Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 13 und 14 - Elda Drake - Страница 11
ОглавлениеKapitel 8
Es hätte nun eigentlich alles zum Besten stehen sollen, doch Hetty war beunruhigt. Beim Abendessen war ihr aufgefallen, dass Patrick einen belustigten Blick auf das neuvermählte und soeben zurückgekehrte Paar geworfen hatte, das so frisch verliebt wirkte, wie zwei Sechzehnjährige und auch gar nicht versuchte, das Glück das sie gefunden hatten, zu verheimlichen. Bis dahin war auch noch alles im wunderbar grünen Bereich gewesen, doch dann hatte sie gesehen, dass Patrick seine Frau ansah und ein Schatten über sein Gesicht lief. Was war los? Ab diesem Moment hatte sie ihn aus den Augenwinkeln beobachtet und versucht aus seinem Verhalten noch mehr Fingerzeige zu bekommen. Doch der ließ sich, wie üblich, nicht in die Karten schauen und beteiligte sich rege an der Unterhaltung, als ob alles in Ordnung wäre. Verflucht nochmal – jetzt würde sie die ganze Nacht darüber nachdenken und sich Sorgen machen.
Kai hatte bemerkt, dass seine Freundin plötzlich ihre geheiligte Ruhe verloren hatte und inzwischen mit dem unbeteiligsten Blick auf Gottes Erden am Tisch saß. Dies war für ihn ein untrügliches Zeichen, das in ihrem Gehirn wieder einmal Gedanken unterwegs waren, die außer ihr keiner wissen sollte. Und er musste noch nicht mal raten, um was es dabei wohl ging. Innerlich versuchte er, ein Seufzen zu unterdrücken. Würde Hetty denn nie aufhören, sich in Patricks Angelegenheiten einzumischen? So konnte der Junge doch nie zur Ruhe kommen.
Es hatte einige Tage gedauert, bis sich für Hetty endlich die Gelegenheit ergab, mit Patrick alleine zu sprechen. Der Junge hatte mit ihnen Abend gegessen, aber dabei schon reichlich angespannt gewirkt.
Nachdem Chrissie ins Bett gegangen war und Simon mitgenommen hatte, stand er auf und erklärte. »Ich brauche etwas frische Luft«, und ging nach draußen.
Kurz darauf erhob sich auch Kai auf und meinte. »Ich muss morgen früh raus und es wird ein harter Tag. Ich verzieh mich ins Bett.«
Hetty, die gerade mit Dolly im Gespräch war, sah auf und meinte. »Ich komm dann auch bald«, nachdem sie seinen Abschiedskuss erwidert hatte.
Bald darauf entfuhr Dolly ein Gähnen und verlegen meinte sie. »Tut mir leid, aber ich bin schrecklich müde.«
Fritz folgte ihr natürlich auf dem Fuß und damit war der Weg frei, endlich alleine mit Patrick sprechen zu können. Hetty hatte eine leise Ahnung, wo sie ihn finden würde und lag richtig mit ihrer Annahme, dass er in einem der Stühle am Schwimmingpool saß und auf das Wasser starrte.
Als er ihre Schritte hörte, sah er auf und kurzzeitig konnte er seine Gefühle nicht verbergen. Was auch kein Wunder war, denn hier am Pool hatte alles angefangen und alles aufgehört. Hier hatte sie ihm gesagt, er wäre für sie nur ein toller Bettgenosse gewesen und er hatte ihr geglaubt. Und deshalb am nächsten Tag, wie vorgesehen, Chrissie geheiratet. Sie hatte ihn damals angelogen, weil sie dachte, es wäre das einzig Richtige gewesen. Er sollte seine Traumfrau bekommen und keinen Gedanken mehr an eine fünfzehn Jahre ältere Frau verschwenden, mit der er eine kurze Affäre gehabt hatte. Vor allem wollte sie nicht, dass er erfuhr, dass auch sie ihn liebte. Nicht so sehr wie Kai, aber sie liebte ihn und daran hatte sich auch nichts geändert. Nur dass sie dann ihren Mund nicht halten konnte und nach der Hochzeit doch die Wahrheit gestand. Aber nun war doch Chrissie wieder gesund und jetzt sollte doch eigentlich alles wieder in Ordnung sein.
