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OHNE TIEFES VERSTEHEN KEINE GUTE PFLEGE

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Sobald wir begreifen, wie groß der Stress eines Menschen ist, der sich auf den Bordcomputer seines Gedächtnisses nicht mehr verlassen kann, sind wir als Angehörige, als Pflegende, ja als ganze Gesellschaft auf dem richtigen Weg. Dann beginnen wir, wirklich zu helfen, wirklich zu pflegen.

IMMER NEU ERINNERN: BEI ALLEN DEFIZITEN BLEIBT DER AN DEMENZ ERKRANKTE EIN MENSCH MIT EINEM GELEBTEN LEBEN UND LIEBENSWERTEN EIGENSCHAFTEN.

Seit Jahren erforschen Pflegewissenschaftler, Mediziner und Psychiater, wie man durch Zuwendung und kluges Verhalten die Folgen der Vergesslichkeit für die Betroffenen lindern kann. Denn eins ist klar: Der Mensch bleibt trotz seiner Krankheit eine Persönlichkeit, selbst wenn sein Wesen sich unter dem Druck seiner Behinderung nach und nach verändert. Das Bewusstsein für seine Lage ist in ihm oft bis in die letzten Lebenstage vorhanden. Er nimmt seine Umwelt und seine Behinderungen durchaus wahr, auch noch Jahre nach der Diagnose.

Unsere Vorurteile lösen sich auf, wenn wir die Schreckensszenarien in unserem Kopf nach und nach durch Bilder und Informationen ersetzen, die uns die Angst vor der Krankheit nehmen. Wer offen mit gut ausgebildeten Pflegekräften, ehrenamtlichen Beratern und vor allem mit Angehörigen spricht, erfährt eine erstaunlich positive Sichtweise. Solche Gespräche verhelfen zu Einblicken in eine andere Welt, in der gelacht, erzählt, gespielt, gesungen und gelebt wird wie überall.

Wohlfühlpflege entspannt – die Pflegenden und die Pflegebedürftigen

Vieles hat sich in den letzten Jahren zum Guten gewendet, wir haben gelernt, von den Erfahrungen anderer zu lernen, und können deshalb immer besser mit altersverwirrten Menschen umgehen. Die Gesellschaft wird offener und die Zukunft guter Pflege hat begonnen. Wir sind also – bei allen Schwierigkeiten – keineswegs mit einer unlösbaren Aufgabe konfrontiert.

Den kühlen Begriff »Demenz« benutzten übrigens bis vor zwanzig Jahren nur Ärzte und Psychologen im Austausch untereinander. »Im Kopf ein bisschen langsam geworden« oder »verkalkt« hieß es stattdessen in der Umgangssprache. Mancher schilderte seine älteren Angehörigen auch als »zerstreut«. »Tüdelig« nennen das die Norddeutschen – und es klingt zärtlich.

Die Endgültigkeit des Labels Demenz erzeugt Angst. Dabei fanden Forscher bisher keine messbare Grenze, die das alltägliche gemächliche Altern des Gehirns von einer fortschreitenden Krankheit wirklich scharf trennen würde. Niemand weiß so genau, wie viele Menschen an der einen oder anderen Form abnehmender geistiger Vitalität leiden. Was wir aber wissen: Vergesslichkeit an sich ist noch keine Krankheit. Doch das Risiko, dass sich erste Schäden im Gehirn zu einem krankhaften Vergessen ausweiten, steigt mit den Lebensjahren.

Demenz - gelassen betreuen und pflegen

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