Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 13 und 14 - Elda Drake - Страница 12

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Kapitel 9

»Pinnacles im Sonnenuntergang!« Hetty lehnte sich seufzend in ihrem Queen Size Bett zurück. Es schien Ewigkeiten her, dass sie das letzte Mal durch diese wunderbare Ansammlung von Kalksteinen gegangen war.

»Na ja, so ungefähr vor sechs Monaten als Conny und dann noch ein Vierteljahr früher als Hetty.« Ihr Verstand hatte anscheinend gerade eine lang verschollene Ganglie ihres Langzeitgedächtnisses freigeschaufelt und protzte nun mit seinem Wissen.

Sie nickte. Ja, damals hatte sie davon geträumt, irgendwann einmal mit Kai dorthin zu fahren. Doch in der Zwischenzeit waren so viele einschneidende Dinge passiert, dass sie diesen Plan vollkommen aus ihrer Erinnerung gestrichen hatte.

Doch jetzt konnte sie endlich nachholen, was sie sich damals gewünscht hatte. Hetty lächelte in sich hinein. Was Kai wohl zu ihrem Vorschlag sagen würde, sie wollte mit einem Camper dorthin fahren?

Am Vormittag hatten sie darüber gesprochen, dass nun endlich die Möglichkeit da war, auf Reisen zu gehen. »Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um Westaustralien in Angriff zu nehmen. Momentan haben wir keine Sonderaufträge und mit Dolly ist jetzt glücklicherweise jemand auf der Farm, der sich um Simon kümmert, wenn Patrick nicht zur Verfügung steht. Also sollten wir uns so schnell es geht auf die Socken machen, bevor noch irgendetwas dazwischenkommt.«

Hetty nickte. »Hast du schon Ansprechpartner, die wir aufsuchen können?«

Kai runzelte die Stirn. »Oben bei Exmouth habe ich keine Probleme, da ist ja eine Militärbasis, aber im unteren Bereich kenne ich niemand Relevanten.«

Grinsend meinte Hetty. »Na, dann sollte ich wohl Wuffy anrufen!«

Der erstaunte Gesichtsausdruck von Kai war Gold wert. »Wer ist Wuffy?«

Lachend erklärte Hetty. »Winifred, der westaustralische Gouverneur. Das ist der Kosename, dem ihm seine Frau Geraldine gegeben hat. Ich habe dir doch erzählt, dass ich von ihnen erfahren habe, was mit meinem Camper passiert ist.«

Kai konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. »Da war doch auch noch die Geschichte mit der Erpressung, oder?«

Hetty nickte und grinste in sich hinein, was Kai zu der Frage veranlasste. »Wie ich dich kenne, hast du dir den ganzen Film, den Conny gedreht hat, angesehen, oder?«

Hetty wirkte kein bisschen verlegen. »Na ja, ich musste schließlich erfahren, ob da noch irgendetwas Aussagefähiges kommt. Selbstverständlich habe ich behauptet, ich hätte nur den Anfang gesehen.«

Sie runzelte die Stirn. »Vermutlich ist kein Mensch auf der Welt begeistert, wenn er erfährt, dass es einen Film gibt, der ihn in voller Aktion mit allem drum und dran zeigt. Und noch weniger, wenn er weiß, dass man jedes Detail davon gesehen hat. Da ist es egal, ob man Gouverneur oder einfach nur Mister oder Misses XY ist, das ist für jeden peinlich und entwürdigend.«

Kai nickte. Conny hatte mit diesem Film das absolute Druckmittel in der Hand gehalten. Nur hatte sie leider das Pech gehabt, sich mit den falschen Leuten anzulegen. Denn die Frau des Gouverneurs stammte aus einer italienischen Familie und ihr Bruder hatte alles auf die Beine gebracht, was Autofahren konnte, um Conny dingfest zu machen. Natürlich war es an und für sich nicht seine Absicht gewesen, dass sie bei der Verfolgungsjagd tödlich verunglücken sollte, aber weder er, noch sonst jemand, hatte dieser Frau auch nur eine Träne nachgeweint.

