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Kapitel 7

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Seit meinem gestrigen Gespräch mit Ms Pieper ist mir wesentlich leichter ums Herz. Die nächsten paar Tage werde ich es genießen, mir um nichts anderes Sorgen machen zu müssen als um Hausaufgaben. Und, na ja, um das Neil-Dilemma.

Aber den ganzen College-Kram werde ich erst mal liegen lassen. Irgendwie hoffe ich sogar, dass es noch länger dauert, bis Ms Pieper die Sache geklärt hat. Ich habe gar nicht gemerkt, wie dringend nötig ich eine Pause hatte.

Selbst der Montagabend mit meinem Dad (inklusive Essen vom China-Imbiss und einem alten Schwarz-Weiß-Film) war entspannend. Zwischen uns ist alles wieder beim Alten. Anstatt mir über jede Kleinigkeit den Kopf zu zerbrechen, werde ich mich an allem freuen, was ich habe.

Und das ist ganz schön viel.

Mal sehen, wie lange diese relaxte Version von mir durchhält.

»Morgen«, begrüßt mich Neil, als ich am nächsten Tag aus dem Haus komme, um zur Schule zu gehen.

»Hi«, sage ich mit einem Augenaufschlag. Geht’s noch auf‌fälliger, Ally?!

»Also, ich wollte mit dir über etwas reden«, sagt Neil.

»Oh, okay«, sage ich gefasst, denn das kann nur eins bedeuten.

Er wirft mir einen merkwürdigen Blick zu. »Ja, es ist so …«

Ich halte vor Anspannung die Luft an. Vielleicht ist das der Moment. Er wird mir seine Liebe gestehen. Oder er wird mir erzählen, dass er sich in ein anderes Mädchen verliebt hat. Oh Mann, wie wahnsinnig überzeugt von sich selbst muss man eigentlich sein, dass ich automatisch annehme, dass ich das Mädchen bin, das er um ein Date bitten will?! Na ja, und eigentlich könnte ich ja auch den ersten Schritt machen und ihn fragen, ob wir zusammen ausgehen wollen. Aber wenn er wirklich in eine andere verliebt ist, käme ich mir wie eine Idiotin vor.

Fünf Minuten. Die neue, relaxte Ally hat es ganze fünf Minuten geschafft, sich keine Gedanken zu machen.

»Mir ist ein Gerücht über dich zu Ohren gekommen«, erklärt Neil schief lächelnd.

Oh Gott! Was hat er gehört? Ich habe niemandem etwas von meinen Gefühlen für ihn erzählt. Aber wahrscheinlich ist er von selbst drauf gekommen. Gleich wird er mir sagen, dass er Dana auf ein Date einlädt und mit mir nur befreundet sein möchte.

Ich glaube, ich sterbe.

Okay, damit ist es offiziell: Die neue, relaxte Ally befindet sich nicht mal mehr in unserem Sonnensystem.

»Hast du wirklich gestern in Englisch zu Rob gesagt, er soll seine Klappe halten?«

Ach so, das. »Na ja, das war mal wieder typisch Rob. Er fing an, einen seiner endlosen Vorträge zu halten, und jeder mit ein bisschen Verstand konnte sofort erkennen, dass er Fahrenheit 451 gar nicht gelesen hat. Ms Reali hatte keine Chance, zu Wort zu kommen, und da bin ich halt kurz … äh, ausfällig geworden.« Ich hatte dafür sogar Beifall von meinen Klassenkameraden bekommen.

»Ha!« Er hält seine Hand hoch, damit ich mit ihm abklatschen kann. »Endlich hat jemand Rob seine Meinung gesagt, das war echt mal nötig. Schade, dass ich das verpasst habe: Ally, die Netteste aus unserer Gruppe, die Rob in die Schranken weist.«

»Ach, hättest du das gerne, ja?«, sage ich lachend und werfe meinen Kopf in den Nacken. Funktioniert Flirten nicht genau so? »Wenn ich die Netteste bin, welche Rolle hast du dann?«

Der tollste Junge überhaupt, möchte ich hinterherschieben. Der süße Typ, der mir Brownies vorbeibringt, wenn ich babysitte. Der Typ, der weiß, an welchen Tagen ich eine Prüfung habe, und wirklich wissen will, wie’s mir geht. Der Typ, der immer für mich da ist.

