Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 13 und 14 - Elda Drake - Страница 5

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Kapitel 2

»Das nennt ihr also Farm!« Dolly sah mit offenem Mund auf das, von Chrissies verstorbener Mutter, immer als Monster titulierte Gebäude. Auch Hetty hatte beim ersten Anblick an eine fürstliche Residenz gedacht, sich aber inzwischen genauso wie alle anderen angewöhnt den allgemein üblichen Begriff „Farm“ für dieses ausufernde Bauwerk zu verwenden.

Hetty nickte. »Was meinst du, wie ich das erste Mal geguckt habe. Du schläfst natürlich selbstverständlich im Haus. Wie du siehst, haben wir mehr als genug Platz.«

Kai meinte. »Ich schau mal nach, wo Fritz steckt. Du kannst Dolly inzwischen schon mal etwas herumführen und ihr zeigen, was wir hier alles haben.«

Als er wieder zu den beiden Frauen zurückkehrte, stand Dolly an dem großen Schwimmingpool und musterte reichlich fassungslos die riesige Anlage. Der war aber auch das Meisterwerk eines Gartenarchitekten und mit Recht bestaunenswert. Das Becken war in einer Nierenform angelegt, wobei ein Ende der Niere etwas dicker ausfiel und hatte integrierte Sitzbänke, so dass man es sich bei den meist hochsommerlichen Temperaturen, die auf diesem Breitengrad herrschten, zur Abkühlung im Wasser bequem machen konnte. Als Umrandung diente australisches Gestein, kombiniert mit täuschend gleich wirkendem Beton. Am hinteren Ende des Pools gab es einen Wasserfall, der über mehrere Stufen nach unten plätscherte und gleichzeitig als Umwälzanlage diente. Der Außenbereich des Beckens war mit einem ansprechendem Muster gepflastert und an ein paar exponierten Stellen wuchsen dekorative Palmen. Dazu gab es noch ein großes Sonnensegel, das einen Teil des Wassers beschattete und einige Blumenbeete mit wundervoll blühenden, tropischen Pflanzen. An das Pflaster schloss sich der kurzgeschorene gepflegte Rasen an, mit schönen Holzliegen, die mit dicken Polsterauflagen bestückt waren und jeweils ein kleines Beistelltischchen neben sich stehen hatten. Auch hier sorgten einige Sonnensegel dafür, dass man es sich ohne Angst vor einem Sonnenbrand bequem machen konnte. Schlicht gesagt, die Poolanlage war ein kleines Paradies auf Erden.

»Na, was sagst du zu der Pfütze?«

Dolly lächelte ihn an. »Ich hatte ja immer geglaubt, Hetty liebt dich nur wegen deines guten Aussehens. Aber jetzt kenne ich die Wahrheit. Mit diesem Pool hattest du natürlich alle Vorteile auf deiner Seite.«

Kai gönnte ihr erneut eines seiner seltenen Lächeln. »Man muss Pluspunkte sammeln, wo man kann.«

Dann deutete er zu den Stallgebäuden. »Chrissie hat gesagt Fritz ist beim Ausmisten, der Stallbursche hatte einen Notfall in der Familie. Also greift er wieder mal selber zur Gabel.«

Mit Dolly im Schlepptau betraten sie die Stallungen. »Fritz, wir haben Besuch mitgebracht.«

»Wen habt ihr denn dabei?«

Kai antwortete. »Die Frau, der du die Rumpelstilzchen-Melodie vorgesummt hast. Also Dolly.«

Die war schon äußerst interessiert, endlich einmal den Mann kennenzulernen, der damals reichlich verlegen in das Telefon gesungen hatte. Dank ihm hatten sie und Kai das Passwort für Hettys Computer herausgefunden und sie dann, aufgrund des Datenmaterials, das Kai dort gefunden hatte, retten können.

Nach Hettys Beschreibung mit Klein und Knuddelig, hatte sie bereits eine ungefähre Vorstellung, wer ihr entgegen treten würde. Allerdings entsprach der Mann, der da mit einem alten Overall bekleidet, schweißüberströmt und staubig bis über beide Ohren aus einer Box trat, nicht im geringsten ihren Gedankengängen. Auch wenn er nur etwas über 1.70 Meter groß und untersetzt gebaut war, erweckte er nicht den Eindruck von Übergewichtigkeit. In ihren Kreisen hätte man gesagt „Ein gestandener Mann“.