Für Hetty waren die Folgen gravierender gewesen, denn Conny hatte beschlossen, sie und ihre deutsche Herkunft als neues Alias zu benutzen und damit das funktionierte, musste Hetty natürlich vorher von der Bildfläche verschwinden. Allerdings schaffte es auch nur die, soviel Glück zu haben, dass sie statt einem schön ausgestanzten Loch in der vorderen und hinteren Hirnhälfte, nur einen Streifschuss abkriegte. Das hatte zwar für eine viermonatige Amnesie gesorgt, aber inzwischen war alles wieder beim Alten.

Kai sah Hetty fragend an. »Hast du den beiden eigentlich schon Bescheid gegeben, dass du dein Gedächtnis wiederhast?«

Hetty schüttelte den Kopf. »Aber das gibt mir jetzt einen wunderbaren Vorwand, um mich bei ihnen zu melden.«

Was sich dann im ersten Moment, als gar nicht so einfach herausstellte. Denn selbstverständlich hatten die beiden eine Geheimnummer und Winifreds Sekretär stellte nicht einfach jemand Unbekannten zum Gouverneur durch. Der blockte gekonnt, aber rigoros ab und wenn man nicht die richtigen Schlüsselworte sagen konnte, dann fiel der Zettel, dass man angerufen hatte, so wie es aussah, vom Tisch aus direkt in den Papierkorb.

Kai hatte das Ganze stirnrunzelnd zur Kenntnis genommen und beim Abendessen erklärt. »Da muss ich morgen wohl mal an einigen Strippen ziehen, um die Nummer zu erfahren.«

Patrick fragte kurz nach. »Um was geht es denn? Du hast doch sonst Zugang zu allem und jeden?«

Nachdem ihm Kai den Sachverhalt erklärt hatte, nickte er und während die anderen nach dem Essen in der Bibliothek zusammensaßen, war er in einer Ecke mit seinem Laptop beschäftigt.

Eine halbe Stunde später stand er auf, kam zu der Sitzgruppe und reichte Kai einen Zettel, auf dem eine Telefonnummer stand. »Ich würde es mal da probieren!«

Mit einem leisen Schmunzeln nahm er dessen perplexe Miene zur Kenntnis. Tja, es war nicht sonderlich schwierig gewesen, das Telefonverzeichnis der Behörde zu knacken.

Kai hatte sich rasch wieder gefasst und machte in dem großen Buch über Patrick, das sich bereits im Speicherprogramm seines Gehirns befand, einen neuen Eintrag, während er sich bedankte. Dass der Junge ein richtiges Computergenie war, hatte ihm Hetty oft genug erklärt und er selbst auch schon festgestellt, aber nun hatte er zusätzlich die Bestätigung dafür bekommen, dass er sein Können, wenn es nötig war, auch jederzeit ohne sonderliche Skrupel einsetzte.

Während Hetty im Nebenraum telefonierte, stupste er Patrick an. »Ich weiß ja, dass man dich mit Geld nicht kaufen kann, aber wenn ich mal wieder in so einer Richtung deine Hilfe bräuchte, darf ich mich dann an dich wenden?«

Patrick stellte wieder einmal fest, dass Kai keinerlei Problem damit hatte, wenn ihm jemand bei etwas überlegen war. Er musste nicht überall der Beste sein, das hatte er gar nicht nötig. Es genügte ihm nur zu wissen, welches Rädchen er in Bewegung setzen musste, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Und soeben war auch er endgültig in den großen Bausatz mit eingegliedert worden.

Denn selbstverständlich konnte er auf diese Frage nur eine Antwort geben und die war. »Wenn du etwas von mir brauchst, musst du es nur sagen, ich bin immer für dich da.«

Kai musterte die blauen Augen, die momentan ohne versteckte Gefühle auf ihn gerichtet waren und einfach nur offen und ehrlich dreinsahen. Das hier war der eigentliche Patrick, zwar raffiniert und clever, aber trotzdem ein unwahrscheinlich liebenswerter Junge. Einer von der raren Sorte Menschen, auf die man sich im Notfall blind verlassen konnte. Jemand den man einfach gern haben musste, ob man wollte oder nicht.

Kai senkte die Augenlider. Patrick war inzwischen gewitzt genug, um an seinem Blick Aussagen ablesen zu können. Der Mann hatte nur einen einzigen Fehler und das war, dass er immer noch Gefühle für Hetty hatte. Aber nach ihrer Rückkehr von Westaustralien würde das dann wohl auch Schnee von gestern sein. Er bemerkte, wie sich der Ausdruck in Patricks Augen wieder in blanke Neutralität verwandelte. Hoffentlich!

