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Zucker macht stark
ОглавлениеIn allen Situationen, in denen Energie freigesetzt werden muss, ohne dass dabei schädliche Nebenprodukte entstehen, ist Glukose die ideale Energieform. Daher lieben unser Gehirn und unsere Nerven Zucker so sehr. Darüber hinaus ist Glukose aber auch ein idealer Treibstoff für unsere Muskeln, weil aus ihm sehr schnell Energie für die Muskelarbeit freigesetzt werden kann. Ein weiteres Plus: Im Gegensatz zu Fettsäuren, dem Hauptbestandteil von Fetten, die für die Energiefreisetzung »verbrannt« werden müssen, kann Glukose als Energieträger auf zwei völlig verschiedenen Wegen genutzt werden: durch Verbrennung oder durch Vergärung. Bei unseren Jäger- und Sammlervorfahren war dies bei der Jagd oder der Flucht ein enormer Vorteil – und somit entscheidend über Leben und Tod.
Um Energie zu »verbrennen«, braucht es Sauerstoff. Weil aber Zucker in den Muskeln auch dann noch als Treibstoff genutzt werden kann, wenn kein Sauerstoff mehr verfügbar ist, konnten unsere Vorfahren schneller und länger rennen, wilden Raubtieren entkommen oder länger und stärker gegen Feinde kämpfen. Glukose ist somit die Basis der sogenannten Kampf- und Fluchtreaktion.
In gefährlichen Situationen bereitet unser Gehirn den Körper auf solche Situationen vor, indem es in den Nebennieren die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin auslöst, was wiederum zur Freisetzung von Glukose aus den körpereigenen Zuckerspeichern führt – und damit den nötigen Treibstoff zur Verfügung stellt, um optimal kämpfen oder fliehen zu können.
Die aufgenommene Glukose kann je nach Bedarf und aktueller Situation entweder verbrannt oder vergoren werden. Wenn genügend Sauerstoff in den Skelettmuskeln vorhanden ist, wird der Zucker verbrannt. Dabei wird in den Mitochondrien, so heißen die kleinen »Kraftwerke« im Inneren der Zellen, Wasserstoff zu Wasser umgewandelt und so Energie freigesetzt. Diese Energie wird ATP genannt und ist die Grundlage für alle Prozesse, die rund um die Uhr im Körper ablaufen – vom Zellwachstum über die Zellteilung bis zur Muskelbewegung.
Dabei entsteht als Abfallprodukt Kohlendioxid, das aber einfach ausgeatmet wird. Werden dagegen Aminosäuren, also Eiweißbausteine, als Treibstoff verwendet, so fällt neben dem ungiftigen Wasser und dem Kohlendioxid immer auch das giftige Abfallprodukt Ammoniak (NH3 ) an, das über den Darm oder die Nieren ausgeschieden werden muss.
UMSCHALTUNG AUF HÖCHSTLEISTUNG
Der Wechsel vom aeroben in den anaeroben Bereich hat große Konsequenzen für die Fettverbrennung und damit auch für das Körpergewicht. Trainiert man nämlich so intensiv, dass die Muskeln gezwungen sind, im anaeroben Bereich zu arbeiten, können sie nur noch Glukose als Treibstoff verwenden. Die Nutzung von Fettsäuren als Treibstoff ist dann unmöglich. Für alle, die Fett abbauen möchten, ist es daher wichtig, im aeroben Bereich zu trainieren.
Des Weiteren führt ein späterer Übergang von aeroben in anaeroben Stoffwechsel zu einer erhöhten Ausdauerleistung, weil diese ganz entscheidend von der aeroben Leistungsfähigkeit bestimmt wird. Wenn Sie kurzfristig sehr schnell rennen, etwa bei einem 100-Meter-Sprint, ist die Muskelleistung jedoch kurzfristig so hoch, dass gar nicht genug Sauerstoff für die Verbrennung zur Verfügung gestellt werden kann, um die erforderliche Energie freizusetzen. Hier hilft die Vergärung von Glukose, um mit in den Muskeln gespeicherter Glukose weiterhin Energie freizusetzen. Die Gesamtmenge an Energie ist damit die Summe aus der Energie, die mit und ohne Sauerstoff (aerob und anaerob) freigesetzt wird. Letztendlich ähnelt ein 100-Meter-Sprint sehr einer urzeitlichen Flucht- oder Kampfsituation, weil wir kurzfristig mehr Energie freisetzen müssen, als wir es über Sauerstoff alleine könnten. Würden unsere Skelettmuskeln nicht über die Fähigkeit verfügen, zwischen den beiden Programmen zur Energiegewinnung hin und her zu schalten, könnten wir kurzfristig nicht so schnell rennen. Sauerstoff wäre dann der alleinige begrenzende Faktor für die Energiefreisetzung. Eine derartige Leistungseinschränkung hätte früher zur einer langsameren Geschwindigkeit bei der Flucht geführt und unseren Vorfahren vielleicht das Leben gekostet – so wie sie heute den Sprinter den Sieg kosten kann.