Hetty war schon immer äußerst gut darin gewesen, Gedanken, die sie nicht denken wollte, zu verdrängen. Und auch jetzt war sie völlig unzugänglich für den Einwurf ihres Verstandes. »Er liebt dich immer noch mehr als seine Frau.«
Die Sarkasmusabteilung grinste. »Den Satz hättest du dir sparen können. Du weißt doch, bei Patrick lässt sie sich nicht reinreden. Sie will eine weiße Weste haben, also biegt sie die Wahrheit solange, bis sie passt.«
Und natürlich hatte diese Fraktion wieder einmal recht. Hetty setzte sich Patrick gegenüber in einen Stuhl und sah ihn nachdenklich an. »Was ist mit dir los? Du wirkst abgespannt und fertig?«
Der sah sie an und war kurz davor ihr zu sagen, was wirklich Sache war. Dass er eine Frau geheiratet hatte, die schon seit vor der Geburt ihres Sohnes keinerlei körperlichen Kontakt mehr mit ihm wollte und er in dieser Ehe festsaß, weil er mit ihr einen gemeinsamen Sohn hatte. Wobei er sich nach wie vor ziemlich sicher war, dass der Ausrutscher eben kein Ausrutscher gewesen war, sondern seine Frau ihm das Kind mit Absicht untergeschoben hatte. Welche Gründe sie dazu bewogen hatten war ihm egal, aber er saß fest und konnte nicht aus. Und hätte Hetty ihm damals an dem Abend vor seiner Hochzeit die Wahrheit gesagt, dann wäre er vielleicht nicht unbedingt mit ihr zusammen, aber auf alle Fälle hätte er nicht geheiratet und müsste sich nicht Tag für Tag verstellen und den Leuten vorspielen, bei ihm wäre heile Welt.
Aber dazu hatte er nicht den Charakter und so seufzte er nur laut auf und meinte. »In der Firma sind momentan ein paar neue Mitarbeiter da, die angelernt werden müssen. Und da Fritz ja mit Dolly beschäftigt ist, bleibt alles an mir hängen.«
Er verzog das Gesicht. »Und Simon hält mich dann auch noch auf Trab, das ist momentan alles ein bisschen viel für mich.«
Hetty war erleichtert. »Chrissie ist auch schon fast wieder wie früher, die Hormontherapie zeigt wirklich Erfolge. Ich hatte schon Angst, dass ihre Krankheit Auswirkungen auf deine Ehe gehabt hat.«
Patrick musste noch nicht einmal lügen. Seine Frau hatte ihn schon zurückgewiesen, bevor Simon auf der Welt war. »Nein, keine Sorge, die hat nichts verändert.«
Hetty atmete auf. Also waren alle ihre Sorgen umsonst gewesen. Aber sie wollte auf Nummer sicher gehen. Schließlich war ihr Patricks Glück wichtig und das was sie damals getan hatte, sollte keine negativen Folgen für ihn haben. »Dann ist bei euch also alles in Ordnung?«
Patrick starrte sie an. War sie denn so blind? Nichts war in Ordnung – rein gar nichts. Verzweifelt versuchte er eine angemessene Antwort zu finden.
Hetty hatte gemerkt, dass er zögerte und wurde nervös. Warum antwortete er nicht sofort? Sie stand auf und trat vor ihn hin. »Patrick, sag mir die Wahrheit. Bitte sage mir, ob du mit Chrissie wirklich glücklich bist!«
Nachdem er lange in ihre grünen Augen geschaut hatte, überwand er sich schließlich. »Selbstverständlich bin ich glücklich mit ihr. Du hast schon recht gehabt.«
Die Erleichterung in Hettys Gesicht war fast mehr, als er ertragen konnte. Sie wirkte wie erlöst. Bevor sie sich umdrehte, um zu gehen, bückte sie sich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke Patrick!«
Kai hatte sich im Hintergrund gehalten und die Unterhaltung belauscht. Er hatte gewusst, dass Hetty eine Aussprache mit Patrick suchen würde. Auch wenn er Hetty jederzeit sein Leben anvertraut hätte und genau wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte, sobald es um Patrick ging, lag sein Vertrauen zu ihr noch unter Null. Da er sich nicht sicher war, in welche Richtung das Ganze laufen würde, hatte er dafür gesorgt, dass er dabei sein konnte, um die Angelegenheit zu überwachen.
