Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 13 und 14 - Elda Drake - Страница 6
ОглавлениеKapitel 3
Beim Abendessen stieß auch Patrick zu der Runde. Dolly war schon äußerst neugierig auf den Schwiegersohn, denn während des Ausreitens hatte Fritz ihn in den höchsten Tönen gelobt und unter anderem erzählt, wie seine Tochter und er zusammen gekommen waren.
»Patrick war damals in meiner Firma als Informatiker und Buchhalter angestellt. Als Chrissie mit dem Studium fertig war und von ihrer Reise mit Hetty zurückkam, hat sie in der Mine mit ihrer Arbeit als Maschinenbauingenieurin begonnen. Patrick hat sich sofort in sie verguckt, allerdings am Anfang nicht gewusst, dass Chrissie meine Tochter ist. Als ihm das seine Kollegen erzählt haben, war er der Meinung er stehe in der Rangordnung viel zu weit unter ihr und hat sie nur noch aus der Ferne angehimmelt.
Mein damaliger Geschäftsführer Brian war da ganz anderer Auffassung. Der hat sehr wohl gesehen, dass da ein gute Partie zu machen ist und hat das gute Aussehen von Chrissie wohl nur als Bonus betrachtet. Meine Tochter hat aber nicht im entferntesten mitbekommen was im Busch war, denn sie hat sich voll in ihre Arbeit reingekniet und die beiden Männer nicht weiter beachtet. Die zwei haben öfter mal bei uns auf der Farm übernachtet und bei den Unterhaltungen am Abendtisch merkte man ganz deutlich, dass Chrissie keine Ahnung von den Gefühlen der beiden hatte.«
Fritz schmunzelte. »Dann hat Molly, Chrissies Freundin von der Nachbarfarm, bei uns ihre Hochzeit feiern wollen, und Hetty war als ihre Trauzeugin eingeladen und wir haben sie mit dem Helikopter abgeholt.«
Er lachte laut auf. »Damals habe ich ja noch nicht gewusst, dass sich die Dinge in ihrer Gegenwart immer etwas anders entwickeln, als man denkt.«
Dolly stimmte in sein Lachen ein. »Da kann ich ihnen nur von ganzem Herzen recht geben. Tasmanien war mir in der Hinsicht eine Lehre!«
Fritz lächelte und erzählte weiter. »Hetty hat dabei die beiden Männer natürlich auch kennengelernt und sich mit Patrick vom ersten Augenblick an sehr gut verstanden. Genauso wie Brian für sie sofort außen vor war, denn unsere Freundin hat ein untrügliches Gespür, ob jemand in Ordnung ist oder nicht.«
Dollys Reitpartner grinste. »Sie hat sofort gemerkt, dass die beiden Männer in Chrissie verschossen sind und hat sich mit gezückter Lanze in die Schlacht gestürzt. Dabei stand sie natürlich voll und ganz auf Patricks Seite und hat dafür gesorgt, dass endlich auch wir alle bemerkten, was wir da für einen tollen Mann unter uns haben. Bis zu ihrer Ankunft war uns zwar allen bewusst, dass Patrick gute Arbeit leistet, aber nur Hetty hat gleich erkannt, wie großartig er eigentlich ist. Mir hat sie, nachdem ihr Patrick gezeigt hat, welche Programme er für die Firma entwickelt hat, sofort an den Kopf geworfen, dass ich dem Jungen, egal was er bekommt, mit Sicherheit viel zu wenig zahlen würde. Und dabei hat sie mir auch gleich über den Daumen gepeilt sagen können, welche Gewinnsteigerung in der Firma seit Beginn seiner Arbeitstätigkeit aufgetreten sein müsste.«
Fritz runzelte die Stirn. »Bis dahin hatte ich gedacht, das wäre Brians Verdienst, aber Hetty hat gesagt, das könnte nicht stimmen und ich sollte besser meine Bücher prüfen lassen. Also habe ich Kai dazu geholt und wir haben dann beschlossen, Patrick und Hetty im Geheimen die kompletten Unterlagen durchforsten zu lassen. Die beiden haben sich einige Tage und Nächte um die Ohren geschlagen und stichfest beweisen können, dass Brian die Firma betrogen hat. Und zwar in noch viel größerem Umfang als zuerst gedacht. Da aber ein paar Tage später Mollys Hochzeit bei uns auf der Farm anstand, wollten wir mit dem Aufdecken des Ganzen noch warten, bis die Feierlichkeiten vorbei waren.«
Fritz verzog den Mund. »Doch Brian hat inzwischen Angst bekommen, dass Chrissie Interesse an Patrick entwickelt und ist selbst auf Angriff gegangen. Als sie ihn abgewiesen hat, hat er völlig durchgedreht und dafür gesorgt, dass Patrick, Hetty und Chrissie in einer Hütte eingesperrt waren, die im Sprengbereich des nächsten Blow out lag.«
Dolly hatte diese Geschichte von Hetty bisher noch nicht erfahren und sah ihn mit offenem Mund an.