Die Telefonnummer, welche Patrick ihr gegeben hatte, war die vom Haus des Gouverneurs. Dort hatte Hetty als der Hörer abgenommen wurde, eine völlig verdutzte Eva am Apparat, die erst eine Weile brauchte um zu begreifen, wer da so unverhofft anrief.

Doch dann entgegnete sie mit erkennbar freudiger Stimme. »Ach, ist das schön, dass sie sich melden. Wir haben uns alle schon Gedanken gemacht, wie es ihnen ergangen ist. Warten sie einen Augenblick, ich hole sofort Geraldine an den Apparat.«

Die Frau des Gouverneurs litt an Multipler Sklerose und war durch diese Krankheit gesundheitlich stark einschränkt. Eva war als Pflegerin und Gesellschafterin angestellt, denn schließlich musste Winifred seinen Pflichten als Politiker nachgehen und konnte deshalb nicht andauernd nur für seine Frau da sein. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte Hetty erstaunt festgestellt, wie liebevoll er Geraldine umsorgte und aus dem Umgang der beiden miteinander geschlussfolgert, dass sie trotz langer Ehejahre immer noch ineinander verliebt waren.

Geraldines Stimme hatte einen leicht aufgeregten Unterton. »Ich freue mich so, dass du anrufst. Wie ist die ganze Geschichte denn weitergegangen?«

Hetty erzählte in Kurzform, dass sie ihr Gedächtnis wiederhatte und damit auch ihren Lebensgefährten und dass sie beide die nächsten Tage vorhatten, nach Perth zu reisen und dabei natürlich auch ihnen kurz einen Besuch abstatten wollten.

Geraldine zögerte keine Sekunde eine Einladung auszusprechen. »Da dürft ihr aber nicht im Hotel übernachten! Ich lasse das Gästehaus herrichten und dann bleibt ihr ein paar Tage bei uns. Schließlich will ich alles bis ins kleinste Detail wissen und außerdem bin ich schon furchtbar neugierig auf deinen Freund.«

Kai schmunzelte, als Hetty ihm erklärte, sie könnten sich die Kosten für die Hotelübernachtung sparen. »So mag ich das. Ich liebe Frauen, die das Geld zusammenhalten können.«

Hetty dachte sich, das wäre jetzt eine gute Überleitung, um ihm von ihrem Plan, mit einem Camper zu den Pinnacles zu fahren, zu erzählen.

Kai hörte sich ihren Vorschlag an und zuckte dann mit den Schultern. »Solange wir nicht monatelang in einem Wohnmobil leben müssen, habe ich nichts dagegen. Doch die ganze Zeit können wir das nicht bringen, schließlich machen wir Akquise und sollten dabei entsprechend auftreten.«

Hetty schüttelte den Kopf und lächelte. »Nein, dazu habe ich ehrlich gesagt auch keine Lust mehr. Aber ich habe mir schon immer gewünscht einmal bei den Pinnacles zu übernachten und ...«

Kais rechter Mundwinkel zuckte nach oben. »Das Ding sollte auf alle Fälle eine gute Klimaanlage, eine Bar und ein sehr großes Bett haben.«

Dann warf er einen Blick auf seine Freundin und fügte hinzu. »Und wo bleibt die Anzahlung?«

Einige Zeit später meinte er. »Wann reisen wir?«

Am nächsten Morgen reagierten die restlichen Farmbewohner äußerst verdutzt auf die Ankündigung von Kai, dass sie bereits in zwei Tagen abfliegen würden.

Fritz runzelte die Stirn. »Wie lange werdet ihr denn wegbleiben?«

Kai zuckte mit den Schultern. »So ungefähr drei Monate werden wir schon unterwegs sein. Aber wir wollen eben nicht nur arbeiten, sondern auch ein bisschen Urlaub machen.«

Patrick gab keinen Kommentar ab. Das war auch nicht nötig, da er genau wusste, warum Kai so ewig lange wegbleiben wollte. Und an und für sich hätte er ihm auch vollkommen recht gegeben. Abstand zu Hetty war das Beste, was ihm helfen konnte, endlich von ihr loszukommen. Doch leider, oder glücklicherweise, wusste Kai nicht, dass es nicht das geringste an seiner Ehe mit Chrissie ändern würde.

