. Die folgenden Angaben entsprechen einer solchen Gabe:

Dilution (Dil.)= 5 Tropfen
Tablette (Tabl.)= 1 Tablette
Globuli (Glob.)= 5 Streukügelchen
Ampulle (Amp.)= 1 Injektionslösung

Kinder unter sechs Jahren erhalten 3 Globuli, gegebenenfalls 3 Tropfen in etwas Wasser oder Fruchtsaft gelöst; Neugeborene und Säuglinge 1 Globulus oder einen kleinen Teil einer zerdrückten Tablette.

ERSTVERSCHLIMMERUNG

Unter Umständen verschlechtern sich zu Beginn einer homöopathischen Behandlung die Beschwerden vorübergehend. Dieses Phänomen, das in aller Regel nach einigen Tagen auftritt, wird als Erstverschlimmerung bezeichnet. Im Grunde genommen wäre dafür der Begriff Erstreaktion passender. Denn diese Erscheinung zeigt, dass der Körper reagiert und der Heilungsprozess einsetzt. Die Erstverschlimmerung ist also durchaus als positives Zeichen anzusehen.

Interessanterweise lässt sich bei manchen homöopathischen Mitteln vermehrt eine Erstreaktion feststellen, so beispielsweise bei Sulfur. Aber auch bei höheren D- und C-Potenzen tritt sie gehäuft auf. In der Behandlung chronischer Erkrankungen ist sie ebenfalls des Öfteren zu beobachten.

• Unterschiedliche Symptome

Die Reaktionen sind dabei je nach Potenz des Mittels und Konstitution des Patienten individuell unterschiedlich. So äußert sich bei dem einen die Erstverschlimmerung z. B. in Durchfall, bei dem anderen durch vermehrtes Schwitzen, je nachdem, wie der Körper auf das Mittel reagiert.

In der Regel werden auch Selbstreinigungsprozesse in Gang gesetzt. Sie zeigen sich beispielsweise in vermehrter Schleimausscheidung und in Hautausschlägen. Auf der psychischen Ebene wirken stärkere Gereiztheit oder Weinen bei eigentlich sehr ausgeglichenen Menschen wie ein Ventil, durch das sich der überforderte Organismus entlastet. Mitunter treten auch frühere Symptome wieder auf, die nicht ausgeheilt waren.

Setzen Sie für einige Tage das Mittel ab, nehmen Sie aber erst einmal kein anderes Mittel ein. Versuchen Sie auch nicht, die neu auftretenden oder sich vorübergehend verschlechternden Symptome mit herkömmlichen Medikamenten zu unterdrücken. Nach Abklingen dieser verstärkten Beschwerden führen Sie die Behandlung dann fort.

BEGLEITBEHANDLUNG

Die gleichzeitige Einnahme eines homöopathischen Mittels zu dem von Ihrem behandelnden Arzt verschriebenen Präparat kann sehr sinnvoll sein, da Homöopathika zusätzlich die Beschwerden lindern. Darüber hinaus können sie auch – vor allem bei einem chronischen Krankheitsgeschehen – dazu beitragen, die Behandlung zu verkürzen und die Menge des schulmedizinischen Medikamentes auf Dauer zu reduzieren. Da fast alle allopathischen Arzneien im Gegensatz zu Homöopathika mit mehr oder weniger starken Nebenwirkungen verbunden sind, ist diese Kombination für den Heilungsprozess wie auch zur Behandlung der Nebenwirkungen sinnvoll; vor allem auch deshalb, weil es keine Wechselwirkungen gibt. Sie werden darum in diesem Ratgeber eine sehr große Anzahl chronischer Erkrankungen finden, bei denen die zusätzliche Einnahme eines Homöopathikums empfohlen wird.

BEHANDLUNGSVERLAUF

Genau wie das Krankheitsbild jedes Menschen individuell ist – einschließlich seiner Konstitution bzw. miasmatischen Belastung (siehe >) –, so unterschiedlich ist auch der Zeitraum, den die Heilung bei jedem Einzelnen in Anspruch nimmt.

