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Manu stand über den Billardtisch gebeugt und spielte gegen sich selbst. Er lächelte seinem Onkel breit entgegen, als dieser zur Tür hereinkam. Lou, noch weit entfernt davon, wieder einigermaßen cool zu sein, nickte ihm zu und griff wortlos nach einem Queue. Lust zu spielen hatte er trotzdem nicht.

Manu strahlte ihn an. „Pass bloß auf, Lou“, sagte er, „ich bin nämlich auf der Gewinnerseite. Du weißt doch, dass ich morgen anfange. Ich freue mich so. Ich wollte schon immer Fenster bauen.“

„Ja“, sagte Lou. „Und ich weiß auch, dass du das kannst. Um dein handwerkliches Geschick hab ich dich schon immer beneidet.“

Er schaute auf den Billardtisch, sah dann Manu an und schüttelte den Kopf. „Lass uns was trinken, Manu. Ich will jetzt nicht spielen. Ich geb einen aus.“

Sie stellten ihre Queues zurück. Zögernd prüfend musterte Manu seinen ehemaligen Ersatzvater.

„Muss ich mir Sorgen machen?“, fragte er.

Sie waren die einzigen Gäste auf den Barhockern am Tresen. Lou orderte Whisky. Manu nahm Orangensaft und bestellte sich nach einigem Zögern einen Wodka dazu. „Ich muss doch morgen arbeiten“, sagte er. „Ich darf arbeiten. Endlich mal wieder.“

Lou nickte. „Schön für dich.“ Er starrte in sein Glas, dann auf das Regal vor der Spiegelwand hinter dem Tresen, räusperte sich und wandte den Kopf wieder Manu zu. „Versprich mir, wenn du was von einem Job für mich hörst, dass du mir umgehend Bescheid sagst.“

Manu riss die Augen auf. „Das ist nicht wirklich dein Ernst, oder?“ Es klang ungläubig. Überrascht. Ratlos.

„Weißt du, Manu“, sagte Lou, „früher, als du noch klein warst, früher war ich mal Jäger. Alles war klar damals. Hier die Bösen. Dort die Guten. Ich gehörte zu den Guten. Wie im Karneval. Ich mit dem Sheriffstern. Die anderen waren die Ganoven. Und jetzt habe ich das Gefühl, die Ganoven sind die Guten. Ich verfolge die Falschen. Immer öfter. Und nur noch manchmal die Richtigen.“

„Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern“, sagte Manu, „wie das bei dir war früher. Da war ich wohl noch zu jung, um mir Gedanken darüber zu machen. Aber woran ich mich ganz sicher erinnern kann, ist, dass du nie, nie jemals so viel über dich selbst erzählt hast wie jetzt gerade.“

„Das kannst du auch gleich wieder vergessen.“

Eine Weile schwiegen sie beide. Jeder hing seinen Gedanken nach. Endlich nahm Manu den Faden wieder auf.

„Ich fürchte bloß, du machst dir was vor, Lou“, sagte er. „Schau, du bist über fünfzig. Wenn du nicht als Wach und Schließ arbeiten willst ... und für einen Bodyguard bist du zu alt. Das weißt du auch selber. Was soll’s dann aber sein? Untreuen Frauen oder Männern als Detektiv hinterherspüren? Oder für einen Unternehmer arbeiten, der seine Angestellten beschatten lässt? Oder vielleicht als Kaufhausdetektiv? Da bringst du dich doch nach einer Woche um.“

„Irgendetwas wird mir schon einfallen“, sagte Lou. „Verlass dich drauf. Irgendetwas muss ich ja schließlich machen. Machen können.“

Er legte einen Schein auf den Tresen. „Entschuldige Manu“, sagte er. „Ich bin heute nicht gut drauf. Ich gehe lieber. Viel Glück für morgen.“ Damit stand er auf. „Machs gut, du.“

Manu sah ihm nach. Dann schob er dem Wirt den Schein über den Tresen.

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