Fritz seufzte tief auf. »Glücklicherweise hat Patrick immer und überall seinen Laptop dabei und mit dem kann er sich in der Firma in alle Systeme einlinken. Er hat es geschafft, den automatischen Sprengbefehl zu unterbrechen und mit ein paar Tricks hat er es auch noch hingekriegt, dass sie Kai anrufen konnten. Der war an dem Tag glücklicherweise auf der Farm und hat an seinem Hubschrauber herumgebastelt. Natürlich hat er sofort den Heli gestartet und ist losgeflogen.
Währenddessen hat Patrick das Türschloss geknackt und dann haben die drei am Hang auf Kai gewartet. Es war allen bewusst, dass Brian, sobald er mitbekam, dass die Automatik nicht auslöste, die Sprengung mechanisch durchführen würde und sie nicht genügend Zeit hatten, weit genug wegzulaufen. Kai hat dann mit einer provisorischen Winde und einem an einem Stahlseil befestigten Bergsteigergeschirr Chrissie und Patrick in den Hubschrauber befördert und Hetty hat sich am Schluss nur einfach in den Gurt gesetzt, da es für sie unmöglich gewesen wäre in den Heli zu steigen. Und mit seinem üblichen Glück hat er es gerade noch geschafft, den Heli in letzter Sekunde aus der Gefahrenzone zu bringen.
Brian hat von alldem nichts gewusst und ist mit einer vorgetäuschten Trauermine zu mir auf die Farm gefahren, um von dem angeblichen Unglücksfall zu berichten. Da waren die anderen inzwischen aber auch schon angekommen und als er gesehen hat, dass es keinen Ausweg mehr gibt, hat er dem Stallburschen ein soeben für mich gesatteltes Pferd aus der Hand gerissen und ist abgehauen.«
Fritz grinste übers ganze Gesicht. »Sie haben ja zuvor schon Zerberus, den schwarzen Hengst von Kai gesehen. Der ist schnell wie der Wind und stammt von einem Galopper ab. Kai hat ihn aufgesattelt und dann Patrick die Zügel in die Hand gedrückt. Er war der Meinung, der sollte seinen Rivalen selbst stellen.«
Fritz zuckte die Schultern. »Ganz abgesehen davon, dass der Junge reiten kann, wie der Teufel und in dem Punkt sogar Kai überlegen ist. Na ja, die Sache endete dann damit, dass sich Brian praktischerweise bei einem Sturz vom Pferd das Genick gebrochen hat und dadurch sind uns eine Menge Erklärungen und Arbeit erspart geblieben. Patrick war natürlich für Chrissie der glorreiche Held, denn Kai hat ihr eindeutig erklärt, wenn der Junge nicht so schnell reagiert hätte, dann hätte auch er nichts mehr ausrichten können.«
Fritz lächelte. »Und als sie dann erst einmal verstanden hat, was für ein Goldjunge da vor ihrer Nase rumlief, war es bald darauf soweit, dass Chrissie ihn so schnell wie möglich heiraten wollte. Das war dann ein Punkt, bei dem Patrick nicht mit sich reden ließ. Er wollte keine große Feier und vor allem einen absolut wasserdichten Ehevertrag.«
Als ihn Dolly mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, schmunzelte er. »Er hat darauf bestanden, dass festgeschrieben wird, dass er keinerlei Anspruch auf das Geld von Chrissie hat und auch bei ihrem Tod nur die eventuellen Kinder erben sollen. Und auch dann ist Kai derjenige, der das Vermögen verwaltet.«
Dolly war verblüfft. »Jeder andere hätte selbstverständlich abgezockt, was gegangen wäre. Dein Schwiegersohn hat anscheinend einen äußerst edlen Charakter.«
Fritz nickte. »Der nimmt keinen einzigen Cent vom Konto, ohne dies ausreichend zu belegen. Inzwischen habe ich ihn, obwohl er das nicht wollte, zum Geschäftsführer gemacht. Jetzt zitiert er mich einmal im Monat in sein Büro und legt über alles, was er getan hat, kleinlichst Rechenschaft ab. Dabei macht die Firma durch seine Programme, welche die Arbeitsabläufe beschleunigen, dreißig Prozent mehr Gewinn. Aber in der Hinsicht gleicht er Hetty – die lässt sich auch nichts schenken. Und ich bin heilfroh, dass er mir einen Teil meiner Arbeit abnimmt, so kann ich mir öfter mal eine Auszeit gönnen und weiß, dass trotzdem alles nach meinen Willen läuft.«
Nun sah sie also dieses Wundertier von Schwiegersohn von Angesicht zu Angesicht und stellte fest, dass sie diesen Jungen auf Anhieb mochte. Und am allermeisten gefiel ihr, dass er nach der allgemeinen Begrüßung seinen Sohn auf den Arm nahm und sich erst einmal eine Weile mit dem Kleinen beschäftigte. Der freute sich offensichtlich seinen Papa zu sehen, denn er krähte und gluckste vergnügt vor sich hin.
