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Kapitel 5

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Der Schulhof glich einem Massenspektakel. Überall Schülerinnen und Schüler, deren Aufregung sich durch lautes Reden, Lachen und Kreischen ausdrückte. Als Erik Tenes und Jürgen Schnur aus dem Bistro Max-Inn heraustraten, herrschte für kurze Zeit eine ungewöhnliche Stille. Sie alle schienen in diesem Augenblick eine sensationelle Enthüllung zu erwarten. Doch als die beiden Polizeibeamten sich schweigend ihren Weg durch die Menge bahnten und auf das braune Schulgebäude zusteuerten, setzte das Stimmengewirr wieder ein.

»Da kommt eine Menge Arbeit auf uns zu«, raunte Schnur.

»Du willst doch nicht behaupten, dass diese Schüler alle ihre Spuren an dem Toten hinterlassen haben?«, fragte Erik verwirrt über Schnurs schlechte Laune.

»Ich hoffe, dass der Hausmeister noch rechtzeitig eingreifen konnte. Aber nachdem ich den Mann kennengelernt habe, habe ich daran meine Zweifel«, antwortete Schnur. Abrupt blieb er stehen, so dass Erik ihm fast aufgelaufen wäre.

»Was sehen meine trüben Augen?«, fragte er rhetorisch.

Erik schaute in die gleiche Richtung und erkannte dort die Kollegen Esther Weis und Anton Grewe, die mit Zeugen sprachen. Kollegen von anderen Abteilungen leisteten ihnen Gesellschaft, was Schnur dazu verleitete zu sagen: »Es hat sich wohl schon herumgesprochen, dass wir hier mit einer Katastrophe konfrontiert sind.«

»So bekommen wir das Chaos schneller in den Griff«, merkte Erik dazu an.

»Stimmt! Das einzige, was mich daran stört, ist die Tatsache, dass Dieter Forseti diese Leute angefordert haben muss.« Schnurs Miene wirkte wütend. »Ich höre jetzt schon seine Kommentare.«

Erik schwieg sich zu dem Thema aus. Für ihn war es eine Erleichterung gewesen, als Forseti zum Kriminalrat und Schnur zum Kommissariatsleiter aufgestiegen war. Nur leider hatte dadurch Schnur das Vergnügen mit Forseti ganz auf seiner Seite, worum ihn niemand beneidete. Also gab es nichts für Erik, was er hätte dazu anmerken können, ohne zu heucheln.

Plötzlich hörte er eine Stimme dicht an seinem Ohr. »Das gibt es doch gar nicht!«

Erschrocken schaute sich Erik um und sah direkt in das Gesicht der jungen Frau, die ihm erst am Morgen im Hausflur in Saarbrücken begegnet war. »Mirna?«, fragte er.

»Du bist Bulle! Das ist ja mal heiß«, sprach sie ganz laut, so dass alle es hören konnten. »Und meinen Namen kennst du auch schon. Ganz schön clever!«

Dicht hinter ihr stand ein junger Mann, der sie nicht nur genau beobachtete, sondern auch mit seinem Handy herumfuchtelte. Das war Eriks Wohnungsnachbar Yannik Hoffmann. Ihn erkannte er sofort.

Schon spürte er eine Hand an seinem Gesäß. Hastig wehrte er sie ab und fragte: »Was tust du hier? Bist du Schülerin an dieser Schule?«

»Ja und nein«, gab sie geheimnisvoll zurück, hielt ihm beide Handgelenke entgegen und flötete: »Bin ich jetzt verhaftet?«

»Wenn du so weitermachst, ja«, knurrte Erik.

»Oh wie süß! Das ist doch genau das, was ich will.«

Jürgen Schnur beobachtete die Szene. Hastig entfernte Erik sich von Mirna und steuerte auf seinen Vorgesetzten zu.

»Wer war das?«

»Keine Ahnung!«

»Was heißt hier keine Ahnung?«, hakte Schnur nach.

»Das heißt, dass ich diese Frau nicht kenne.«

»So, wie die dich angemacht hat?«, widersprach Schnur. »Antworte mir bitte ehrlich! Ich bin kein verblödeter alter Trottel, seit ich zum Dienststellenleiter befördert worden bin.«

Erik gab nach und berichtete, wo seine erste und bisher einzige Begegnung mit Mirna stattgefunden hatte.

»Und warum ist sie hier?«

Als Erik mit den Schultern zuckte, wurde der Vorgesetzte ungehalten: »Kommt dir diese Frage nicht zufällig bei dem Gedanken, dass sie zur gleichen Zeit wie du das Haus verlassen hat und dann auch am Tatort anzutreffen ist?«

Erik überlegte eine Weile, bis er endlich kapierte, was Schnur meinte. »Du denkst, sie wusste schon vor uns von dem Mord?«

»Klar! Du wirst sie jetzt danach fragen!«

Erik drehte sich um und wollte sie ansteuern. Doch sie war nicht mehr zu sehen. Durch seine Größe überragte er einen großen Teil der Schüler, sodass es ein Leichtes für ihn war, über die Köpfe hinweg nach ihr zu suchen. Doch das einzige, was er sich einhandelte, waren schmerzende Füße. In der Eile trampelten die Schüler ohne Rücksicht auf Verluste. Da waren Leinenschuhe bestimmt nicht die beste Wahl, erkannte Erik griesgrämig. Aber Mirna sah er nirgends.

Er eilte hinter Schnur her, der das Schulgebäude inzwischen erreicht hatte, und erklärte: »Sie ist weg.«

»Die hat sich mal schnell verdrückt«, erkannte Schnur. »Sollten wir schon eine erste Verdächtige unter diesen vielen Schülern gefunden haben?«

Kullmann und das Lehrersterben

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