Und so wirkte auch sein Auftreten, als er ihr entgegenging und mit einem äußerst gewinnenden Lächeln die Hand ausstreckte. »Ich freue mich, sie kennenzulernen.«

Fritz war bis zu diesem Moment auch locker und entspannt gewesen. Das hier war also diese Dolly, von der Hetty den Camper hatte. Doch als er ihr in die Augen sah, wurde ihm urplötzlich bewusst, dass er völlig verdreckt war und vermutlich schlimmer aussah, als sein Stallbursche in den schlechtesten Tagen. Und vor ihm stand eine gutaussehende, schicke Lady, die jetzt auch noch seine beschmuddelte Hand schütteln sollte. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten wurde Fritz verlegen.

Er zog die Hand zurück und meinte entschuldigend. »Verzeihen sie, ich habe ganz vergessen, in welchen Zustand ich mich befinde.«

Und er konnte machen, was er wollte, die Röte die seine Wangen überflutete, konnte er nicht zurückhalten.

Dolly meinte lapidar. »Dreck hat noch keinem geschadet« und streckte nun ihrerseits ihre Hand aus und ergriff seine.

»Ich bin nicht aus Zucker!« Das Funkeln, das bei der Antwort in ihren Augen aufleuchtete, brachte Fritz erst recht dazu, noch mehr Farbe zu bekommen.

Kai, der im Hintergrund die Szene beobachtet hatte, schmunzelte. Er hatte seinen Ziehvater noch nie so erlebt. Anscheinend war er von Dolly ziemlich beeindruckt. Tja, das würde eine interessante Woche werden. Er merkte, das Hetty ihn anstupste. Ihr Grinsen verriet ihm, dass ihre Gedankengänge, wie schon so oft, in die gleiche Richtung liefen.

Fritz hatte sich in der Zwischenzeit wieder gefangen. Und als er erfuhr, dass Dolly eine Woche hier bleiben sollte, wies er Kai an. »Lass doch bitte das Gästezimmer bei euch im Westflügel herrichten.«

Dann richtete er sein Augenmerk wieder auf Dolly. »Ich freue mich, sie als Gast bei uns zu haben.« Er deutete nach hinten. »Allerdings dauert es noch eine Weile, bis ich ihnen Gesellschaft leisten kann, ich muss erst noch die Boxen fertigmachen.«

Während Hetty und Dolly Richtung Haus gingen, blieb Kai noch etwas bei seinem Mentor stehen. Er hatte die leise Ahnung, dass von dem noch ein Kommentar kommen würde, und da er schon eine wunderbare Antwort darauf hatte, wollte er sich diese Gelegenheit, ihn mal richtig hochzunehmen, nicht entgehen lassen.

Fritz sah ihn vorwurfsvoll an. »Du hättest mich wirklich vorwarnen können. Ich stand da, wie ein Trottel. Mein eigener Stallbursche ist um Längen besser angezogen als ich.«

Sein Ziehsohn schmunzelte. »Ach, ich fand die roten Wangen haben dich ganz gut gekleidet.«

Dann flüchtete er aus der Stallgasse, denn Fritz hatte drohend die Mistgabel gehoben.

Mittlerweile waren die zwei Frauen auf der Veranda angekommen, wo Chrissie, wie in der letzten Zeit so häufig, unter dem Sonnensegel lag und mit einer Freundin telefonierte. Als sie sah, dass Besuch eingetroffen war, beendete sie das Gespräch und stand auf.

Mit einem Lächeln reichte sie Dolly die Hand. »Es freut mich, sie kennenzulernen, Hetty hat schon viel von ihnen erzählt. Setzen sie sich doch zu mir.«

Dolly hatte mittlerweile die Kinderwiege gesehen, die in einigem Abstand im Schatten stand. »Darf ich zuerst einen Blick auf den Nachwuchs werfen? Hetty hat mir erzählt, dass sie einen Sohn bekommen haben.«

Chrissie deutete Richtung Simon und ließ sich wieder in ihren Liegestuhl fallen. »Nur zu.«

Während Dolly den Kleinen begutachtete und die üblichen Lobesworte von sich gab, kam sie nicht umhin festzustellen, dass die Mutter nicht zu der Wiege mitgekommen war. Seltsam – normalerweise hingen sie wie Kletten an einem und sie hatte sich schon dafür gewappnet, die nächste Stunde nur noch Babygeschichten hören zu müssen. Doch Chrissie lenkte auch anschließend das Gespräch schnell auf übliche Alltagsthemen und erwähnte erstaunlicherweise ihren Sohn mit keinem Wort.

