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UNSER HOHES ALTER IST NOCH JUNG
ОглавлениеWir Menschen werden noch nicht sehr lange so alt wie heute. Erst vor gut 30 000 Jahren stieg unsere Lebenserwartung kräftig an. Das haben amerikanische Forscher anhand von Fossilien herausgefunden. Nur durch mehr lebenserfahrene, ältere Menschen in der Gemeinschaft konnte sich unsere moderne Wissenskultur entwickeln, vermuten Experten.Doch ein solch hohes Alter, wie es heute viele erreichen, war die längste Zeit in der Geschichte eine Ausnahme.
WIR HABEN KEINEN GRUND, HERABLASSEND ZU SEIN, WENN EIN ALTER MENSCH NICHT MEHR SO SCHNELL IM KOPF IST WIE WIR MITTELALTEN ODER JUNGEN.
Schöne Aussichten
Wir können immer älter werden, doch den Verstand setzen wir dabei aufs Spiel. Vielleicht ist ein bisschen »gaga« zu sein ja auch ganz nett, wenn man über hundert ist. Und ohnehin möchte man die Frage »Weißt du noch …?« manchmal mit einem definitiven »Keine Ahnung!« beantworten. Doch das Fiasko beginnt bereits früher, als wir denken. Forscher der Universität Michigan in den USA untersuchten das Vokabular, das Wissen und die Fähigkeit, Neues zu lernen sowie Informationen zu verarbeiten, in einer Gruppe von Leuten, deren Alter von 20 bis 90 Jahren reichte. Sie fanden heraus, dass der Abbau der Fertigkeiten bereits mit 20 Jahren beginnt und mit jedem Jahr im Erwachsenenalter in winzigen Schritten weiter fortschreitet.
Höchstleistungen im Hirn
Unser Gehirn besteht aus mehr als 20 Milliarden Nervenzellen. Es sind die fadenförmigen, fein verzweigten Fortsätze dieser Zellart, die uns Denken und Fühlen, Handeln und Planen ermöglichen. Jede Zelle streckt ihre Ausläufer aus, um sich in flexibel verzweigten Netzen mit bis zu 10 000 Artgenossinnen zu verbinden. Alle »sprechen« über Kontaktstellen, sogenannten Synapsen, miteinander, etwa so wie im Internet, wo Milliarden von Teilnehmern sich kreuz und quer gegenseitig benachrichtigen.
Nehmen wir einmal an, wir gehen über die Straße und sehen plötzlich einen Hund. Was passiert dann im Inneren des Kopfes? Kaum ist der Reiz vom Sehnerv zu den höheren Zentren des Gehirns vorgedrungen, äußern die zuständigen Zellen, was sie erkennen. In diesem Fall zum Beispiel: ein vierbeiniges Tier mit grauem Fell. Der Eindruck läuft weiter ins limbische System, einer Funktionseinheit des Gehirns.
Dort kommen die Gefühle dazu und bewerten den Anblick vielleicht so: keine Angst, ungefährlich, nettes Vieh, macht Spaß, es zu streicheln. Falls das Gehirn den Hund jedoch als gefährlich bewertet, schaltet ein Gefühl der Angst ein Stressgen an, das dafür sorgt, dass aus der Nebennierenrinde das Stresshormon Cortisol freigesetzt wird. Der zweite Alarmruf geht an den Hirnstamm. Dort aktiviert er Bereiche, die wiederum uns aktivieren. Und wozu? Damit wir notfalls mit dem Hund kämpfen oder vor ihm wegrennen und uns in Sicherheit bringen können.