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2: Dienstag, 11. Februar 2003
ОглавлениеUnd wie Suhrbier tobte!
Ich saß auf dem Armesünderstühlchen, während er auf und ab marschierte.
„Das darf doch nicht wahr sein! Wochenlange Arbeit, und das einzige, was Sie zustande bringen, ist ein Schaden von ein paar tausend Euro! Was stellen Sie sich eigentlich unter einer Präsentation vor? Das, was Sie da geboten haben? Was haben Sie gleich wieder zerstört?“
„Den Laptop und den Beamer“, flüsterte ich. „Es war ein Unfall. Oder besser ein Versehen...“
„Na, toll! Da bin ich ja heilfroh, dass Sie es nicht mit Absicht gemacht haben, dass Sie nicht einen Kick kriegen, wenn Sie anderer Leute Geräte einfach so vom Tisch fegen... Sind Sie eigentlich übergeschnappt?“
Er marschierte wieder auf und ab; das kragenlose Hemd hing ihm aus der Hose und flatterte hinter ihm her, und die etwas schütteren blonden Haare, die er sich sehr ausdrucksstark gerauft hatte, standen ihm zu Berge.
„Und was haben die gesagt? Nicht so überzeugend? So eine deutliche Ablehnung ist mir noch nie untergekommen. Das ist eine Schmach und eine Schande für unsere Agentur, und das ist ganz alleine Ihre Schuld.“
„Ich wusste doch gar nicht, wie man so was professionell macht“, flüsterte ich.
„Dann hätten Sie es eben Tom überlassen sollen! Drängen Sie sich doch nicht so vor, wenn Sie keinen blassen Schimmer haben, wie man eine Präsentation vorführt!“
Er hat mich doch gezwungen, dachte ich unglücklich. Ich hab mich wirklich nicht darum gerissen, diese schwache Vorstellung zu bieten. Sollte ich das sagen? Oder wäre das gepetzt? Nein, ich wollte Tom nicht mit reinziehen. Er hatte doch auch nicht ahnen können, dass ich mich so dumm anstellen würde. Eingreifen hätte er allerdings schon können, aber vielleicht dachte er, das wäre zu peinlich für mich? „Es tut mir Leid“, flüsterte ich; mehr fiel mir jetzt auch nicht mehr ein.
Suhrbier marschierte weiter auf und ab; dann drehte er sich abrupt zu mir um. „Und wie soll das jetzt weitergehen? Was schlagen Sie vor?“
„Bei den nächsten Präsentationen schaue ich erstmal nur zu, bis ich weiß, wie es geht. Und wegen der Geräte frage ich meine Versicherung“, schlug ich vor.
„Das ist alles? Sie glauben, damit ist es gut? Laptop und Beamer – das sind zusammen gut fünftausend Euro, mehr als zwei Monatsgehälter – und darauf sollen wir monatelang warten? Nein, nein, Mädchen – so nicht. Und die nächsten Präsentationen – ja, glauben Sie, ich lasse Sie noch mal auf Kunden los? Wahrscheinlich schmeißen Sie auch alles um, wenn jemand Intelligentes die Präsentation macht. Kommt ja gar nicht in Frage! Wie lange arbeiten Sie jetzt bei uns?“
„Fünf Wochen“, murmelte ich und betrachtete meine verschieden hohen Schuhe. „Haben Sie schon Gehalt gekriegt?“
„Nein... das scheint sich verzögert zu haben.“
„Sehr gut. Rechnen Sie nicht mehr damit. Sie sind raus! Fünf Wochen – das dürften dreitausend sein, dann bekommen wir noch zweitausend von Ihnen, noch in dieser Woche, und bar, haben Sie das wenigstens verstanden?“
Wieso bar? „Soll ich die fünftausend nicht lieber an die Hamm KG überweisen? Immerhin waren es deren Geräte“, schlug ich schüchtern vor.
