Читать книгу Nebeleck - Elisabeth Nesselrode - Страница 6

Prolog

Оглавление

Diese Nacht ist so schwarz, wie nur wenige es zu sein vermögen. Beinah jedes Fenster des alten Hofs leuchtet hell, beinah jedes Licht ist eingeschaltet. In der Dunkelheit rauschen die Wipfel der Kiefern, im Wald knacken Äste, raschelt das Laub, irgendwo kreischt ein Vogel. Lautlos bewegen sich Gestalten hinter den erleuchteten Fenstern, gleich einem unruhigen Schattenspiel, und verharren, als plötzlich ein tiefer, schmerzerfüllter Schrei die Nacht durchbricht. Dann wird alles ruhig, sogar die Baumkronen der Kiefern scheinen zu erstarren.

Sekunden später stürmt eine Gestalt aus der Vordertür. Sie zieht sich die Kapuze ihres schwarzen Pullovers über den Kopf und rennt, ohne sich ein einziges Mal umzublicken, über die Auffahrt davon, bis sie im Dickicht des Waldes verschwindet.

Jetzt ist es wieder ruhig. Es vergehen Minuten, Minuten, die sich wie Ewigkeiten ziehen, bis plötzlich eine zweite Person aus der Vordertür ins Freie tritt. Ihre Silhouette wird vom schummrigen Licht der eingeschalteten Lampen im Inneren angestrahlt, ihr weißes T-Shirt ist dunkel bespritzt, die Haare zerzaust. Sie legt den Kopf in den Nacken, saugt gierig die frische Nachtluft ein. Für einen Moment hält sie inne, als warte sie auf etwas. Sie dreht sich ein letztes Mal zum erleuchteten Hauseingang zurück und läuft dann über den Waldweg davon.

Irgendwann bleibt sie stehen, begutachtet beinah verwundert den glänzenden Gegenstand in ihrer Hand. Entschieden wirft sie ihn von sich, beobachtet, wie er auf dem Laub aufkommt und zwischen den raschelnden vertrockneten Blättern zu versinken scheint. Dann rennt sie weiter, so lange, bis der Widerhall ihrer Schritte nicht mehr zu hören ist und sie von der Dunkelheit des Waldes vollends verschluckt wird.

Der Hof auf der Lichtung ist verlassen. Das Licht brennt noch immer.

Doch nun herrscht tödliche Stille.

Nebeleck

Подняться наверх