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Dr. Alfons Berg stand mit dem Rücken zur Tür, als Feldmann nach kurzem Anklopfen den Raum in der Moabiter Pathologie betrat. Er drehte sich um, nickte Lou zu, forderte ihn mit einer Handbewegung auf, näher zu treten. Der Rechtsmediziner, der schon seit Jahren aussah, als wäre er längst in Rente, schlug das weiße Tuch zurück, unter dem die tote Frau Andersen auf dem Tisch lag, so dass Kopf und Schultern zu sehen waren. „Schau dir das an“, sagte er zu Feldmann, „dieses schöne Gesicht.“ Sanft strich er mit seinem Zeigefinger darüber. „Diese Falten. Diese Ausstrahlung auch noch im Tod. Das hat sie nicht geschenkt bekommen. Das hat sie sich verdient.“ Er trat einen Schritt zurück und verneigte sich leicht vor ihr. „Chapeau.“

Feldmanns Blick wanderte von der Toten zu Berg. Er nickte stumm. Der Leichengeruch war ihm zuwider. Die Kühle im Raum machte es auch nicht besser. „Und?“ Als Berg nicht sofort antwortete, setzte er nach: „Nun sag schon, Alfons, was hast du herausgefunden?“

„Magenkrebs Endstadium. Muss große Schmerzen gehabt haben. Reine Barmherzigkeit von dem Mann, ihr das Zyankali zu geben. Ich finde es zum Kotzen, dass du da ermittelst. Wenn du mich fragst, ich bin nicht der Meinung, dass er was Unrechtes gemacht hat.“

„Ich darf dich leider nicht fragen“, sagte Lou Feldmann bedauernd. Berg begleitete ihn zur Tür, legte ihm eine Hand auf den Arm. „Ich verstehe, dass du sauer bist. Ich wär’s auch.“ Ein Blick des Einverständnisses zwischen ihnen.

„Du würdest es auch tun“, sagte Feldmann. Berg nickte. „Wenn du jemanden wirklich liebst ...“

Bergs Worte begleiteten Lou Feldmann auf die Straße hinaus. Was für ein Irrsinn, dachte er, in einem Beruf zu arbeiten, der einen zwingt, selbstverständlichste menschliche Regungen wie Mitgefühl und Liebe als Verbrechen zu behandeln. Wie abgestumpft muss man sein, wie selbstgerecht, um Paragrafen über Empathie stellen zu können. Ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

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