Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 13 und 14 - Elda Drake - Страница 7
ОглавлениеKapitel 4
Die Morgenröte erschien erst am Himmel, doch Fritz war bereits wieder in Sachen Boxenpflege tätig. Er war extra früher aufgestanden, damit er sicher mit seiner Arbeit fertig war, bevor sein Hausgast erwachte.
»So, jetzt mal her mit der zweiten Gabel!«
Erschreckt drehte er sich um, als hinter ihm Dollys Stimme ertönte. Die stand mit ihrer üblichen Arbeitskleidung, einem militärischem Tarnanzug und dazu passenden Boots, vor ihm und strahlte ihn an. »Sie wollen den ganzen Spaß doch nicht für sich alleine haben, oder?«
Fritz war momentan völlig sprachlos und starrte sie mit großen Augen an.
Dolly lachte. »Keine Angst, ich kann mit einer Mistgabel umgehen und wie sie sehen, habe ich mich entsprechend angezogen.«
Sie strich sich mit den Händen über den Overall. »Das ist das Teil, bei dem meine Tochter immer damit droht, sich von einer anderen Mutter adoptieren zu lassen. Den habe ich immer dabei, man weiß nie, für was man ihn brauchen kann.«
Dolly lächelte. »Schließlich will ich mir nicht meine schönen Klamotten schmutzig machen, wenn es mal nötig ist einen Reifen zu wechseln.«
Fritz musterte sie kopfschüttelnd. So eine Frau hatte er noch nie erlebt. Die Haare waren sorgfältig frisiert, sie hatte zurückhaltendes Make-up aufgelegt und trug glitzernde Diamantohrringe. Dazu noch einen hochkarätigen Stein an einem Finger ihrer sorgfältig gepflegten Hände, die auch noch dezent lackierte Fingernägel aufwiesen. Und sie meinte es anscheinend tatsächlich ernst mit ihrem Angebot.
Dolly legte den Kopf schief. »Ich hoffe, ich erschrecke sie nicht mit meiner Aufmachung, aber das Zeug ist furchtbar praktisch.«
Endlich hatte sich Fritz wieder soweit gefangen, dass er antworten konnte. »Ehrlich gesagt, sind sie der hübscheste Stallbursche, den ich je gesehen habe.«
Erst als der Satz ihm über die Lippen gerutscht war, wurde ihm bewusst, was er da von sich gegeben hatte. Als er merkte, dass er schon wieder rot wurde, hätte er sich am liebsten irgendwo verkrochen.
Da das nicht ging, gab er Dolly seine Mistgabel und murmelte. »Bitteschön, nur zu, ich hole mir eine andere.«
Und mit diesem Satz flüchtete er nach draußen. Dort fuhr er sich mit den Händen durch die Haare und stöhnte leicht verzweifelt auf. Diese Frau machte ihn nervös. Normalerweise hatte er keinerlei Probleme beim Umgang mit Damen der feineren Gesellschaft. Die meisten Ladies in seinem Alter waren gesetzte verheiratete Matronen und der Rest hatte eindeutig Dollarzeichen vor den Pupillen und versuchte bei ihm zu landen, um damit für den Rest des Lebens ausgesorgt zu haben.
Doch die hier hatte eindeutig selbst genug Geld, was ihm Kai auf seine Nachfrage auch schon bestätigt hatte. Und war so ganz anders, als alles, was er bisher erlebt hatte. Vor allem war sie ausgesprochen attraktiv und hatte so ein schelmisches Funkeln in ihren Augen, wenn sie ihn ansah. Das brachte ihn dann jedes Mal dazu, völlig blödsinnige Dinge von sich zu geben. Fritz straffte die Schultern. Er würde sich ab jetzt nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen. Es gab keinen Grund nervös zu werden, weil ihm eine sehr gutaussehende Frau beim Ausmisten half. Warum er dann allerdings versuchte, möglichst viel Schmutz von seiner Kleidung zu klopfen und seine Haare einigermaßen in Form zu bringen, während er die andere Mistgabel holte, wusste er auch nicht so genau.
Dolly schaute ihm schmunzelnd nach. Das war das netteste Kompliment, das sie in den letzten Jahren bekommen hatte. Die Männer, mit denen sie üblicherweise Umgang pflegte, hoben meistens leicht pikiert eine Augenbraue, wenn sie zufälligerweise mitbekamen, welche Sachen sie zum Arbeiten anzog.
Fritz kam zurück. »Also, dann packen wir mal an.«
Während er arbeitete, warf er immer wieder einen Blick zu Dolly hinüber. Die hielt die Mistgabel tatsächlich nicht nur zur Zierde in der Hand, sondern war fast so schnell mit einer Box fertig, wie er selbst.
Als sie bemerkte, dass er sie ansah, meinte sie. »Ich arbeite einfach gerne mit den Händen. In Sydney habe ich ein großes Haus mit Garten, da pflanze ich alles selbst.«
Nach einer Stunde waren sie fertig und Fritz fragte. »Gönnen wir uns zur Belohnung gleich eine Runde im Pool? Bis dahin ist dann auch das Frühstück fertig.«
Als ihr Fritz nach dem Schwimmen zuvorkommend den Stuhl zurechtrückte, wurde ihr langsam aber sicher bewusst, dass hier auf der Farm zwar ein legerer, allerdings keineswegs sparsamer Lebensstil gepflegt wurde.
