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Hallo Zukunft, bitte kommen

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Was für ein Luxus. Ich genehmige mir selbst, darüber nachzudenken, wo es mit mir hingehen soll, kann, darf. Das ist doch glatt ein Fest. Wann gibt’s das schon mal? Meinen Gedanken freien Lauf lassen. Ohne Leine und Beißkorb. Die Möglichkeiten sprudeln lassen, als wären sie ein frisch ausbrechender Vulkan. Schon merkwürdig. Noch ist alles beim Alten. Und doch ist alles anders. Ich freue mich auf das, was vor mir liegt. Ohne eine Ahnung davon zu haben. Allein der Gedanke daran lässt mich ein paar klitzekleine Millimeter weit über dem Boden schweben. Mich immer wieder neu zu erfinden scheint eines meiner Geheimrezepte zu sein, die ich mir selbst zubereite, derer ich mir bisher trotzdem nicht bewusst war. Welche Bedeutung es für mich hat, in den von uns selbst entwickelten Strukturen unserer eigenen Firma meine eigene Rolle alle paar Jahre zu wandeln. Hin zu dem, was mich zieht, anzieht, interessiert, beschäftigt und begeistert.

Als Fotografin fing ich einmal an. Voll gepackt mit Leidenschaft habe ich fotografiert. Alles, was mir vor die Linse kam – Mode, Maschinen, Glaskannen und Mikrochips. Ich hatte mein eigenes Studio, zwei Lehrlinge, später Mitarbeiter. Tag und Nacht, Nacht und Tag stand ich im Studio, trug meine Generatoren durch die Gegend, habe Hintergründe auf- und wieder abgebaut. Schwerlasttransporter und Feinsinn in einem. Nach Jahren kam die Beratung dazu. Sie schlich sich durch irgendeinen Seiteneingang herein. Kam, um zu bleiben. So wurde die Nacht zum Tag des Bildes und der Tag voll mit Meetings. Konzepte, Konzepte. Strategiepapier hier, Prozessbegleitung da. Erst allein, später im Team. Der Beratungszweig wuchs, schlüpfte aus den Kinderschuhen raus in stattliche High Heels. Die Fotografie gab ich ab. Nicht auf. Sie blieb meine Herzensangelegenheit, mein Rückzug. Das Medium meines Ausdrucks. Ganz für mich allein. Ohne, dass ein Kunde mir noch einmal quergrätschen konnte. Zur Beraterin und Personalverantwortlichen gesellte sich später die Kommunikationstrainerin dazu. Echt gut zu wissen, wie ich das hinbekomme, heterogene Gruppen zu führen, Workshops zu moderieren, einzelne Personen in ihren Kommunikationsfähigkeiten voranzubringen und selbst haufenweise dazuzulernen. Hat Spaß gemacht, in den vergangenen Jahren. Doch da wartet noch was. Das merke ich, jetzt, wenn ich mir großmütig erlaube, darüber nachzudenken. Mich zieht es weg von Gruppen, den großen Getrieben und schweren Maschinen hin zu den ganz individuellen Menschen und ihren ureigenen Systemen. Denen, die vorn dran stehen. Das Sagen haben, wenn sie was zu sagen haben. Und sich manchmal nicht sicher sind, was sie sagen wollen.

Seit Jahren bin ich selbst in Führungsverantwortung. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Kenne die klare Luft da oben und den rauen Wind, der dort weht. Je mehr ich darüber nachdenke, umso deutlicher wird mir, dass ich es für mich selbst in der Zukunft wieder klein und fein sehe. Das große Rad habe ich geschwungen. Das ist ein alter Hut für mich. Zu beweisen gibt es da nichts mehr. Spannender, und aus meiner Sicht sinnstiftend, brauchbar und von Nöten erscheint mir, Führung darin zu unterstützen, Entscheidungen bewusst und durchdacht zu fällen. Einen Ort des neutralen Austausches zu bieten. Begleitung in schwerwiegenden Fragestellungen auf Augenhöhe zu ermöglichen. Denke ich daran, wird mir innerlich wohl. Ich sehe da etwas, was mit mir und meiner Zukunft zu tun haben könnte.

Hey, das wäre doch echt eine Vision. Ich nutze die Zeit für mich zu einer Ausbildung und entwickle gleichzeitig einen Nachfolger in meinem derzeitigen Job und Verantwortungsfeld, meiner Stellung und Position. Gut wäre, wenn wir das neue System vor unserem Reisestart auch schon leben könnten. Damit dann nicht alles so Knall auf Fall passiert. Das hieße, ich würde in kleinen Schritten aus dem heraustreten, was mich momentan beruflich ausmacht. Könnte vor unserer Reise schon mal ausprobieren, wie sich mein neuer Job anfühlt, und hätte danach meine bunte, wohlig duftende Blumenwiese, ein Feld, auf dem ich niemanden vertreiben müsste, das ich ganz für mich beackern kann. Ohne, dass die gesamte Maschinerie zum Stehen kommt. Wie verrückt ist das denn? Ich habe eine Idee, ein Gefühl, wo es für mich hingehen kann. Alles noch Zukunftsmusik. Und keine Ahnung, was wirklich daraus werden wird. Doch mein Gedanke ist klar. Eine Vorstellung davon, wo ich die Ausbildung machen könnte, habe ich auch schon. Mich hält kaum noch etwas still. Ich habe ein eigenwillig scharf gezeichnetes Bild von mir. Ich, in sieben Jahren. Ich werde Business-Coach! Coach für Menschen in Führung.


Frau und Weltreise

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