Читать книгу Past Perfect Life. Die komplett gelogene Wahrheit über mein Leben - Elizabeth Eulberg - Страница 13
Kapitel 9
Оглавление»Ich fasse es nicht! Unglaublich!«, ruft Dad am nächsten Abend.
Zwar ist heute Freitag, aber wir holen unseren Taco-Tag nach, weil ich am Dienstag babysitten musste. Eben kam raus, dass die Tante in unserer aktuellen Telenovela in Wirklichkeit die Mutter der Hauptfigur ist.
»Hast du das wirklich nicht kommen sehen?«, frage ich. »Sie hat Monse doch in diesen dramatischen Nahaufnahmen immer so sehnsüchtig angeschaut, vor allem, wenn Monse ihre Familie erwähnt hat. Da stimmte ganz klar etwas nicht. Hast du denn gar nichts aus Perdoname Padre gelernt, wo der Priester nachher der Vater des Babys war? Keiner ist das, was er zu sein scheint.«
»Okay, aber der Priester in dieser Serie scheint ehrlich zu sein.«
»Scheint. Das ist das Wort, worauf es ankommt.«
Er droht mir mit dem Zeigefinger. »Aus dir wird noch eine Verschwörungstheoretikerin.«
»Du meintest bestimmt ›Realistin‹.«
Er verzieht das Gesicht. »Okay, aber wenn Ceci und Pato sich nicht kriegen, bin ich raus.«
Wir müssen beide darüber lachen, dass wir uns so in die Figuren hineinsteigern, ganz besonders, weil Dad sich die Handlung nur aus den wenigen Worten, die er versteht, und der übertriebenen Spielweise der Darsteller zusammenreimt. Hin und wieder bittet er mich, ihm etwas zu erklären, aber es ist ziemlich erstaunlich, wie viel er kapiert, einfach nur indem er zuschaut.
Unser Wohnzimmer wird plötzlich von zuckendem Blaulicht erhellt.
»Was ist denn da passiert?« Ich drücke auf Pause und gehe zur Haustür.
Baxter folgt mir und bellt die Tür an, vermutlich weil er denkt, wir kriegen Besuch. »Baxter, das ist nicht für uns.«
»Was ist los?«, fragt Dad.
»Sheriff Gleason und … jemand, den ich nicht kenne.« Eine Afroamerikanerin mit kurzen schwarzen Haaren steigt aus dem Auto. Dann sehe ich ihre Jacke. »Oh, sie ist vom FBI.«
Das FBI in Valley Falls? Das ist geradezu eine Sensation und auch ein bisschen aufregend. Der ganze Ort wird durchdrehen. Es ist wie im Film.
Sheriff Gleason sieht mich am Fenster stehen. Ich winke ihm zu und er nickt in meine Richtung.
»Irgendjemand muss etwas Übles verbrochen haben. Sheriff Gleason sieht total ernst und offiziell aus.«
Ich muss sofort an die letzten Folgen unserer Lieblings-True-Crime-Serie denken. Was ist da bloß passiert? Drogen? Geldwäsche? Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir: »Großverbrecher in Kleinstadt gefasst.«
Sheriff Gleason und die Frau vom FBI tauschen sich kurz aus, bevor sie sich in Bewegung setzen. Ich bleibe noch am Fenster stehen, um zu sehen, welchem unserer Nachbarn sie einen Besuch abstatten. Die Paffords und die Rosses von gegenüber schauen ebenfalls aus dem Fenster.
In zehn Sekunden weiß es die gesamte Stadt.
Mir bleibt das Herz stehen, als Sheriff Gleason und die Frau vom FBI zu uns abbiegen und sich unserer Haustür nähern.
»Sie kommen zu uns!« Voller Bestürzung trete ich einen Schritt von der Tür zurück. Ich meine, das hier ist Sheriff Gleason. Es kommt ständig bei uns vorbei. Aber nie mit Blaulicht. Oder mit einer FBI-Agentin.
Moment mal. »Dad, soll das ein verspäteter Geburtstagsscherz sein?«
Als er nicht antwortet, wiederhole ich meine Frage. »Dad?« Ich drehe mich zu ihm um und weiß sofort, dass das kein Witz ist. Dad ist weiß wie ein frisch gewaschenes Laken. Tränen laufen ihm über die Wangen. Ich renne zu ihm rüber. »Was ist los? Was hast du?«
Er schluchzt laut auf. »Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, Ally.«
Mir wird schlecht. »Bitte sag’s mir. Was hast du getan?«
Es klopft an der Haustür.
»Ally, kannst du aufmachen?« Sheriff Gleasons Stimme klingt streng.
Dad senkt seine Stimme zu einem Flüstern. »Ich hab immer gewusst, dass sie es herausfinden würden. Es tut mir leid. Ich habe es für dich getan, das musst du mir glauben. Alles, was ich je getan habe, hab ich nur gemacht, weil ich dich liebe.«