Читать книгу Feuerkuss und Flammenseele - Eileen Raven Scott - Страница 10

Kapitel 6

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Als die Sonne aufging, drehte sich Aruni unter ihrer Bettdecke um und kroch instinktiv zu der Wärme neben ihr. Ein muskulöser, schwerer Arm zog sie näher. Aruni blinzelte mit einem Auge. Ilvio lächelte, ohne die Augen zu öffnen. Er summte im Halbschlaf eine wunderschöne Melodie. Aruni berührte seinen Mund.

„Guten Morgen, du kleiner Teufel“, raunte er und küsste sie auf die Nasenspitze. Seine Gesichtszüge waren entspannt und glücklich, die blonden Locken wild zerzaust. Sie fuhr mit einer Hand an seinem Gesicht entlang.

„Was ist das für eine Melodie?“

„Hmm?“ Ilvio drehte sich auf den Rücken. Er hatte die Augen noch immer geschlossen. „Ach das. Ein Lieblingslied meiner Tante.“

Arunis Hand glitt unter die Bettdecke und erforschte seine Brust. Dann tastete sie tiefer und tiefer und wurde rot, als er ihr entgegen kam. Sie lächelte über sich selbst. In dem Augenblick entfuhr ihm ein kleines Stöhnen, und vor ihren Augen drang ein bläulicher Schimmer unter der Bettdecke hervor.

Aruni schlug die Decke zurück und starrte ihren Liebhaber an. Auf seiner Brust, seinem Bauch, seinem ganzen Körper, überall auf seiner Haut leuchteten blaue Linien. Sie sahen aus wie Schriftzeichen oder Wellen oder beides zusammen. Aruni zog die Decke etwas näher an sich heran.

Ilvio schlug die Augen auf und musterte sie. „Was ist?“, fragte er. Aber noch während er fragte, schien ihm klar zu werden, was los war. „Hör zu, Aruni. Du musst keine Angst haben. Ich tu dir nichts. Ich bin nicht krank oder so, weißt du. Ich bin nur kein normaler Mann.“

„Du bist ein Meereself.“

Die Art, wie sie das Wort beinahe ausspuckte, tat ihr im nächsten Moment wieder leid. Er war also ein Meereself. Na und? Und wenn er ein Waldelf oder ein Vampir gewesen wäre, was sollte es sie kümmern?

Ilvio stützte einen Ellenbogen auf. „Und du? Du bist doch auch keine Menschenfrau, oder?“ Er sah zuerst auf ihre Hörner, dann auf die rote glatte Haut, die direkt unter ihren Brüsten begann.

„Nein, du hast Recht. Es tut mir leid. Ich wusste doch nicht ...“ Sie brach ab. „Stört es dich nicht?“, fragte sie dann.

„Was? Dass ich ein Meereself bin? Wieso sollte es? Daran kann ich nichts ändern, auch wenn ich mich sehr freue, endlich mal andere Wesen kennenzulernen.“ Er tauchte seine Hand unter die Decke und suchte eine Weile, bis er mit ihrer Schwanzspitze wieder hervorkam. Aruni sah auf seine Hand, deren Fingernägel blau schimmerten, und wickelte ihren Schweif um seinen Unterarm. „Gefällt er dir?“, fragte sie verwirrt.

„Jeder Teil von dir ist sexy“, murmelte er und küsste ihre Schwanzspitze. Er küsste seinen Weg an ihrem Schwanz entlang unter die Decke. Aruni ließ sich auf die Matratze fallen und seufzte. Ilvio tauchte wieder auf.

„Aruni?“

„Ja?“

„Du bist wunderschön und das verführerischste Wesen, was ich je kennengelernt habe.“ Er grinste.

Nach diesem Kompliment erlaubte Aruni ihm alles, was er mit ihr machen wollte. Und sie bereute nicht eine Sekunde davon.

Vor der Haustür polterte etwas. Aruni saß augenblicklich aufrecht im Bett und zog die Decke bis unter ihr Kinn. „Verdammt“, flüsterte sie und sah sich hektisch nach einem Versteck für Ilvio um. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Und dann stand Lierd bereits in der Wohnung. Aruni starrte ihn erschrocken an.

Er stellte den Tisch ab und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Ash erschien fauchend vor ihm, und er zauberte doch tatsächlich einen kleinen Fisch aus seiner Hosentasche. Ash fing den Fisch wie eine Weltmeisterin. Lierd rieb seine Hand an ihrem Fell sauber und sah dann auf.