Denn vor ihr stand auf dem reichlich gedeckten Tisch ein Sektkühler und sie wurde gefragt. »Machen wir zur Feier des Tages ein kleines Sektfrühstück?«
Dolly sah ihn an und legte den Kopf schief. »Nur zu, ist gut für den Kreislauf.«
Als der Champagner in ihrem Glas perlte, fügte sie hinzu. »Aber wir sollten endlich mit dieser formellen Anrede aufhören, was meinst du Fritz?«
Der hob lächelnd sein Glas. »Ich richte mich ganz nach dir, Dolly.«
Sie deutete auf den Tisch. »Wo kommen denn die ganzen Sachen plötzlich her? Hast du irgendwo kleine Heinzelmännchen, die das alles machen?«
Fritz schmunzelte. »Nein, aber ein perfekt auf uns eingespieltes Hausmeisterehepaar. Der Stallbursche und Bereiter ist ihr Sohn. Die drei wohnen in einem Haus hier auf dem Gelände, ungefähr einen Kilometer von der Farm entfernt. Dort hinüber führt eine Standleitung und wenn Bedarf ist, wird angerufen. So wie jedes Mal, wenn wir alle das Haus verlassen, das ist dann immer der Auftrag zum gründlichen Reinemachen. Ansonsten kommen sie durch die Hintertür und nehmen sich der Reihe nach die unbelegten Zimmer vor. Wenn du in deines zurückgehst, wirst du sehen, dass die Betten bereits gemacht sind.
Bei größeren Feiern lasse ich die beiden als Butler und Zofe auftreten und wenn es zu viel Arbeit wird, bestellen wir zusätzlich einen Cateringservice, den die zwei dann beaufsichtigen. Der Sohn kümmert sich neben den Pferden, gemeinsam mit seinem Vater auch noch um die Gartenanlage und die Maschinen. Einmal pro Woche haben sie einen Tag frei, ansonsten muss zumindest einer von ihnen immer auf Abruf bereit sein.«
Dolly nickte. Praktisch gelöst und das Sich-unsichtbar-machen beherrschten die zwei älteren Herrschaften absolut perfekt. Jetzt wusste sie auch, wer bei ihrer Ankunft ihre Sachen so sorgfältig in den Kleiderschrank geräumt hatte und eine Vase mit Blumen auf ihren Garderobentisch gestellt hatte. Der Sohn musste natürlich in Erscheinung treten, aber auch der war gut geschult und hatte ihr zuvorkommend, das gesattelte und nachgegurtete Reitpferd neben ein kleines Treppchen geführt, so dass sie ohne jegliche Mühe in den Sattel steigen konnte. Er war freundlich, aber kein Schwätzer, sprich, wenn sie mit ihm reden wollte, dann wurde er munter, ansonsten hielt er sich zurück.
Sie nahm einen Schluck aus ihrem Sektglas und sah sich um. Kein Wunder, dass Hetty und Kai hierher gezogen waren. Ohne zu übertreiben, konnte man dieses Anwesen als kleines Paradies bezeichnen.
Patrick sah seinen Schwiegervater lächelnd an. »Du kannst dir ruhig ein paar Tage freinehmen und dich um unseren Gast kümmern. Hetty und Kai müssen in die Firma und kommen erst am Abend zurück und Chrissie wollte eigentlich zu einer Freundin fahren. Wir können Dolly doch nicht ganz alleine auf der Farm sitzen lassen. Also bleib du zuhause und walte deiner Gastgeberpflichten. Abgesehen davon musst du schließlich jeden Morgen den Stalldienst übernehmen und damit bist du dann voll und ganz ausgelastet. Die Firma läuft auch mal eine Woche ohne dich.«
Es hätte ihn schwer gewundert, wenn von seinem Schwiegervater eine Widerrede gekommen wäre. Und so erhielt er auch nur ein etwas verlegen gemurmeltes »Man kann sie wirklich nicht einfach alleine lassen«, von Fritz mit dem Nachsatz »und zu zweit macht Ausreiten auch viel mehr Spaß.«
Patrick schmunzelte in sich hinein. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Dolly noch länger auf der Farm bleiben würde. Und das war gut so. Denn Fritz war schon viel zu lange alleine und diese Frau war genau das, was sich jeder Mann in seinem Alter ganz oben auf die Wunschliste schreiben sollte. Er kannte Dollys Eigenarten bereits aus Hettys Erzählungen und nun stellte er fest, dass sie damit nicht übertrieben hatte. Die Frau war attraktiv, patent und ein unwahrscheinlich liebenswerter Mensch. Und sie war geschieden. Also wenn Fritz nicht völlig daneben war, sollte er zugreifen, falls er die Chance bekam. Patrick hätte nicht die geringsten Einwände gehabt, Dolly als Schwiegermutter zu bekommen.