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Kapitel 2

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Ilvio schwamm ärgerlich von den anderen weg. Es war alles so sinnlos. Tanzen, tanzen, tanzen, singen, singen, singen. Mehr taten sie nicht. Aber zu dieser Musik wollte er nicht mehr tanzen, und er wollte auch nicht singen. Er wollte die Welt sehen. Etwas, was keiner der anderen verstand. Ilvio schwamm zum Ufer und richtete sich auf. Und bald würden sie ihm dafür auch danken. Er würde ihnen neue Musik bringen. Dann würde es besser werden. Für eine Weile. Und wenn auch das langweilig geworden wäre, würde er eben erneut losziehen.

Am Strand spürte er die ungewohnte Härte des feuchten Sandes unter den Schwimmhäuten seiner Zehen und seufzte. Mit großen Schritten lief er am Wasserrand entlang. Er rieb sich die Brust. Seine Lungen schmerzten, er hatte sie schon ein paar Monate nicht mehr benutzt. Am Ende des Sandstrandes sah er sich um. Vor ihm lagen die Klippen und darauf ein grüner Rand aus Gras und Bäumen. Hinter ihm lag das dunkle, unendliche Meer. Seine Heimat.

Entschlossen ging er bis an die steile Felswand, lief ein Stückchen daran entlang und fand schließlich den schmalen Pfad, der holprig und schief zwischen den Felsen landwärts führte.

Ilvio ging ohne zu zögern den Pfad entlang. Auf einmal öffneten sich die Felsen, und er stand oben am Klippenrand, hoch über seiner Welt. Als die Sonne aufging und das Meer glitzern ließ, flog ein Schwarm Seemöwen laut kreischend über seinen Kopf hinweg. Ilvio warf den Kopf zurück und lachte. Er ließ sich auf das Gras fallen und sah einfach in den Himmel, folgte den Wolken mit seinen Blicken und staunte über all die Farben, die durch den Himmel wanderten. Zuerst dunkles Blau, dann ein roter Schimmer wie von Seesternen, und dann hatte der Himmel eine so strahlend blaue Farbe, wie er sie noch nie gesehen hatte. Zumindest kam es ihm so vor. Die unendliche Weite und die klare Luft nahmen ihm den Atem.

Seine Gedanken begannen zu wandern, zusammen mit den Wolken. Wohin sie wohl zogen? Noch nie war er allein an Land gegangen. Sonst kam immer seine Tante mit. Aber sie teilte nicht seine Meinung, dass sich etwas ändern musste.

Eine melodische Stimme riss ihn aus seinen Tagträumen.

„Oh? Besuch?“ Ein leises Lachen ertönte.

Ilvio schirmte seine Augen gegen die Sonne ab und drehte den Kopf. Audrey! Eine der wenigen Menschen, die von den Meereselfen wussten. Wobei Audrey streng genommen kein Mensch mehr war, sondern ein Geist. Natürlich, sie wohnte immer noch an diesem Küstenabschnitt, das letzte Mal hatte er sie allerdings auf der anderen Seite der Küstenstadt gesehen.

„Schön, dich wiederzusehen, Ilvio“, sagte Audrey und setzte sich ihm gegenüber in das Gras. Sie nickte zum Meer. „Ein berührender Anblick, nicht wahr? Möglicherweise ist es dieser Anblick, der mich an diese Welt fesselt.“ Sie richtete den Blick zum Horizont. Ilvio schmunzelte, sie und er wussten genau, dass es nicht nur am Sonnenaufgang lag, dass Audrey immer noch hier war, obwohl sie längst gestorben war. Sie hatte sich einfach entschieden zu bleiben, genau wie ihre Eltern, die den Geisterhügel hinter der Küstenstadt bewohnten.

Mit einiger Belustigung begriff er plötzlich, wieso sie ihn nicht ansah. Er war nackt, bis auf die paar Seealgen, die er sich um seine Lenden geschnürt hatte.

„Bleibst du länger?“, fragte Audrey. „Ich könnte dir eine Hose beschaffen, und vielleicht ein Hemd.“

„Das wäre wunderbar“, sagte Ilvio. „Ich möchte nach London. Du hast mir doch schon oft von der Hauptstadt erzählt. Gibt es dort gute Musik?“

Audrey lachte. „Aber ja! Was suchst du genau?“

„Das werde ich erst sicher wissen, wenn ich es höre“, überlegte Ilvio. „Bei uns ist alles so eintönig geworden. Wir brauchen etwas Neues.“

„In London wirst du es bestimmt finden. Es gibt dort andauernd Konzerte, Partys, Musikgeschäfte, alles Mögliche. Komm mit, ich habe alles in den Hügeln gehortet, was du brauchst.“

Feuerkuss und Flammenseele

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