Eine akute Erkrankung heilt zwar in der Regel schneller wieder ab als eine langsam oder chronisch verlaufende. Aber auch hier gibt es von Mensch zu Mensch Unterschiede. Von Bedeutung ist außerdem, wie schwerwiegend die Erkrankung ist, das heißt, wie ernsthaft Organe und Gewebe in Mitleidenschaft gezogen oder verändert sind.

Chronisch krank?

In diesem Fall beachten Sie bitte unbedingt, dass die zusätzliche Einnahme eines homöopathischen Mittels mit Ihrem Arzt abgestimmt werden sollte. Es darf auf keinen Fall bei einer schweren oder chronischen Erkrankung ohne Rücksprache mit dem Therapeuten das schulmedizinische Präparat reduziert oder gar abgesetzt bzw. durch ein homöopathisches Präparat ausgetauscht werden! Denn dies hat unter Umständen nicht einschätzbare gesundheitliche Probleme zur Folge.

• Lebensenergie mit entscheidend

Der Körper muss die Energie zur Reaktion haben; die Lebenskraft muss in der Lage sein, die Harmonie wiederherzustellen. Junge Menschen und Kinder sind in der Regel diesbezüglich kraftvoller als Ältere. Bei denjenigen Menschen, die bereits oft krank waren bzw. schon häufig allopathische Medikamente über längere Zeit eingenommen haben, verzögert sich der Heilungsprozess, da der Körper nicht „rein“ auf das homöopathische Mittel reagieren kann: Er spricht weniger schnell auf die feinen Arzneireize an. So kann es bei der Behandlung chronischer Erkrankungen oftmals Monate dauern, ehe der Körper auf das Mittel reagiert. Auf keinen Fall sollten Sie aus Ungeduld oder Enttäuschung die Therapie zu früh ab brechen. Der Körper benötigt eine gewisse Zeit, um auf den homöopathischen Reiz antworten zu können. Bedenken Sie überdies, dass eine ungesunde Lebensweise den Heilungsprozess negativ beeinflussen kann.

Bei einer Selbstbehandlung sollten Sie außerdem wissen, dass die Heilung im Fall akuter und chronischer Beschwerden unterschiedlich verläuft. Zwar können sich die Symptome sofort nach der Einnahme eines Mittels bessern. Im Allgemeinen gilt jedoch: Je ausgeprägter und akuter sie sind, desto schneller hilft das Mittel. Bestehen die Beschwerden schon länger oder sind sie gar chronifiziert, braucht der Organismus auch länger, um auf das Mittel zu reagieren. Die Wirkung bezieht sich dabei immer auf die psychische und die körperliche Verfassung.

• Unterdrückung

Treten bei einem Menschen die gleichen Beschwerden in regelmäßigen Abständen auf, zeugt dies letztlich von einer großen Lebenskraft. Denn der Körper ist in der Lage, immer wieder die gleichen Symptome zu produzieren. Schlimmer ist es, wenn statt der alten Symptome neue auftreten. Eventuell verlagert sich die Erkrankung sogar von außen nach innen. Es besteht dann die Gefahr, dass sie chronisch wird und sich verschlimmert. Diesen Effekt nennt man Unterdrückung.

Nicht selten werden bei einer allopathischen Behandlung die neu auftretenden Beschwerden nicht mit der ursprünglichen Erkrankung in Verbindung gebracht und auch wieder nur rein symptomatisch behandelt. Die Homöopathie strebt im Gegensatz dazu eine echte Heilung an – und nicht nur ein (oftmals lediglich vorübergehendes) Nachlassen der Symptome.

Ein wichtiges Therapieziel sollte deshalb darin bestehen, dass unter der homöopathischen Begleitbehandlung zunächst – in Absprache mit dem behandelnden Arzt – die stark wirkenden chemischen Arzneimittel reduziert werden. Inwiefern dann bei diesem Vorgehen schließlich nur noch homöopathisch behandelt werden kann, hängt von der Art und Schwere der Erkrankung und damit auch von der Reaktion, sprich von der „Lebenskraft“ des Patienten, ab. Bitte bedenken Sie jedoch, dass es Krankheiten gibt, die eine lebenslange Behandlung mit allopathischen Mitteln und Homöopathie zwingend erforderlich machen (z. B. insulinpflichtiger Diabetes oder schwere Nierenleiden).