Kai kam aus dem Haus zurück und setzte sich zu der Runde. »Wenn du auf dein Zimmer willst, um dich frisch zu machen, es ist inzwischen fertig. Hetty begleitet dich hinauf.«

Als Dolly die Suite musterte, die sie ihr zugeteilt hatten, meinte sie vergnügt zu Hetty. »Hast du irgendwo ein kleines Klappfahrrad? In meinem Alter muss ich nämlich Nachts auch mal auf die Toilette und der Weg zum Bad spottet dem Begriff ensuite doch ziemlich.«

Hetty grinste. »Ungefähr das gleiche habe ich bei meinem ersten Aufenthalt hier von mir gegeben. Da hatte ich nämlich auch dieses Zimmer und habe mir ernsthaft überlegt, ob ich mir für den Weg zu meinen Waschgelegenheiten einen kleinen Imbiss einpacken sollte, damit ich dabei nicht verhungere.«

Dolly kicherte und schüttelte den Kopf. »Wenn ich bedenke, wie winzig dagegen die Gästezimmer in meinem Chateau sind, wird mir bewusst, dass ich umbauen sollte.«

Sie schmunzelte und fügte hinzu. »Wohl eher nochmal in der gleichen Größe anbauen! Also das hier ist schon etwas ausgefallen, aber so wie ich dich kenne, alleine schon deswegen etwas, das dir gefällt. Damit liege ich wohl richtig, oder? Sonst hättest du ja wohl nicht eingewilligt hierher zu ziehen.«

Hetty nickte. »Man gewöhnt sich sehr schnell an diese Dimensionen und durch die Weitläufigkeit ist immer sichergestellt, dass jeder sich zurückziehen kann, wenn er will, und genügend Privatsphäre hat. Allerdings verstehen wir uns alle sehr gut und es kommt eher selten vor, dass man mal seine Ruhe haben will.«

Eine Stunde später verbiss Kai sich mühsam ein Grinsen, als er sah, dass Fritz nicht, wie üblich, über die Veranda ins Haus ging, sondern den Dienstboteneingang nahm. Sein schleichend wirkendes Verhalten legte den Rückschluss nahe, dass er am liebsten außerhalb des Sichtbereiches der Terrasse am Boden zu der Türe gerobbt wäre. Offenbar legte er keinen Wert darauf, Dolly noch einmal in seinem Arbeitsoutfit unter die Augen zu treten. Eine halbe Stunde später hatte er noch mehr Grund zum Amüsement. Denn sein Mentor kam nicht mit seiner üblichen Alltagskleidung zu der Gesprächsrunde hinzu, sondern hatte sich in seine legeren Büroklamotten geschmissen. Das hieß zwar immer noch nicht Anzug und Krawatte, aber zumindest nicht die alte Bermuda und ein verwaschenes T-Shirt.

Dass er sich damit wieder ein Ei gelegt hatte, bemerkte Fritz, als er die verwunderten Blicke von Chrissie und Hetty sah. Und sogar Kai verbiss sich eindeutig ein Lachen.

Leicht verlegen meinte er zu Dolly. »Jetzt bin ich wieder einigermaßen gesellschaftsfähig.«

Dolly lachte auf. »Lassen sie sich mal von Hetty erzählen, wie ich normalerweise beim Arbeiten durch die Gegend laufe. Meine Tochter schämt sich mit mir in Grund und Boden.«

Fritz war erleichtert. Anscheinend hatte er noch keine Minuspunkte gesammelt. Er deutete Richtung Stall. »Reiten sie?«

Dolly nickte. »Inzwischen nicht mehr soviel, wie früher. In Sydney finde ich dazu nicht oft die Gelegenheit. Aber ich liebe nach wie vor einen flotten Galopp.«

Fritz strahlte. »Wenn sie Lust haben, können wir am Nachmittag einen Ausritt machen. Wir haben einige schöne Geländestrecken, die ihnen sicher gefallen werden.«

Simon begann zu krähen. Dolly bemerkte reichlich verblüfft, dass Chrissie nicht die geringsten Anstalten machte aufzustehen und nach dem Jungen zu sehen.

