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ÜBERFLÜSSIGES RÖNTGEN – EINBLICK OHNE DURCHBLICK

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Zahlreiche Röntgenaufnahmen sind überflüssig. Das gilt nicht nur wie eben geschildert für mindestens 80 Prozent der Bilder bei Rückenschmerzen, die als unnötig gelten, weil sich die Beschwerden meist auch von allein wieder legen – ohne Therapie und vor allem ohne belastende Bildgebung. Der Zusatzgewinn an Informationen ist unerheblich und wiegt die Strahlenbelastung bei Weitem nicht auf.

Doch auch bei vielen anderen Erkrankungen, etwa bei Brust- und Prostatakrebs, werden zu viele Aufnahmen gemacht. Im Falle dieser Tumoren seien immerhin mehr als 40 Prozent der Bildgebung überflüssig, stellten Ärzte 2015 ernüchtert fest8.

Mediziner der New York University kamen zu diesem Schluss, nachdem sie die Daten von 9000 Männern und 30.000 Frauen ausgewertet hatten, die an Frühformen dieser Tumoren litten und eine gute Prognose hatten. Gemäß den Empfehlungen der Fachvereinigung der amerikanischen Krebsärzte (ASCO) sollen Patienten mit solchen Tumoren in Brust und Prostata, die mit einem relativ geringen Risiko einhergehen, seltener mittels Röntgen, Kernspin und CT untersucht werden. Schließlich beeinflusst die Bildgebung keine Therapieentscheidung und trägt auch nicht zur besseren Prognose und wirkungsvolleren Behandlung bei.

Dennoch hält sich hartnäckig die Praxis, viele Aufnahmen zu machen. 44,4 Prozent der Männer mit Prostata-Tumoren und 41,8 Prozent der Frauen mit Tumoren in der Brust wurden der Analyse zufolge unnötig untersucht. Obwohl die Facharztgruppen wenig miteinander zu tun haben, gibt es in den gleichen Regionen, in denen zu viele Aufnahmen der Brust gemacht werden, auch zu viele Aufnahmen der Prostata. Eine Kultur des schädlichen Überflusses.

„Es scheint sich um regional ausgeprägte Usancen zu handeln“, sagt Danil Makarov, der die Studie geleitet hat. „Wir müssen solchen Gepflogenheiten auf den Grund gehen, wenn wir die ärztliche Versorgung verbessern wollen.“ In den USA haben sich mehr als 80 Fachgesellschaften der „Choosing Wisely“-Initiative angeschlossen und geben Empfehlungen ab, vor welchen Tests und Therapien die Patienten bewahrt und gewarnt werden sollten. In Deutschland sind die regionalen Unterschiede in der Häufigkeit von Untersuchungen und Therapien auch enorm, wie in diesem Buch immer wieder belegt wird.

Ist das Medizin oder kann das weg?

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