Inwiefern neben der Homöopathie andere gleichfalls „regulierend“ wirkende Verfahren und Maßnahmen eingesetzt werden können, wie etwa ein Kuraufenthalt am Meer, Kneipp-Anwendungen, Akupunktur oder pflanzliche Arzneimittel, ist nicht pauschal zu beantworten: Es kommt hier stets auf den Einzelfall an. Bedenken Sie jedoch, dass viel eben nicht viel hilft. Wird der Organismus mit einer zu großen Anzahl von verschiedenen Reizen konfrontiert, weiß er schließlich nicht mehr, auf welche dieser Stimuli er reagieren soll.

• Heilungshindernis und Regulationsblockade

Im Zusammenhang mit der Unterdrückung kann sich eine mangelnde Reaktionsfähigkeit entwickeln, die von Hahnemann als „Heilungshindernis“ bezeichnet wurde. Er brachte damit zum Ausdruck, dass das richtig gewählte und dosierte Mittel nicht die zu erwartende Arzneiwirkung zeigte; der Patient reagierte gar nicht oder aber nur ausgesprochen schwach auf das Homöopathikum. In der heutigen Zeit spricht man von einer Regulationsblockade. Diese Blockade kann sowohl auf der körperlichen (somatischen) als auch auf der seelischen (emotionalen) Ebene bestehen, etwa durch ein Schockerlebnis (Trennung, Unfall, Verlust des Arbeitsplatzes). In solch einem Fall wird Ihnen der erfahrene Therapeut weiterhelfen.

HOMÖOPATHIE IN DER SELBSTMEDIKATION

Wann können Sie sich mit homöopathischen Mitteln selbst behandeln? Diese Frage lässt sich klar beantworten: bei Befindlichkeitsstörungen und leichteren Erkrankungen ebenso wie bei der Mehrzahl aller akuten Beschwerden, abgesehen von schweren Notfällen, sowie bei den meisten chronischen Erkrankungen. Voraussetzung ist jedoch ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit. Lesen Sie dazu die Ratschläge im Kasten links.

Da die Homöopathie eine individuelle Therapie ist, kann nicht jeder mit den gleichen Beschwerden das gleiche Homöopathikum einnehmen. So muss stets eine intensive Suche nach dem persönlich passenden Mittel stattfinden. Bei der Selbstbehandlung einer chronischen Krankheit sollten Sie

 sich das entsprechende Wissen über Ihre Krankheit aneignen,

 die homöopathische Therapie mit Ihrem behandelnden Arzt abstimmen,

 die verschriebenen schulmedizinischen Präparate auf jeden Fall weiter einnehmen (in genauer Dosierung),

 niemals ein schulmedizinisches Präparat auf eigene Faust durch ein Homöopathikum ersetzen.

Das ist bei der Selbstbehandlung zu beachten

Behandeln Sie sich selbst nur, wenn Sie sich sicher sind. Dies gilt insbesondere für Erkrankungen, die mit Fieber einhergehen, sowie für die Behandlung von Kindern und während einer Schwangerschaft.

 Ziehen Sie im Zweifel stets einen Arzt/ Homöopathen zu Rate.

 Wählen Sie stets nur ein Mittel aus; probieren Sie auch nicht wahllos mehrere hintereinander aus.

 Beobachten Sie die Symptome und gegebenenfalls Veränderungen im Verlauf der Behandlung ganz genau.

 Brechen Sie bei einer über Tage anhaltenden Verschlimmerung die homöopathische Behandlung ab.

 Nehmen Sie wegen eines chronischen Leidens ein Homöopathikum und erkranken Sie akut, z. B. an einem Infekt, dann setzen Sie das Mittel so lange ab, wie Sie nun ein Akutmittel benötigen. Nach Abklingen der Beschwerden beenden Sie die Akutbehandlung und nehmen wieder das vorherige Mittel.