»Ich bin der Einzige von den Gleason-Cousins, der noch zur Schule geht – klarer Fall: Ich bin der männliche Typ«, sagt er.

Hier muss ich mal ganz kurz einhaken: Wenn Neil je ein Selbstportrait zeichnen müsste, würde er mit einem Strichmännchen durchkommen. Der Junge ist echt groß und dünn. Aber es passt zu ihm.

Und ich mag das. Ich mag ihn.

Ich gebe mein Bestes, ihn verführerisch anzulächeln, aber vermutlich sehe ich aus wie kurz vor einem Schlaganfall. »Total. Du bist halt knallhart.«

Er zieht eine Augenbraue hoch. »Das ist dir also aufgefallen.«

»Wie auch nicht, bei diesen Muskeln.« Ich greife nach seinem Arm und drücke zu.

»Haha«, antwortet Neil.

Er denkt, dass ich einen Witz mache. Tue ich ja auch irgendwie, denn Neil ist ja kein Muskelprotz. Aber …

Fieberhaft überlege ich, wie ich das wieder rückgängig machen kann. Ich dachte, wir würden nur blödeln und flirten, aber natürlich trete ich mal wieder voll ins Fettnäpfchen.

»Ich bin froh, dass Ms Pieper die Sache mit den College-Bewerbungen für dich klärt«, sagt er, als wir zur Schule abbiegen.

»Ich auch. Und hey …« Ich knuf‌fe ihn gegen die Schulter. In letzter Zeit lasse ich keine Gelegenheit aus, ihn zu berühren. »Danke, dass du für mich und meine Nerven da bist.«

»Gern geschehen.«

»Und mir Brownies vorbeibringst.«

»Aha, verstehe.« Er knuf‌ft mich zurück. »Du hast es auf mehr Brownies abgesehen.«

»Brownies von dir werde ich niemals ablehnen.«

Oh mein Gott, was war das denn? Habe ich gerade wirklich gesagt: Brownies von dir werde ich niemals ablehnen? Ich gucke so viele Schnulzen im Fernsehen und mir fallen keine besseren Sprüche ein?!

»Das lässt sich einrichten«, antwortet Neil mit einem schüchternen Lächeln.

Was geht hier ab?

Neil holt tief Luft. »Am Wochenende schreibst du also keine College-Bewerbungen?«

»Nein, Gott sei Dank.« Und Neil sei Dank, dass er das Thema gewechselt hat, sodass ich nicht weiter unbeholfene Annäherungsversuche mit der Hilfe von Kuchen starte. Ich bin wahrscheinlich kurz davor, Dinge von mir zu geben wie: Du bist so süß, dass ich aufpassen muss, keine Karies zu bekommen. Echt jetzt. Ich brauche Hilfe.

»Ein Wochenende voller Freiheit.«

Ein ganzes Wochenende. Ich weiß gar nicht, was ich mit mir anfangen soll.

»Und Donnerstag ist dein Geburtstag. Ich finde ja, dass wir feiern sollten. Lass uns am Wochenende irgendwas unternehmen.«

»Okay.« Dann bleibe ich stehen. Moment. Wen meint er mit »uns«? Meint er damit ihn und mich oder die ganze Gruppe? Normalerweise plant unsere Clique immer freitags in der Mittagspause, was wir am Wochenende machen, falls bei den Gleasons keine Party stattfindet.

Weil er sich so vage ausdrückt, tue ich es auch: »Klingt gut.«

»Samstag?«, fragt er, als er die Schultür für mich aufzieht.

»Okay«, antworte ich. »Tagsüber muss ich babysitten.«

»Samstagabend dann?«

»Ja.«

»Super!« Er nickt. »Okay. Wir überlegen uns was. Ich muss dann mal zu meinem Spind.« Er wirft mir noch einen letzten Blick zu, zögert kurz und sagt dann: »Okay, Ally. Dann haben wir ein Date.«

Ich versuche, nicht mitten im Flur eine Tanznummer mit Gesang einzulegen. Denn: Oh mein Gott! Ja, wir haben ein Date.

Das wird die beste Woche aller Zeiten.

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