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4. Kontextstudien – Kontextualisierungen im Codex

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Die Tatsache, dass die altostnordischen Zeugnisse der Karlsdichtung ausschließlich in SammelhandschriftenSammelhandschrift erhalten sind, ist in vielerlei Hinsicht beachtenswert. Es lohnt sich daher nicht nur der philologische Blick auf die einzelnen Texte, sondern auch auf deren Kontextualisierungen innerhalb einer Sammelhandschrift. Einzelne Texte wurden im Mittelalter stets kopiert, umgeschrieben und verändert; auf diese Weise wurden sie in verschiedenen Sammelhandschriften wechselnden gattungsbezogenen und sprachlichen Kontexten zugeordnet. Keith Busby bezeichnet diese Eigenart der mittelalterlichen Kompilationen als „dynamic of the codex“.1 Nimmt man an, dass die Schreiber/ Kompilatoren der Handschriften mit Bedacht die in Frage kommenden Texte auswählten und diese in eine bestimmte Reihenfolge setzten, erfuhren letztere durch den variierenden Bezugsrahmen stets neue Kontextualisierungen. Dies bietet gleichfalls die Möglichkeit zu weiterreichenenden Neuinterpretationen. Eine intrinsische Logik der mittelalterlichen Sammelhandschriften offenbart sich nicht unmittelbar. Die Codices sind durch eine Genre- und Sprachendiversität geprägt: Häufig finden sich volkssprachige neben lateinischen Texten, oder – wie im Falle der Børglumer Handschrift – Texte auf Dänisch und Niederdeutsch. Eine sorgfältige Analyse der Texte und deren Interaktionen untereinander kann jedoch behilflich sein, das dynamische Potenzial dieser Sammelhandschriften zu erfassen. Im Folgenden wird dieser Dynamik Rechnung getragen, indem Karl Magnus in Verbindung mit anderen Texten der jeweiligen Handschrift gesetzt wird. Angesichts der Heterogenität der Handschriften sind solch intertextuelle Verbindungen selten offensichtlich. In diesem Fall wird versucht, durch die Verortung der Texte in ihrer kontinentaleuropäischen, lateinischen oder volkssprachigen Tradition eine gemeinsame Linie in der Transmission, Rezeption oder Re-Intrepretation zu entziffern. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass nicht alle Texte sich durch narrative oder rezeptionsästhetische Aspekte mit einem roten Faden zu Karl Magnus zurückverfolgen lassen. Es wird gewiss pragmatische und praktische Gründe bei der Zusammenstellung einzelner Handschriften gegeben haben, oder aber persönliche Interessen der Auftraggeber, die sich aus der heutigen Sicht nicht mehr gänzlich nachverfolgen lassen.

Die vier schwedischen Handschriften, welche die Texte um Karl den Großen enthalten, nämlich Cod. Holm. D4Cod. Holm. D4, Cod. Holm. D4aCod. Holm. D4a, Cod. Holm. D3Cod. Holm. D3 und AM 191 fol.AM 191 fol., können der Kategorie der Laienhandschriften, lekmannahandskrifter, zugeordnet werden. Sie enthalten neben historischen, politischen, religiösen und unterhaltenden Werken auch Fachtexte.2 Im Gegensatz zu Klosterhandschriften beinhalten diese in der Regel öfter Verstexte; eine Tatsache, welche die Forschung zur Annahme verleitet, diese seien mündlich gedichtet und erst später niedergeschrieben worden.3 Sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich des Layouts sind die profanen Handschriften aus dem laikalen Umfeld homogener gestaltet: Größtenteils sind sie in der Kursivschrift mit einigen Rubriken in Blau und Rot verfasst, Illuminationen fehlen weitestgehend. Hier, so Jonas Carlquist, komme es mehr auf den Inhalt als auf die Gestaltung an.4

Karl der Große im Norden

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