• Homöopathie und Schwangerschaft

Durch ihre spezielle Verarbeitung haben Homöopathika keine Nebenwirkungen (zumal wenn die in diesem Buch angegebenen Potenzen und Dosierungshinweise berücksichtigt werden). Deshalb sind homöopathische Mittel in Schwangerschaft und Stillzeit von so großer Bedeutung. Denn sie ermöglichen es hier, Beschwerden sanft zu lindern.

• Die Mittelfindung

Das A und O der homöopathischen Kunst besteht in der Mittelfindung. Dazu ist eine genaue Selbstbeobachtung notwendig (siehe Kasten >). Diese müssen Sie unbedingt vornehmen, wollen Sie sich mit einem homöopathischen Mittel behandeln, ohne einen Therapeuten in Anspruch zu nehmen. Auch sollten Sie grundsätzlich nur ein Homöopathikum einnehmen. Lediglich in Ausnahmefällen wird in diesem Buch zu einem weiteren Mittel in Kombination oder im Wechsel geraten.

Sämtliche der hier genannten Empfehlungen gelten natürlich nur für die in diesem Ratgeber aufgelisteten Mittel und Potenzen. Lassen Sie sich bitte von einem Therapeuten beraten, falls Sie an der Einnahme anderer Mittel interessiert sind.

• Das richtige Mittel gewählt?

Ob das Homöopathikum richtig ist, das Sie ausgewählt haben, können Sie anhand folgender Veränderungen prüfen:

 Sie fühlen sich einfach besser, wohler, weniger müde, ausgeglichener – und dies selbst dann, wenn die körperlichen Beschwerden noch bestehen. Die Heilung erfolgt von Seele zu Körper.

 Die Beschwerden verschwinden rasch oder nach einigen Tagen.

 Bessern sich die eigentlichen Symptome, treten aber andere Beschwerden auf, und zwar anhaltend, dann suchen Sie nach einem neuen Mittel.

 Lassen die Symptome nicht eindeutig nach, verändern sie sich in ihrer Qualität und/oder kommen neue hinzu, ist ebenfalls eine neue Mittelwahl notwendig.

 Bessern sich die Beschwerden, geht der Heilungsprozess aber nicht weiter und treten auch keine neuen Symptome auf, nehmen Sie das Mittel noch zwei Tage lang ein. Tritt dann keine Besserung ein, suchen Sie einen Homöopathen auf.

Alle Symptome sind wichtig

Die bei einem Mittel genannten Symptome oder Modalitäten können sich sowohl auf das erkrankte Organ als auch auf das Gesamtbefinden des Patienten beziehen. Dies erklärt, weshalb Beschwerden genannt sind, die scheinbar in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der Erkrankung stehen. Für die Mittelfindung sind dies jedoch zusätzliche Informationen, die den entscheidenden Hinweis geben können.

• Grenzen der Selbstbehandlung

Bei einer Selbstbehandlung sollten Sie die Therapie abbrechen bzw. einen Arzt aufsuchen, wenn …

 … Sie merken, dass das von Ihnen ausgesuchte Mittel Ihre Beschwerden nicht lindert (bei akuten Erkrankungen sollte dies innerhalb von Stunden geschehen; bei chronischen Erkrankungen innerhalb von Tagen, wobei dies hier aber auch erst nach ein paar Wochen geschehen kann). Auch wenn Sie das absolut passende Homöopathikum gefunden haben, ist es möglich, dass Ihr Körper nicht reagiert. Das heißt, er kann seine Selbstheilungskräfte nicht mobilisieren, seine Lebenskraft ist zu stark geschwächt.

 … Sie trotz eingehender Selbstbeobachtung oder erneutem Mittelvergleich kein passendes Homöopathikum finden. Nehmen Sie trotzdem auf keinen Fall wahllos ein oder gar mehrere Mittel ein.

 … sich die Beschwerden trotz Einnahme des Mittels nicht bessern oder wenn sie sich gar verschlechtern.

 … nach anfänglicher Besserung eine Verschlechterung auftritt. Es kann sein, dass die Arzneimittelwahl nicht optimal war. Vergleichen Sie noch einmal Ihre Symptome mit den angegebenen Mitteln. Sollte auch ein anderes Mittel nicht helfen, gehen Sie zum Arzt.