Nachdenklich beobachtete sie, wie das Ehepaar miteinander umging. Sie wahrten eine gute Fassade, was allerdings vor allem dem Verhalten von Patrick geschuldet war. Denn der gab seiner Frau einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich neben sie setzte. Aber genauso, wie sie bereits bei ihrem Sohn nur äußerst wenig Interesse gezeigt hatte, kam von Chrissie keine emotionale Reaktion auf die Ankunft ihres Mannes. Von wegen ein liebevoller Blick oder eine zärtliche Geste, es gab nichts das darauf hinwies, dass sie sich freute, dass er endlich da war.
Dolly schüttelte innerlich den Kopf. Dabei war dieser Patrick doch wirklich ein äußerst attraktiver Mann. Ein ganz anderer Typ als Kai, aber deswegen nicht weniger beachtlich. Blonde gelockte Haare, braungebrannt und mit seinen knappen 1.80 Metern war er zwar bei weitem nicht so groß, doch soviel sie sehen konnte, hatte er einen sportlich durchtrainierten Körper und eine perfekt proportionierte Figur. Er war leger, aber sehr gut gekleidet und trat mit einer angenehmen, nicht übertriebenen Selbstsicherheit auf. Er war gebildet, hatte ein umfassendes Allgemeinwissen, war rhetorisch gewandt und genauso wie Hetty ein guter Unterhalter.
Als er ihr nach dem Essen einen Drink brachte und sie die blauen Augen und das umwerfende Lächeln sah, mit dem er ihr das Glas überreichte, musste sie zugeben, dass Fritz mit ihm wohl einen sehr guten Fang als Schwiegersohn gemacht hatte.
Deshalb war das Verhalten von Chrissie für sie noch unverständlicher. Die verabschiedete sich früh und Patrick begleitete sie, um den Kleinen ins Bett zu bringen. Doch bald darauf erschien er wieder in der Bibliothek und setzte sich zu der immer fröhlicher werdenden Runde.
Es wurde ein langer, aber äußerst unterhaltsamer Abend, bei dem Dolly und Hetty in aller Ausführlichkeit von ihrer Tasmanienreise berichteten. Auch wenn Kai schon viele Details kannte, die anderen waren sehr interessiert und amüsierten sich königlich, als Hetty ihren Lapsus, mit der Suche nach der Großstadt Port Arthur erzählte. Als gebürtige Australier wussten sie natürlich, dass er dort nur die historische Stätte und ein paar Häuser gab, aber Hetty hatte übersehen, welchen Maßstab die Landkarte hatte und eine Millionenmetropole in dieser Gegend vermutet.
Dolly wusste, dass Kai für sein Leben gerne zuhörte, wenn Hetty erzählte. Mit einem leisen Lächeln sah sie, dass die beiden immer wieder kurzen Blickkontakt aufnahmen und sich wortlos Botschaften übermittelten. Wie sie schon auf Tasmanien vermutet hatte, waren die zwei wirklich füreinander geschaffen.
Als Babygeschrei durchs Haus drang, meinte Patrick entschuldigend. »Ich muss mich jetzt leider verabschieden.« Er nickte Dolly und den anderen zu und ging die Treppe nach oben.
Auf ihren verwunderten Blick hin, zuckte Fritz etwas hilflos und leicht verlegen mit den Schultern. »Meine Tochter ist noch nicht wieder richtig fit und Patrick oder Kai und Hetty übernehmen den Nachtdienst.«
Dolly nahm das unkommentiert zur Kenntnis. Gleichzeitig beschloss sie allerdings, den Ursachen für dieses Verhalten in den nächsten Tagen mal auf den Grund zu gehen. So wie es aussah, konnten die hier ihre Hilfe gebrauchen.