Читать книгу In die Weite leben - Elena Schulte - Страница 15
Rundflug
ОглавлениеVor einigen Jahren erhielt ich die Gelegenheit, einen Rundflug über meine Heimat mit einem Segelflugzeug zu machen. Als ich mich an die Aufwinde und Luftlöcher gewöhnt hatte und vor allem mein Magen nicht mehr rebellierte, war es absolut faszinierend, die Umgebung, in der ich lebe und die ich tagtäglich von »innen« sehe und erlebe, nun mal zu überfliegen und aus einer ganz anderen und weiteren Perspektive zu betrachten. Vieles wirkte von oben viel grüner und auch die Dimensionen und Verhältnismäßigkeiten der Orte und Landstriche zueinander veränderten sich.
Es ist ähnlich überraschend, solch einen »Rundflug« auch mal über das eigene Lebensland zu machen. Von »oben« sieht vieles auch hier ganz anders aus, bekommt eine andere Verhältnismäßigkeit – gewinnt an Bedeutung oder verliert an Schrecken.
Ich möchte dich gerne zu einem Rundflug einladen, einem Rundflug mit Positiv-Fokus über mein persönliches Lebensland. Diese Flugreise kann und darf dich inspirieren, (wieder) einmal wahrzunehmen, was für wunderschöne Orte und verheißungsvolle Plätze es auch in deinem Lebensland gibt:
Da bin zunächst einmal ich selbst. Ich bin gesund, und auch wenn ich keine Modelmaße vorzuweisen habe, so kann ich meinen Körper doch weitestgehend gut annehmen. Viel zu oft vergesse ich, dass Gesundsein ganz und gar nicht selbstverständlich ist und ich es als großes Geschenk empfangen darf. Ich verfüge über Gaben und Fähigkeiten, die ich sowohl in meinem Beruf als auch in meiner Freizeit vielseitig einsetzen kann. Ich habe außerdem das Privileg, in einem sicheren und wohlhabenden Land zu leben, wo ich mich entfalten und im Großen und Ganzen frei entscheiden kann, was meine Religion, meinen Beruf und sonstige Lebensumstände angeht. All diese Punkte sind für viele Menschen auf unserer Erde nicht normal, sodass an dieser Stelle schon klar ist: Alles Klagen findet auf maximal hohem Niveau statt.
Aber fliegen wir noch ein wenig weiter.
Die Familie, in die ich hineingeboren wurde, war nicht heil. Ich bin Einzelkind und musste die Scheidung meiner Eltern miterleben. Außerdem starb mein Vater verhältnismäßig früh. Dennoch hatte ich eine gute und behütete Kindheit und erlebte immer eine liebevolle und umsorgende Mutter, zu der ich auch heute noch ein sehr gutes Verhältnis habe und die mir zugleich Vertraute und Freundin ist. Auch meine Großeltern waren toll und ich durfte so vieles mit ihnen erleben und von ihnen lernen, was mich sehr gut auf mein selbstständiges Leben vorbereitet hat. Ziemlich früh lernte ich meinen heutigen Mann kennen und lieben und wir heirateten mit Anfang zwanzig. Durch ihn gewann ich noch eine tolle Schwiegerfamilie hinzu. Nach fünf Jahren Ehe bekamen wir unsere erste, gesunde Tochter und sind heute Eltern von drei verrückten, lustigen, einzigartigen und wundervollen Kids.
Nach meiner Ausbildung am Theologischen Seminar Rheinland2 wurde mir dort eine Stelle als Evangelistin angeboten. Ich war überrascht und so beschenkt, nun auch beruflich für und mit Jesus unterwegs sein zu dürfen, und schätze das bis heute sehr. Mein Job ist so flexibel, dass ich ihn gut mit Familie und dem Schreiben vereinbaren kann, und gleichzeitig bietet er mir Raum, meine Gaben zu entfalten und immer wieder Neues auszuprobieren. Ich habe tolle Kolleginnen und Kollegen und erlebe viel Ermutigung und Unterstützung.
Fliegen wir noch ein Stückchen weiter?
Einen ganz wesentlichen Raum in meinem Lebensland nehmen meine Freunde ein. Ich habe so tolle und wertvolle Freundinnen und Freunde. Einige davon stehen mir wirklich nahe, sind richtige Herzensmenschen – auch wenn sie zum Teil Hunderte von Kilometern entfernt wohnen. Dennoch begleiten wir einander schon eine ganze Weile auf unseren Lebenswegen und ich erlebe es als puren Segen, um Menschen zu wissen, denen ich wichtig bin und zu denen ich jederzeit mit allem kommen kann. Bei ihnen weiß ich, dass ich Liebe, Verständnis, Anteilnahme, Hilfe und Korrektur finde – und dass sie immer für eine Überraschung gut sind. Erst neulich rief uns ein befreundetes Ehepaar an und lud uns ein, sie im Sommer nach Schweden in ein Ferienhaus zu begleiten!3 Darüber hinaus schenkt Gott mir auch immer wieder neue Menschen in mein Leben hinein, und sie kennenzulernen gleicht dem Heben eines Schatzes.
Hast du noch Lust für eine letzte Flugrunde?
Wie du wahrscheinlich schon bemerkt hast, ist der Glaube an Gott ganz zentral für mich. Auch wenn ich nicht im klassischen christlichen Elternhaus groß geworden bin, so durfte ich Jesus dennoch sehr früh kennenlernen und gab ihm mein Leben mit ungefähr neun Jahren. Seitdem hat ein Abenteuer begonnen, das mich durch viele Höhen und Tiefen geführt hat – aber das ich um nichts in der Welt missen möchte! Ich habe viele verschiedene Phasen erlebt, wie sich mein Glaube entwickelt hat, und kann im Rückblick auf die letzten knapp dreißig Jahre erkennen, wie Gott mich immer geführt, getragen, geliebt, gefordert und gefördert hat und mein Glaube kontinuierlich gewachsen und zu dem geworden ist, was ihn heute ausmacht. Auch wenn ich es nicht immer fühle, so weiß ich sicher: Gott ist in jedem Moment da und absolut vertrauenswürdig.
Meine Gemeinde ist wie ein zweites Zuhause für mich. Wir gehen als Familie in eine relativ große freie Gemeinde hier am Ort und dort begegnen wir von jung bis alt, von laut bis leise, von bunt bis schlicht Menschen aller Art – geeint durch die Liebe zu Jesus und den Wunsch, dieser Liebe mitten im Leben Ausdruck zu verleihen. Was für ein Vorrecht, Teil dieser absolut verrückten Truppe sein zu dürfen4. In unserer Gemeinde gibt es ein reichhaltiges Angebot an Veranstaltungen und Aktivitäten, in denen man geistlich wachsen, seine Gaben einbringen oder einfach sein kann. Ich selbst darf mit einem tollen Team die Frauenarbeit »Frollein Wundervoll« leiten und wir erleben, wie Gott uns Wunder erleben und Erfolge feiern lässt. Diesen Raum zu haben, in dem ich mich geistlich entwickeln und ausprobieren darf, und zugleich um Menschen zu wissen, die mit ähnlicher geistlicher Sehnsucht ihren Weg gehen, ist ein unglaublicher Segen. Hier sind wir einander Freunde und Vertraute, die sich bei allen Fragen und Antworten, Hoffnungen und Grenzen, Träumen und Sorgen begleiten und unterstützen.