So finden Sie Ihr Mittel

Da Sie sich besser kennen als jeder andere, dürfte es für Sie kein Problem sein, „Ihr“ Mittel zu finden. Wichtig dabei ist, sich und seine Beschwerden genau zu beobachten. Sind Sie sich dabei nicht sicher, sollten Sie eine Vertrauensperson zu Rate ziehen. Notieren Sie die Antworten auf folgende Fragen:

 Um welche Art von Beschwerden handelt es sich (z. B. Schmerzen, Juckreiz)?

 Wie fühlen sich diese genau an (z. B. stechende, brennende Schmerzen)?

 Begrenzen sich die Beschwerden auf einen Bereich oder weiten sie sich aus?

 Ist der betroffene Bereich entzündet (gerötet, geschwollen, warm)?

 Gibt es Absonderungen/einen Sekretausfluss? Wie sieht dieser aus?

 Seit wann haben Sie die Symptome?

 Wann traten die Beschwerden zum ersten Mal auf, wann treten sie nun auf (anhaltend, sporadisch, nach welcher Tätigkeit)?

 Gab es einen Auslöser (Wind, kaltes Wetter, Hitze oder auch Stress, Hektik)?

 Können Sie noch einen anderen Zusammenhang herstellen (hormonelle Veränderungen wie Wechseljahre, Periode)?

 Wodurch verändern sich die Beschwerden (Besserung/Verschlechterung)?

 Beeinträchtigen die Beschwerden Ihr Allgemeinempfinden (fühlen Sie sich zusätzlich müde, matt)?

 Gibt es diese Art der Beschwerden auch in Ihrer Verwandtschaft?

 Haben Sie Fieber?

 Schlafen Sie gut?

 Haben Sie Hunger oder Durst?

 Wie ist Ihre Stimmung (gedrückt, gereizt, traurig, ruhelos, nervös)?

 Beobachten Sie an sich paradoxe Symptome (beispielsweise: Übelkeit bessert sich durch Essen, Kopfschmerzen bessern sich durch Bücken)?

 Neigen Sie zu bestimmten körperlichen Reaktionen (Erkältung, Entzündung, Durchfall, Hautausschlägen)?

 Mögen Sie lieber allein sein oder suchen Sie Gesellschaft?

 Können Sie sich gut konzentrieren?

Beantworten Sie diese Fragen ausführlich und genau. Notieren Sie auch Weiteres, das Ihnen auffällt, denn alle Einzelheiten zeigen den Weg zu Ihrem persönlichen Krankheitsbild und damit zu Ihrem Mittel.

Grundsätzliches zur Genesung

Es empfiehlt sich, zusätzlich zu der homöopathischen Behandlung einiges zur Gesundung zu beachten, was gerade heute in unserer schnelllebigen, leistungsorientierten Zeit gern beiseite geschoben wird – nach dem Motto: „Krank sein ist out.“

 Wer akut erkrankt ist, benötigt Ruhe und gehört ins Bett.

 Trinken Sie ausreichend, am besten warmes (stilles) Wasser, denn dieses fördert die Ausscheidung (Entgiftung).

 Essen Sie leichte Kost, wie gedünstetes Gemüse, (wenig) helles Fleisch, Fisch, nichts stark Fetthaltiges.

 Sorgen Sie für eine Umgebung, in der Sie sich wohlfühlen.

 Versuchen Sie, nach der Genesung eine Basis für einen ausgeglichenen Lebensstil zu schaffen. Lernen Sie die Grenzen Ihrer Belastbarkeit kennen. Werfen Sie gegebenenfalls Ballast ab. Schaffen Sie sich einen täglichen Ausgleich. Suchen Sie sich etwas, das Ihnen Spaß macht, wie zum Beispiel Spazierengehen, Radfahren, Walken, Meditation oder Yoga.

HOMÖOPATHIE ALS BEGLEITBEHANDLUNG

Chronische und immer wiederkehrende Beschwerden sollten vorzugsweise mittels einer Konstitutionstherapie unter Aufsicht eines erfahrenen Homöopathen behandelt werden (siehe >). Bei dieser kommen stark wirkende bzw. tief greifende Mittel zum Einsatz, die längerfristig eingenommen und deren Wirkungen vom Therapeuten regelmäßig überprüft werden müssen.