Sein Blick war schwer zu deuten. Wütend war er auf jeden Fall. Enttäuscht vielleicht auch. Aber auch noch etwas anderes. Aruni schluckte.

„Du hast dir einen Menschen gekrallt? Aruni! Bist du wahnsinnig geworden?“

Ilvio schnaubte und Aruni nahm eben noch wahr, dass seine Haut erneut zu leuchten begann. Bei Erregung jedweder Art, dachte sie und griff nach seiner Hand. Ilvio zog sie weg. Aruni sah ihn erschrocken an.

„Ilvio, darf ich vorstellen? Das ist mein Bruder.“

„Halbbruder“, knurrte Lierd und ging drohend einige Schritte auf Arunis Bett zu.

„Woher hast du eigentlich einen Schlüssel?“, fragte Aruni, als sie wieder klar denken konnte.

„Den habe ich nachmachen lassen, und wie du siehst, war es eine gute Entscheidung.“

„Auch wenn du ihr Bruder bist, geht es dich überhaupt nichts an, wer bei ihr ist“, sagte Ilvio. Er nahm Arunis Hand und gab ihr einen Kuss auf die Finger. Dabei sah er Lierd unverwandt an.

Lierds Hörner begannen zu glühen. Seine Blicke brannten kleine Löcher in die Bettdecke.

„Es geht mich sehr wohl etwas an.“ Lierd stutzte. Das Leuchten. Mittlerweile hätte nur ein Blinder es noch übersehen können. „Ach, was haben wir denn da?“ Er ging bis an das Fußende und zog die Bettdecke ein Stück herunter. „Einen Elf? Einen Meereself? Das hätte ich nicht von dir gedacht. Aruni, wenn es schon kein Dämon ist, dann wenigstens jemand mit etwas mehr Feuer in den Adern.“ Er lachte bitter über seinen seltsamen Witz.

Ash sprang auf das Bett und rollte sich zwischen Ilvio und Aruni zusammen. Mit roten Wangen klaubte Aruni das Laken vom Boden, welches sie offenbar aus dem Bett gestrampelt hatte, und schlang es um ihren Körper. Sie drückte Ilvios Hand und kletterte aus dem Bett.

„Du gehst jetzt besser“, fauchte sie ihren Halbbruder an.

„Oh ja, ich gehe. Aber du“, er deutete mit einer gefährlich spitzen Kralle auf Ilvio, „du bist weg, wenn ich wiederkomme. Morgen Abend. Und nun zu dir.“ Er legte seine Kralle an Arunis Brust. „Du wirst dem Clan Rechenschaft ablegen. Das kann ich nicht für mich behalten.“ Er drehte sich um.

„Lierd. Das kannst du nicht machen. Verdammt, ich bestimme, wer in mein Bett darf! Nicht du.“ Sie biss sich auf die Lippe, als sie Lierds funkelnden Blick sah.

„Meine kleine Schwester“, säuselte er. Dann wurde sein Ton wieder hart. „Wir können die Arten nicht vermischen. Wie sollen deine Kinder aussehen? Du müsstest doch wissen, wie es ist, nur halb in jede Welt zu gehören.“

Aruni zuckte zusammen. Ilvio trat neben sie. Seine nackte Haut glühte wie eine Neonreklame, als er seinen Arm um Arunis Schulter legte. „Wie kannst du es wagen?“, knurrte er leise. „Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter. Jeder hat das Recht zu lieben, wen er will. Deinem Clan“, Ilvio spuckte das Wort in Lierds Gesicht, „kannst du höchstens mitteilen, dass Aruni glücklich ist. Alles Weitere spielt sich nur zwischen ihr und mir ab.“

Lierd ließ seinen Blick in aller Ruhe über Ilvios leuchtenden Körper gleiten. Als er auf Höhe der Gürtellinie angekommen war, kniff er die Lippen zusammen. Dann sah er Ilvio wieder ins Gesicht. „Ich berichte, was ich will. Wir sehen uns. Hoffentlich. Nicht. Mehr.“

Lierd knallte die Tür hinter sich ins Schloss. Aruni ließ die Schultern hängen. „Das war der netteste Teil meiner Familie“, sagte sie kleinlaut. „Die anderen reden nie so lange.“

„Komm“, sagte Ilvio leise. Nach einem kurzen prüfenden Blick führte er Aruni wieder zum Bett. „Setz' dich. Kann ich dir irgendwas bringen?“ Er ging in Richtung Küche.

„Whiskey“, murmelte Aruni.

Feuerkuss und Flammenseele

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