„Widersprechen Sie mir nicht. Sie können heute noch der Friedrichs im Archiv helfen, und dann packen Sie Ihre Sachen, klar? Wenn ich Sie nach heute noch einmal hier sehe – oder auch nur in der Nähe des Büros, dann wandern Sie wegen Hausfriedensbruchs ins Kittchen, Sie beschränkte Kuh, Sie! Und jetzt schaffen Sie mir Ihren Anblick aus den Augen!“
Die letzten Worte brüllte er heraus. Ich verließ Suhrbiers Büro. Grobe Worte, aber er hatte ja Recht, ich war wirklich zu doof. Ich hatte eine dermaßen peinliche Show geboten... In unserem Büro war gerade niemand, umso besser. Schnell fegte ich meine wenigen persönlichen Gegenstände in meine Tasche, räumte den übrigen Kram in die Schreibtischschubladen, bis die Tischplatte total leer war, und trottete dann ins Archiv.
Die Friedrichs war ziemlich fassförmig und watschelte geruhsam zwischen den Regalen herum, in denen alte Projekte, Presseartikel über uns und Dekomaterial ruhten. Sie lächelte. „Strafarbeit? Wie lange?“
„Bloß heute, dann bin ich gefeuert“, erläuterte ich kleinlaut.
„Was haben Sie denn angestellt, Kindchen? Wollen Sie einen Kaffee?“
„Nein, danke.“ Mir war jetzt nach Selbstbestrafung. „Ich hab eine Präsentation vermasselt.“
„Und dann fliegen Sie gleich?“
„Ich war noch in der Probezeit. Und ich hab Geräte des Kunden ruiniert.“
„Na und? Die sind doch alle versichert!“
„Aber Suhrbier will, dass ich sie selbst bezahle.“
„Suhrbier ist eine linke Ratte. Der bescheißt Sie, passen Sie nur auf!“
„Das ist mir jetzt auch schon egal. Was soll ich hier machen?“
Sie wuchtete einen Stapel alte Zeitungen auf den Tisch. „Schauen Sie die mal durch, und wenn was über uns drinsteht, dann kopieren Sie es und legen es mir auf den Tisch. Den Rest schmeißen Sie weg.“
Ja, das schaffte ich wohl gerade noch. Vielleicht sollte ich mir lieber so einen Job suchen? Der überforderte mich wenigstens intellektuell nicht. Ein Magister in Medienwissenschaften und zu doof, einen Beamer richtig herunterzufahren! Oder Turnschuhe anzuziehen, in denen man nicht wegknickte. Oder vorher jemanden um Rat zu fragen, der sich damit auskannte. Oder Tom zu zwingen, die Show selbst zu machen – oder mir wenigstens zu helfen. Aber Tom hatte mir doch bloß eine Chance geben wollen!
Ich las und kopierte den Rest des Tages deprimiert vor mich hin, verweigerte alle Trostangebote von Frau Friedrichs, aß nichts und tat mir Leid. Ich musste mir schleunigst einen neuen Job suchen! Und meinen Eltern beichten, dass ich gefeuert worden war, sonst konnte ich sie nicht anpumpen. Die würden bestimmt wieder zetern! Sie zeterten immer. Sie hatten über meinen Abischnitt gemeckert, über mein Studienfach, darüber, dass ich noch nicht verheiratet war, über mein klappriges Auto, über meine Adresse, über den Job in der Werbung (sie fanden Werbung überflüssig), über meine Haare („Lange Haare, kurzer Verstand“) – kurz, über alles, und am meisten darüber, dass ich doch glatt zwölf Semester bis zum Magister gebraucht hatte.
Wenn ich wenigstens Geschwister gehabt hätte, dann hätte sich die Meckerei besser verteilt, und wir hätten uns halb verständnissinnig, halb genervt zublinzeln können – aber so? Ich war das einzige Kind in der ganzen Verwandtschaft, und alle wussten genau, was aus mir mal werden sollte. Nur Oma war ab und zu gut drauf, aber Geld hatte sie auch keins, bei ihrer kleinen Rente.
Ich kopierte weiter und schleppte dazwischen durchgesehene Zeitungen zur Altpapiertonne, schwitzend und mein einziges Kostüm dabei ruinierend. Ach, wozu brauchte ich es denn noch? Bei MacDonald´s würden sie mir sicher so eine scheußliche Uniform mit gestreiften Bermudas stellen, und einen besseren Job bekam ich doch eh nicht mehr.