Als er sah, dass sich die beiden trennten, beeilte er sich rechtzeitig vor Hetty, auf das Zimmer zu kommen, schließlich sollte sie nicht erfahren, dass er gelauscht hatte. Man merkte ihr an, dass sie erleichtert war. Das Problem Patrick war keines mehr. Die nächste Stunde machte ihm bewusst, was eigentlich noch immer zwischen ihnen gestanden hatte.
Nachdem Hetty eingeschlafen war, schlich er sich aus dem Zimmer. Kai hatte eine leise Ahnung, dass Patrick noch nicht im Bett war und wollte seinen Verdacht überprüfen. Und er kam genau zur rechten Zeit. Der Junge war hinüber. Anscheinend hatte er nur getrunken, um zu vergessen. Nach der Devise ohne Rücksicht auf Verluste. Nachdem Kai überprüft hatte, dass er nur schlief und nicht so betrunken war, dass es gefährlich wurde, hob er ihn aus dem Liegestuhl und trug ihn ins Haus. Hier konnte er Patrick unmöglich lassen, denn das würde am Morgen Fragen aufwerfen. Da er und Hetty eine große Suite bewohnten, die auch noch einen zweiten Schlafraum hatte, war die Unterbringung kein Problem.
Als er Patrick auf das Bett legte, murmelte der vor sich hin. »Und sie hat es auch noch geglaubt. Sie hat es auch noch geglaubt!«
Kai setzte sich neben ihm aufs Bett und musterte den Jungen, der wieder in einen unruhigen Schlaf verfallen war. Er würde ihm für den Rest seines Lebens etwas schuldig sein. Denn eines war ihm inzwischen bewusst geworden. Hätte Patrick die Wahrheit gesagt, wäre seine Liebe zu Hetty immer zwischen ihnen gestanden. Und sie wäre nie ganz glücklich gewesen. So aber war der Weg frei.
Kai seufzte. Aber was wurde aus Patrick? Solange Hetty in seiner Nähe war, würde er leiden. Also sollte er jetzt so schnell wie möglich seinen Plan mit Westaustralien in Angriff nehmen. Dadurch würden sie einige Monate von der Farm fernbleiben und das müsste wohl genügen, es dem Jungen leichter zu machen, sich auf seine Ehe mit Chrissie einzulassen und darin sein Glück zu finden. Denn eines war auch selbstverständlich – er wollte auf keinen Fall auf Kosten von Patrick glücklich sein.
Am frühen Morgen ging er leise in das Nachbarzimmer und rüttelte vorsichtig an Patricks Schulter. Der öffnete verwirrt die Augen und versuchte sich zu orientieren.
Dann fixierte sei Blick Kai und er murmelte entmutigt. »Graf Dracula war wieder in Aktion!«
Kai musste sich eingestehen, dass der Kerl sogar ihn weichkriegte. Kein Wunder, dass Hetty ihm nicht widerstehen konnte.
Er hoffte nur, dass Patrick verstehen würde, dass er ihm nur Gutes wollte. »Ich konnte dich nicht am Pool lassen. Es weiß keiner, dass du hier geschlafen hast. Also schleich dich jetzt in dein Zimmer und tu so, als ob du die ganze Nacht dort gewesen wärst.«
Patrick setzte sich auf. »Zu Befehl euer Ehren! Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«
Kai riss der Geduldsfaden. Er packte Patrick am Kragen und zog ihn auf die Füße. Dann zischte er ihn an. »Du hast genug für mich getan. Aber krieg dich jetzt endlich wieder ein. Wenn es dir hilft, ich fühle mich auch beschissen!«
Patrick hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit so einer Antwort. Doch so wie es aussah, war Kai dafür, ab jetzt mit offenem Visier zu kämpfen. Dann fiel ihm ein, dass der Kampf seit gestern beendet war. Er hatte ja zu Gunsten von Kai aufgegeben. Doch der fühlte sich anscheinend nicht als großer Sieger. Seine unausgesprochene Frage wurde prompt beantwortet.
»Du hast im Schlaf geredet.« Kai ließ Patrick los. Der Junge war wieder auf der Erde angekommen und verstand, was er sagte.
Doch auch er konnte Blicke deuten. »Keine Angst, ich werde ihr nichts von dem Ganzen erzählen.«
Patrick sah ihn an und quälte sich mühsam ein Lächeln ab. »Da wärst du auch ganz schön dumm!«