Nach einem kurzen Blickwechsel mit Hetty erhob sich Kai. »Ich glaube, der Patenonkel ist wieder mal gefragt.«

Dolly sah ihn amüsiert an. »Du willst mir jetzt doch nicht damit sagen, dass du den Kleinen windelst und fütterst?«

Hetty nickte grinsend. »Er kann das ganz gut.«

Dolly stand auf. »Das muss ich sehen!«

Sie folgte Kai in die Küche und nahm ihm den Kleinen ab. »Was ist denn mit der Mutter los? Wochenbettdepression, oder wie?«

Kai seufzte. »Sie ist schon lange in Behandlung und eigentlich müsste alles wieder in Ordnung sein. Aber du siehst ja selbst ...«

Hilflos zuckte er mit den Schultern. »Irgendwie hat sie keine emotionale Bindung zu dem Kind.«

Als er sah, dass Dolly nachdenklich die Lippen schürzte, erzählte er ihr, was bei der Geburt vorgefallen war und wie sich die Lage seitdem entwickelt hatte. Dabei kam es weder ihm noch Dolly in den Sinn, dass hier jemand, dem allgemein unterstellt wurde, dass er jeden Tag mit sich selbst Wetten darüber abschloss, mit wie wenigen Worten er über den Tag kommen würde, nun in aller Ausführlichkeit seine Probleme darlegte. Aber sie beide hatten sich bereits bei ihrer ersten Begegnung wunderbar verstanden und Kai hatte ihr schon damals, wie selbstverständlich, Dinge anvertraut, die er normalerweise für sich behielt.

Dolly hatte sich inzwischen das Fläschchen geben lassen und fütterte. Simon machte keinen Versuch sich zu wehren, sondern nuckelte mit Genuss und voller Energie an der Flasche. Als er fertig war, richtete er den Blick auf Dolly und ein strahlendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

Die betrachtete entzückt den kleinen Blondschopf mit den blauen Augen und schüttelte verständnislos den Kopf. »Er ist doch so ein lieber Junge.«

Eine Stunde später folgte ihr Fritz zum ihrem Camper und stand reichlich sprachlos vor dem riesigen Hanomag. »Donnerwetter, das nenne ich ein Fahrzeug.«

Dolly meinte. »Kommen sie ruhig rein, während ich meine Reitsachen suche.«

Fritz hatte schon viel in seinem Leben gesehen, aber dieser Luxus übertraf alle seine Vorstellungen. Interessiert begutachtete er die Edelholzausstattung und das teure, hochklassige Interieur.

Dann musterte er Dolly fragend. »Wofür brauchen sie den eigentlich?«

Er deutete rundum. »Entschuldigung, wenn ich so direkt bin, aber das hier ist doch ziemlich extravagant.«

Dolly schmunzelte. »Ehrlich gesagt, habe ich den nur, um meinem Exmann eine reinzuwürgen. Wir hatten vereinbart, ich bekomme als Abfindung zusätzlich einen Camper der Luxusausstattung und das hier ist doch wirklich luxuriös, oder nicht?«

Fritz lachte schallend los. »Da haben sie recht. Und ich finde, er hat es auch vollkommen verdient. Ein Mann, der sie verlässt, muss ein völliger Trottel sein.«

Dolly lächelte ihn an und wieder erschien dieses Funkeln in ihren Augen, das ihr Gegenüber so nervös machte. »Danke für das Kompliment.«

Fritz räusperte sich. »Entschuldigung, das war jetzt wohl etwas sehr direkt.«

Doch Dolly schüttelte den Kopf. »Eine Frau in meinem Alter kann man gar nicht genug Komplimente machen.«

Als sie eine halbe Stunde später im Gelände waren und die Pferde für einen kurzen Stopp durch parierten, warf ihr Fritz einen Seitenblick zu und meinte mit einem Schmunzeln. »Ich hätte wieder eines auf Lager. Sie reiten wirklich hervorragend!«

Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 13 und 14

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