Frau Friedrichs legte mir am Nachmittag einen mit Smarties besetzten Krapfen hin, und das rührte mich dann doch.
Und auf den Puderzucker auf meiner Kostümjacke kam es jetzt auch nicht mehr an. Am späteren Nachmittag kam trudelte eine Mitteilung der Personalabteilung an, ich möchte doch, bevor ich das Haus verließe, meinen Firmenausweis, die Garagenkarte und meine Schreibtischschlüssel abliefern.
Das konnten sie haben, die Idioten! Meinen Schreibtisch hatte ich ja schon makellos hinterlassen, bereit für meine sicher viel fähigere Nachfolgerin, und als es halb fünf war, fuhr ich ins Erdgeschoss, knallte der verblüfften Tussi in der Personalabteilung meinen Kram auf den Tisch und erklärte ihr, nun doch gereizt, wenn MediAdvert schon sämtliche Gehaltszahlungen einbehielte –
„Was?“, fragte sie verwirrt.
- dann wollte ich aber wenigstens eine Quittung darüber haben, denn zweimal käme ich für den Schaden nicht auf.
„Was?“, fragte sie noch mal, aber ich erklärte ihr nichts mehr, sondern ging. Und schmetterte die Tür so zu, dass der Putz rieselte.
Einen köstlichen Moment lang stellte ich mir vor, wie das Gebäude, kaum hatte ich es verlassen, langsam in sich zusammenbrach, wie bei diesen Ein-Hochhaus-wird-punktgenau-gesprengt-Reportagen, mit denen sie mir immer den Sonntag verdarben. Recht geschehen würde es ihnen! Allen miteinander! Und die Erschütterung sollte so heftig sein, dass zwei Straßen weiter auch noch die Hamm KG einstürzte und sowohl diese blonde Ziege mit ihren klugscheißerischen Tipps als auch dieses affige Bürschlein (Tja, nicht so überzeugend - was glaubte der eigentlich, wer er war?) unter Tonnen von Staub begrub. Köstlich... ich sah alle meine Feinde husten und keuchen und vergeblich eine Klauenhand ins Freie strecken.
Tom müsste natürlich gerade einen Außentermin haben... Aber um diese Carla wäre es nicht so furchtbar schade, fand ich. Aufgebrezelte Kuh. Schon diese idiotischen Kulleraugen!
Wenn Tom wüsste, was mir passiert war... Vielleicht hatte er meinen verwaisten Schreibtisch ja schon gesehen und putzte Suhrbier gerade fürchterlich herunter? Vielleicht suchte er verzweifelt nach mir, voller Angst, ich würde mir was antun? Klapperte alle Brücken ab?
In der Leiß konnte man sich nicht ertränken. Wenn man von einer Brücke sprang, brach man sich höchstens im Kiesbett ein Bein, so niedrig war der Wasserstand, und so niedrig waren auch die Brücken. Es reichte ja, wenn ein Faltboot drunter durch passte. Vielleicht wartete er vor dem Eingang, weil er angesichts dieses Schicksalsschlags erkannt hatte, wen er wirklich liebte...
Vor der Tür wartete niemand – außer Rüttler, der sich umständlich eine Zigarre ansteckte, dann die Hosenbeine mit Klammern sicherte und unsicher auf sein Rad stieg. Nein, der Tagespförtner war kein Ersatz für Tom. Vielleicht wartete er bei mir zu Hause. Wusste er, wo ich wohnte? Das war leicht rauszukriegen, es gab nur eine Heike Unger im Telefonbuch.
Ich schlappte hoch-tief-hoch-tief zur Bushaltestelle und sah mich dort mürrisch um. Das war überhaupt der Gipfel – Busfahren! Eingepfercht in einen schmuddeligen Bus, in dem es roch, als hätte sich außer mir niemand gewaschen und als würde der Ruß aus den Abgasen nach innen geleitet, anstatt nach Büroschluss lässig mit dem Auto nach Hause zu brausen... Hoffentlich war der Wagen nicht wirklich kaputt, ich hatte absolut kein Geld mehr für eine Reparatur. Nicht, wenn ich gerade fünf Wochen für lau geschuftet hatte.