Dagegen geben wir in diesem Buch bei zahlreichen chronischen Erkrankungen keine Ratschläge für eine Konstitutionstherapie, sondern für die zusätzliche Einnahme eines homöopathischen Mittels zu den bereits vom Arzt verordneten schulmedizinischen Medikamenten. Allerdings sollten Sie über die mögliche Einnahme des Mittels, das Sie als das für Sie geeignete herausgefunden haben, mit Ihrem behandelnden Arzt sprechen.

Sinnvoll ist die homöopathische Begleitbehandlung bei mittelschweren und schweren Krankheiten. Denn durch die zusätzliche Einnahme des Homöopathikums bei einer chronischen Erkrankung, wie etwa Asthma oder Diabetes, lässt sich auf Dauer die Dosis des schulmedizinischen Präparates reduzieren (und damit auch die potenzielle Gefahr von Nebenwirkungen). Unter Umständen kann die Einnahme des Mittels langfristig sogar eine wirkliche Heilung bewirken, beispielsweise bei einer Allergie.

Die Krankheitsbilder, die sich nur für die zusätzliche – also nicht ausschließliche – Einnahme eines Homöopathikums eignen bzw. die nur in Absprache mit einem erfahrenen Arzt bzw. Homöopathen eingenommen werden sollten, sind in diesem Ratgeber mit dem Hinweis therapiegestützt versehen und fett gesetzt.

• Wie gehe ich vor?

Die Mittelfindung bei einem chronischen Geschehen unterscheidet sich nicht grundsätzlich von derjenigen bei akuten Beschwerden. Sollten Sie eine Diagnose gestellt bekommen haben, wie z. B. Arthritis oder Bluthochdruck, dann schauen Sie unter diesen Stichwörtern im 2. Kapitel nach. Ansonsten beantworten Sie sich ausführlich die Fragen zu Ihren Beschwerden (siehe >). Bei chronischen Beschwerden werden Sie im 2. Kapitel unter den Mitteln auch folgende Hinweise finden: „Sie haben ständig …“, „Sie erkranken immer wieder …“ oder „Es handelt sich um ein chronisches Geschehen“.

Rechtliche Situation

Die Homöopathie gehört in Deutschland zu den vom Gesetzgeber anerkannten so genannten besonderen Therapierichtungen, wobei für die Zulassung homöopathischer Arzneimittel eigene Bestimmungen gelten. Von verschiedenen gesetzlichen Krankenkassen werden die Behandlungskosten erstattet („integrierte Versorgung“); die Arzneimittel werden jedoch nicht erstattet (Ausnahme: Kinder bis 12 Jahre).

KONSTITUTIONSBEHANDLUNG

Eine grundlegende homöopathische Behandlung der geistigen, seelischen und körperlichen Eigenschaften eines Menschen findet bei einer Konstitutionsbehandlung statt. Diese bietet sich zur Behandlung chronischer oder langjährig bestehender Krankheiten an, denn Konstitutionsmittel setzen sehr tief greifende Reize. In aller Regel werden sie dafür als Hochpotenzen eingesetzt. Für die Selbstbehandlung sind sie deshalb ungeeignet.

Durch langjährige, ausführliche Beobachtungen hat man eine gewisse Anzahl von Konstitutionsmitteln bestimmen können, die jeweils zu einem genau beschriebenen Menschentyp passen. Genauso wie gewisse Menschen ein ähnliches Verhaltensmuster in ihrem Leben zeigen, so ähneln sich auch ihre Krankheitsverläufe. Darauf basiert die Anwendung der Konstitutionsmittel.

In diesem Ratgeber sind die Konstitutionsmittel in unserer Mittelsammlung (zu finden im 3. Kapitel) mit einem Stern versehen. Die so gekennzeichneten Homöopathika lassen sich aber auch durchaus ohne weitergehende Berücksichtigung der konstitutionellen Merkmale bei den beschriebenen körperlichen und seelischen Beschwerden einsetzen. Sie werden im Rahmen der (therapiegestützten) Selbstmedikation in mittleren Potenzen empfohlen.

