Читать книгу Katharina und Abigail - Edeltraud-Inga Karrer - Страница 5
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»Das kann er mit mir nicht machen! Was bildet der sich eigentlich ein, wer er ist?« Pausenlos drehen sich ihre Gedanken um das letzte Gespräch mit ihrem Verlagsleiter.
Flughafen Los Angeles: Um sie herum eilen oder schlendern gestresste, lachende, müde und auch ärgerliche Menschen, mit und ohne Gepäck, ankommend oder abreisend – wer weiß das schon?
Ja, sie war einfach aus dem Vertrag ausgestiegen, den er ihr provozierend unter die Nase gehalten hatte. »Wenn du keine verrückten Sachen schreiben kannst, eine richtige Story, dann geh doch einfach! Hast du dir die Zahlen vom letzten Quartal mal angeschaut? Schon wieder zehntausend Leser weniger als die drei Monate zuvor.
Abi, so geht das nicht! Und wer nicht spurt, der fliegt! So einfach ist das. Überleg´s dir! Die Leute wollen Blut und Tränen, keine rührseligen Geschichten über süße Kätzchen.«
»Also gut, dann war’s das! Bye!« Wütend knallte sie hinter sich die Tür zu ihrer Einnahmequelle und zu seinem Büro zu.
Die Sicherheitskontrolle hatte sie bereits hinter sich. Als »alter Hase« kaufte sie sich das Ticket per Internet. Die Zeit reichte aus, um noch einen Kaffee aus dem Lokal gegenüber zu holen.
Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Nach dem Abgang aus dem Verlag fiel sie nicht ins Bodenlose. Sie hatte schon seit einiger Zeit die Idee, ein Buch zu schreiben. Das Gesparte würde sie ein paar Monate über Wasser halten. Und dann war ja da noch dieses Angebot, wieder als freie Mitarbeiterin für das Fernsehen zu arbeiten. Sie konnte sich bisher dazu noch nicht entschließen, weil sie es irgendwie satt hatte, ständig von einem Flughafen zum anderen zu rennen und irgendwo irgendwelche Geschichten zu sammeln.
Auf die Idee mit dem Buch hatten sie eigentlich die Rigorskis gebracht. Das Thema war bereits klar. Es würde von den Schicksalen deutscher Frauen handeln. Die Rigorskis lernte sie in dem Deutschverein kennen. Und in den vielen Gesprächen mit den anderen Deutschstämmigen war dieser Plan in ihr gereift. Das Interesse an diesem Vorhaben steckte wohl auch in ihrer Ahnengeschichte. Ihre Urgroßmutter ging vor sehr vielen Jahren von Deutschland nach Amerika. Die Familie Rigorski hatte dann auch den Kontakt zu Katharina hergestellt, die weitläufig mit ihnen verwandt und zu einem Interview bereit war.
Nach fast elf Stunden kam sie am Frankfurter Flughafen an. Einen großen Teil des Fluges konnte sie schlafen. Das tat gut und vertrieb erst einmal die trüben Gedanken aus ihrem Kopf. Sie hatte sich drei Wochen Urlaub in Deutschland genehmigt. Nach den dichtgedrängten Terminen der letzten Monate hatte sie ihn wirklich verdient und auch nötig.
In Bangkok fand sie auf der Straße einst ein halb verhungertes Kätzchen und rettete es gerade noch vor dem Überfahren. Sie war inzwischen übersättigt von all den blutrünstigen Geschichten, zu denen sie immer wieder mehr oder weniger genötigt wurde. Oft hatte sie ihre Berichte »verändert«, mit anderen Worten »brutalisiert« in den Zeitschriften wiedergefunden. Warum wehrte sie sich nie dagegen? Und dann war die Story mit dem Kätzchen einfach so entstanden – aus Auflehnung – oder was trieb sie sonst dazu?
Den Shuttledienst, der sie zu Katharina bringen sollte, hatte sie schon in Amerika gebucht. Das war sehr praktisch. So konnte sie ihre Weiterreise ohne Wartezeit antreten.