Morgen Arbeitsamt, notierte ich mir im Geiste und opferte fünfzig Cent für einen MorgenExpress, um dann den Deckel zu heben und festzustellen, dass keiner mehr drin war – nur noch ein Stapel Beilagen Großer Teppich-Räumungsverkauf! Einmalige Gelegenheiten!
Heute war nicht mein Tag, eindeutig. Aber ein HOT! gab´s noch, immerhin. Ich verschwendete ein weiteres Fünfzigcentstück und schnappte mir das schreiend aufgemachte Käseblatt – natürlich nur wegen der Stellenanzeigen. Niemand las Hot! wegen der Schlagzeilen. Männer kauften den Playboy ja auch nur wegen der intellektuell anspruchsvollen Artikel, nicht wegen der nackten Mädels, nicht?
Stellenanzeigen gab es, reichlich sogar. Für Barfrauen, Zeitschriftenwerber, Sous-Chefs, Salade-Chefs, Kellnerinnen, Hilfskräfte im Supermarkt (Regale auffüllen, fünf Euro brutto die Stunde, Schülerinnen bevorzugt), Call-Center-Sklaven, Verkäuferin im Horizont, leichte Reisetätigkeiten. Darunter konnte ich mir nicht viel vorstellen – Vertreter? Abos verkaufen? Koks über die Grenze schaffen? Nichts für mich. Aber im Supermarkt... fünf Euro, das waren an einem Tag doch immerhin vierzig Euro brutto, vielleicht fünfundzwanzig netto...
Ich hätte heulen mögen – für fünfundzwanzig netto Tagesverdienst wäre ich heute Morgen ja nicht mal aufgestanden! Ein Vierer kam. Falsch, ich brauchte den Neuner nach Spitzing-West, da, wo es besonders scheußlich war, nur noch durch die Autobahn von den Slums am Kreuz West getrennt.
Ich fror in dem blöden Kostüm, dem windigen Regenmantel und den dünnen Pumps – und richtig laufen konnte ich auch nicht, ich kam mir vor wie eine Ente, wenn ich zum Fahrplan watschelte – nur um festzustellen, dass der Neuner längst hätte dasein müssen. Wieder ein Vierer. Danach ein Siebener zum Bahnhof. Das nutzte mir auch nichts. Meine Füße wurden langsam feucht; ich hatte das Wildleder schon lange nicht mehr imprägniert. Und die Tasche mit dem Schotter aus meinem Schreibtisch (Glücksbringer, Privatkulis, Handbuch der Werbebranche, Reservestrumpfhose, Notfallschminkzeug, Pfefferminz, Fleckenkiller, Notizblöcke) war ganz schön schwer.
Ich tat mir Leid. Und alle Leute um mich herum schauten zwar genauso griesgrämig wie ich, aber Mitleid hatten sie keins mit mir – ungerührt ärgerten sie sich über ihre eigenen belanglosen Problemchen! He, ich habe gerade meinen Job verloren! hätte ich am liebsten gerufen. Bedauert mich gefälligst!
Jetzt einen Schnaps! Aber hier an der Haltestelle gab´s nur einen anerkannt schlechten Bäcker und die Pilsquelle – und die Gäste dort gaben die Kneipe wahrscheinlich als einzigen festen Wohnsitz an. Nein, so tief war ich auch noch nicht gesunken. Na endlich, ein Neuner. Proppenvoll natürlich.
Drin roch es nach nasser Wolle, ungewaschenen Leuten und den Pommes, die jemand selbstvergessen aß, ohne zu merken, dass ihm die Hälfte auf den Boden fiel und dort rasch zu einem gelblichen Matsch zertreten wurde.
Ich lehnte mich an ein Fenster; in der nächsten Kurve machte sich der Buggy selbständig, der neben mir abgestellt war, fuhr mir ans Bein und ruinierte mir die Strumpfhose. Ich tröstete mich damit, dass sie ohnehin schon eine Laufmasche gehabt hatte, und wehrte die Entschuldigungen der etwas überlastet wirkenden Mutter resigniert ab. Darauf kam´s jetzt wirklich nicht mehr an!