Übrigens: Während einer Konstitutionsbehandlung sollte kein anderes homöopathisches Mittel ohne Rücksprache mit dem Therapeuten eingenommen werden.

Hinweise zur Benutzung dieses Handbuches

Im 2. Kapitel – dem umfangreichen Beschwerdenkapitel – finden Sie nach Organsystemen und Alphabet geordnet alle gängigen Krankheitsbilder.

Zu Beginn eines jeden großen Beschwerdenkomplexes werden die anatomischen und physiologischen Hintergründe erläutert. Daran schließt sich ein Abschnitt an, in dem die homöopathischen Mittel genannt sind, mit denen sich diese Krankheitsbilder optimal behandeln lassen. Dabei finden Sie die Mittel zweiteilig aufgelistet:

 Zunächst sind unter „Mittel, die helfen“ immer die Homöopathika aufgeführt, welche sich für eine Selbstbehandlung eignen. Hierbei geht es in der Regel um akute Beschwerden.

 Anschließend finden Sie ab dem Zusatz „Mittel, die therapiegestützt helfen“ die Mittel, welche Sie zusätzlich zu einem vom Arzt verordneten herkömmlichen Medikament einnehmen können. Die Einnahme eines solchen Homöopathikums sollten Sie jedoch grundsätzlich mit Ihrem Therapeuten absprechen.

Die Modalitäten, das heißt, durch welche Einflüsse sich das Allgemeinbefinden und die Beschwerden verändern, verbergen sich hinter den Abkürzungen „S“ = „Beschwerden schlechter“ und „B“ = „Beschwerden besser“.

Wertvolle Tipps über Anwendungen, die Ihre Beschwerden zusätzlich lindern, und Hinweise darauf, was ansonsten sinnvoll oder wichtig ist, finden Sie in den blau unterlegten Kästen.

Die Dosierung der Mittel finden Sie am Ende jedes Krankheitskomplexes in einer Tabelle. Dort sind alle Krankheitsbilder mit den passenden Mitteln aufgelistet. Homöopathika, die ergänzend zu einer schulmedizinischen Behandlung eingenommen werden können, stehen in blauer Schrift auf hellerem Fond. Da sich die Akut­do­sie­rungen unterscheiden, sind die verschiedenen Möglichkeiten in den Tabellen durch hochgestellte Ziffern gekennzeichnet. Diese bedeuten:

1 1. Tag stündl., 2. Tag alle 2 Std.; ab 3. Tag 3×tägl. 5 Glob.

2 1. Tag stündl., 2. Tag alle 2 Std.; ab 3. Tag 3 x tägl. 1 Tabl.

3 3 x im Abstand von einigen Min. 5 Glob.

4 3 x im Abstand von 15 Min. 5 Glob., danach je nach Bedarf 4–5 x tägl. 5 Glob.

5 1. Tag 4–5 x tägl., ab 2. Tag 2 x tägl. 5 Glob.

Hinweis: Säuglinge erhalten pro Dosis 1 Globulus, Kleinkinder 3 Globuli.

Im 3. Kapitel sind die 260 wichtigsten Homöopathika dargestellt, wobei die Konstitutionsmittel mit einem Stern * versehen sind.

Die homöopathische Nomenklatur ist nicht einheitlich. Es gelten sowohl die traditionellen Bezeichnungen (z. B. Antimonium crudum) als auch die des Homöopathischen Arzneibuches HAB (in diesem Fall Stibium sulfuratum nigrum). In der Apotheke (wie auch in diesem Buch) werden in aller Regel die Arzneibuch-Namen verwendet. Von den traditionellen Namen abweichende HAB-Bezeichnungen finden Sie im Mittelregister ab Seite 486.

Im 4. Kapitel finden Sie alle Mittel, die in eine homöopathische Haus- und Notfallapotheke gehören. Zudem bietet es einen Überblick über alle Mittel und Beschwerden, die in diesem Buch vorgestellt werden. Diese große Tabelle können Sie auch nutzen, um weitere Einsatzgebiete der Mittel kennen zu lernen.

Homöopathie - Das große Handbuch

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