Die einzige, welche bemerkt hatte, dass hier gar nichts stimmte, war Dolly. Ihr war vermutlich deutlich bewusst, dass es in einem so frühen Stadium einer Ehe eigentlich unüblich war, zwei getrennte Schlafzimmer zu haben. Und der Vorwand, mit Chrissies leichtem Schlaf und dass deshalb Patrick und Simon in den angrenzenden Raum gezogen waren, klang für sie wohl sehr weit herbeigeholt. Was natürlich auch zutraf, da Chrissie in Wirklichkeit tief und fest schlief, wie ein Bär, und sie durch nichts wach zu kriegen war. Aber als Patrick erkannt hatte, dass es seiner Frau unangenehm war, mit ihm im gleichen Raum zu schlafen und leichtbekleidet vor ihm herumzulaufen, hatte er, nachdem sie vermehrt über angebliche Schlafprobleme klagte, den Vorschlag gemacht, mit Simon auszuwandern. Er verzog den Mund zu einem sarkastischen Lächeln. Wenn Chrissie gewusst hätte, wie deutlich man ihr die Erleichterung ansah, dann wäre sie wahrscheinlich verlegen geworden. Doch da er die Verantwortung für seinen Sohn hatte, würde er die Farce eben weiterspielen und gute Miene zum bösen Spiel machen.

Dolly hatte ihn sehr nachdenklich angesehen, als sie von dieser Regelung erfahren hatte und er hatte den Eindruck gehabt, dass sie ein Aufseufzen unterdrückte, aber sie sprach ihn nicht auf das Thema an und Patrick war ihr dafür äußerst dankbar.

Kai hatte ihn nach der Ankündigung natürlich heimlich beobachtet und gesehen, dass Patrick verstanden hatte. Inzwischen wurden sie beide schon ganz gut darin Ungesagtes zu deuten und das brachte ihn darauf, darüber nachzudenken, warum er eigentlich mit einem Menschen, der charakterlich so anders war als er, so sehr auf einer gleichen Wellenlänge liegen konnte. Leicht verblüfft stellte er fest, dass die Unterschiede zwischen ihnen gar nicht mal so groß waren, wie es auf dem ersten Blick erschien.

Sie hatten so ziemlich die gleichen Interessensgebiete, was er bei ihren abendlichen Gesprächsrunden in der Bibliothek bereits oft genug festgestellt hatte. Und auch wenn er sich in Computertechnik nicht so gut auskannte wie Hetty, so konnte er doch einem Gespräch über dieses Thema folgen. Genauso wie Patrick jedes Mal sehr interessiert zuhörte, wenn er über einen Einsatz seiner Leute berichtete.

Der Junge hatte, wie er selbst, absolut festgemauerte Grundsätze über Moral und Ethik und wich nur in Bezug auf Hetty von dieser Linie ab. In Sachen Sportlichkeit stand er mit ihm auf gleicher Ranghöhe und der einzige tatsächlich feststellbare Unterschied war eigentlich nur ihr Umgang mit Emotionen.

Kai war schon immer eher introvertiert gewesen und hatte sich nach dem frühen Tod seiner Eltern in sich selbst zurückgezogen. Er hatte sehr schnell festgestellt, dass, wenn die Leute dachten, man hätte keine Gefühle, sie dann wenigstens nicht dauernd auf diesen herum trampelten. Seine Fassade des eiskalten Kerls war so überzeugend, dass ihm bisher noch jeder abgekauft hatte, dass Emotionen in seinem Sprachgebrauch nicht vorkamen.

Er warf einen Blick auf Hetty und unterdrückte ein Lächeln. Sie hatte nicht lange gebraucht, um hinter die Maske zu sehen. Und in diesen Menschen, den sie dort vorgefunden hatte, hatte sie sich sofort verliebt.

Hetty bemerkte, dass ihr Freund sie ansah und erwiderte den Blick. Und wie immer wusste sie genau, was er dachte. Ab übermorgen würden ihnen die nächsten drei Monate ganz alleine gehören und sie würden wundervoll werden.

Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 13 und 14

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