In diesem Bus konnte man zum Menschenfeind werden! Warum guckten die alle so mürrisch – sie hatten doch einen Job? Apropos... ich versuchte, den Stellenteil so zu falten, dass ich weiter lesen konnte, aber ich fand trotzdem nur Barfrauen und Küchenpersonal; dafür wäre ich in der scharfen Kurve, mit der der Bus an der Spitzinger Kirchstraße in die Schleife an der Endstation fuhr, fast noch hingefallen.
Jetzt hatte ich aber wirklich die Schnauze voll – der nächste, der mich schräg von der Seite ansah – oder Gott behüte anquatschte – kriegte eins reingewürgt! Ich raffte meine Tasche an mich, stopfte den sinnlosen Stellenteil hinein und trabte los, in die Rheinbergerstraße. Hässlich war es hier... ich hatte ja gehofft, mir nach einiger Zeit bei MediAdvert einen Umzug leisten zu können, aber das konnte ich jetzt wohl erst mal vergessen.
Die Rheinbergerstraße – benannt nach Mathilde Rheinberger, die um 1880 als Heroine am Stadttheater Starstatus genossen und ihr Vermögen dann der Stadt vermacht hatte – war lang, baumlos und auf beiden Seiten mit Backsteinbauten verschandelt. Hauptsächlich Kleinbetriebe, Autowerkstätten, die aussahen, als könnte man hier auch gefälschte Kennzeichen kriegen, Elektronikbastler, deren Zubehör wahrscheinlich vom Laster gefallen war, zweifelhafte Kneipen, Getränkemärkte, die so gut wie nichts Alkoholfreies führten, dazwischen ein Asia-Imbiss, der so scheußlich kochte, dass seine wahren Einkünfte wahrscheinlich aus dem traditionellen Handel mit geschmuggelten Zigaretten herrührten. Ab und an ein Wohnhaus wie das, in dem ich lebte – drei Etagen, in jeder vier Einzimmerappartements, leicht vergammelt, aber konkurrenzlos billig, was die Miete betraf. Und an der Ecke Ifflandweg gab´s einen 24/7-Waschsalon. Obskur, was die Mitwascher betraf, aber mit funktionsfähigen Maschinen und Trocknern. Außerdem hatte die Meinradstraße – knapp zehn Minuten entfernt – einen Billigmarkt aufzuweisen, und mehr brauchte ich bei meiner Finanzlage nun wirklich nicht.
Immerhin hatten wir einen Vorgarten – echter Luxus! Links und rechts des Plattenwegs, der unter das schief hängende Vordach aus gelbgrau verfärbtem Kunststoff führte, sah man matschigen Rasen, teilweise schneebedeckt, darauf einen zerbrochenen Schlitten, einen einzelnen gelben Wollhandschuh, so viele Kippen, dass wohl jemand seinen Autoaschenbecher hier ausgeleert haben musste, eine Plastiktüte vom Billigmarkt, die müde im Wind flatterte, aber nicht von der Stelle konnte, weil sie von zwei Pflastersteinen beschwert wurde, und eine verrostete Fahrradklingel.
Die Hundekacke zierte natürlich nicht den Rasen, sondern den Plattenweg – ich wich ihr im letzten Moment aus und stieß die Haustür auf. Während ich entenartig die Treppe in den zweiten, obersten Stock erklomm, begann ich, in meiner Tasche herumzuwühlen. Hausschlüssel – der verkroch sich immer sonst wo. Normalerweise hatte ich ihn in der Hosentasche, aber das blöde Kostüm hatte ja keine Taschen.
Nichts. Vielleicht im Seitenfach, ich musste ja bloß die Tasche mal richtig ausräumen. Auf dem Absatz vor meiner Etage gab es ein schmieriges Fenster mit einem merkwürdigerweise blitzblanken Fensterbrett. Dort räumte ich die Tasche komplett aus und drehte sie schließlich sogar um – nichts. Mein Hausschlüssel war weg!