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Das Gute im Hier und Jetzt

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Aber wie gelangen wir zu einer guten und wahren Wahrnehmung unseres Lebens? Ich denke, wir müssen wieder neu lernen, eine grundsätzlich positive und lebensbejahende Haltung zu gewinnen. Wir sind so gut im Meckern – aber können wir noch lachen, feiern, jubeln und genießen? Dabei brauchen wir das so sehr und es tut uns so gut.

Vielleicht denkst du jetzt: »Ja, aber ich bin doch krank! Mein Chef ist gemein! Und mein Auto ist kaputt!« Das sind blöde Umstände, keine Frage – aber sie machen nicht alles aus! Oft sind die negativen Erlebnisse sehr laut und wirken daher vorherrschend, und genau darum brauchen wir wieder einen feinen Blick und ein sensibles Gespür für die besonderen und heilsamen Augenblicke unseres Lebens. Wir können diesen guten und wohltuenden Momenten helfen, eine spürbare Präsenz in unserem Leben zu haben.

Ein erster Schritt ist, die Dinge wieder wirklich zu erleben und sie dadurch auch viel sicherer im eigenen »System« zu speichern. Wie oft spiele ich mit meiner kleinen Tochter oder mache ein Puzzle mit ihr, aber in meinen Gedanken plane ich das Essen für die nächste Woche oder überlege, wen ich dringend mal wieder anrufen müsste. Oder ich sitze mit einer Tasse Kaffee in der Sonne, lasse mich aber von den Gedanken gefangen nehmen, dass der Rasen gemäht werden müsste, und terminiere, wann ich das tun könnte. Und so verstreicht unglaublich viel Gutes völlig ungesehen und »ungespürt«. Das Leben wieder wahrzunehmen, wenn es passiert, ist eine wichtige Strategie, um sich vor dem ständig negativen und schweren Blick zu schützen. Und ja, man wird auch mit dieser Sichtweise Schwierigkeiten begegnen – aber das darf ja sein, denn sie gehören zum Leben dazu. Sie bestimmen es allerdings nicht ausschließlich.

Nimm dir doch mal einige Momente Zeit und reflektiere auf diese Weise deinen vergangenen Tag, die letzte Woche oder den letzten Monat.

Hand aufs Herz

• Wo gab es Augenblicke und Erlebnisse, die wie eine Aussichtsplattform auf weites Land, wie ein Schmetterling im Frühling oder ein leckeres Eis mit Erdbeeren für deine Seele waren?

• Gab es vielleicht eine tolle Begegnung mit einem lieben Menschen?

• Gab es außergewöhnliche Zeiten der Ruhe?

• Oder Zeiten, in denen du stark gefordert warst, die dir aber Raum für deine Gaben und Talente eröffnet haben, sodass du über dich hinauswachsen konntest?

• Hast du dich an etwas besonders gefreut, neue Entschlüsse gefasst, Erfolge gehabt oder Pläne geschmiedet?

• Konntest du der Umsetzung eines Traums näher kommen?

• Den nächsten Sommerurlaub planen?

• Hast du Lob bei der Arbeit bekommen oder außergewöhnlichen Zuspruch von deiner Partnerin/deinem Partner?

• Gab es kleine, aber feine Momente mit deinen Kindern, in denen du über sie und ihre Entwicklung gestaunt hast? Oder mit Nichten und Neffen, mit Kindern von Freunden?

• Oder war da vielleicht auch »nur« ein unerwarteter Sonnenstrahl, der durch die dichte Wolkendecke brach?

Gerade in Zeiten, in denen mein Blick eher auf die brachliegenden Flächen und Ruinen meines Lebenslandes ausgerichtet ist, spüre ich, wie solche Gedanken über das Gute in meinem Leben in der Enge ein Fenster aufmachen. Frische Luft strömt herein und ich ahne, dass es viel mehr gibt als die Grenzen meines Denkens und Fühlens. Ich bin beschenkt und gesegnet, längst ist nicht alles gut und geklärt, aber dennoch bin ich geliebt und für wert geachtet. Mein Leben ist bunt und reich und vielseitig und schön! Gott beschenkt mich mit so viel Großem und Kleinem und Offensichtlichem und Unscheinbarem.

Vor allem in der unberührten Version ihrer selbst sind die Farben, Klänge und Gerüche meines Lebenslandes unvergleichlich schön und einladend. Natürlich ist das, was uns tagtäglich begegnet, oft ein verzerrtes Bild der Dinge, doch in ihrer Ursprünglichkeit steckt so viel Aussichtsreiches und Vielversprechendes in den einzelnen Bereichen.

In die Weite leben

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