Читать книгу Mord in der Gascogne - Ellis Brink - Страница 5
Vorspiel
ОглавлениеGartenstraße 32, Erdgeschoss links, drei Zimmer, Küche, Bad mit Fenster und Gartenanteil. Die Räume waren hell, sie war sich sicher, dass sie sich modern, die Sofas neu, die Schränke und Teppiche alt und gemütlich eingerichtet hatte. Hier hatte sie sich immer wohl gefühlt – Karin, ihre Schwester, würde auf ihre Wohnung aufpassen.
Auf sich würde sie wohl selbst aufpassen müssen. Das war ihr trotz ihrer 1,68 Meter bisher immer gut geglückt. Nicht zu dick und nicht zu dünn, gekrönt von hellbraunem Lockenhaar war sie mit sich eigentlich ganz zufrieden, andere vielleicht nicht. Blaue Augen und 42 Lenze vervollständigten das Bild.
Schon im Flur quollen ihr Koffer, Kisten, Getränkekartons entgegen. Frankreich war bekanntlich schön, ja schön teuer, deshalb wurde der Umsatz bei Aldi noch mal kräftig erhöht. Obwohl - bei einem Jahr eigentlich Blödsinn.
Sie griff zum Hörer und rief News TV in Köln, Karin Burg,
ihre liebe ältere Schwester an. Wie immer klingelte es lange und ausdauernd, bis sie sich endlich meldete.
„ Na, du Schaf, wie sieht es aus, bist du schon aufgeregt? Ich komme gegen 17.00 Uhr, dann essen wir noch eine Abschiedspizza zusammen“, klang es aus dem Hörer.
„ Klasse meine Liebe, ich freue mich auch, versuch pünktlich zu sein. Du weißt, ich gehe früh zu Bett, morgen muss ich zum Frisör, die letzten Besorgungen machen und übermorgen liegen einige Stunden Fahrt vor mir“, rief sie zurück.
Warum nur ging es ihr so komisch, fast wehmütig blickte sie sich in ihrer Wohnung um; es war doch ihr großer Traum auf den hin sie jetzt mehrere Jahre gespart und sich glücklich bis in die kleinsten Einzelheiten vorbereitet hatte: Ein Jahr in Frankreich , im Gers, im Häuschen von Docteur Pavie, welches sie schon so oft für die Ferien gemietet hatte.
Jerome und Lucie Pavie hatten schon vor einigen Jahren ein größeres Haus in Nogaro gekauft und vermieteten das andere gern und gar nicht mal so günstig, wenn sich die Gelegenheit bot. Ein ganzes Jahr - das war auch für die beiden lukrativ.
Sie riss sich aus ihren Gedanken und begann energisch Koffer, Taschen, Kisten und so weiter und so fort im Auto vor der Tür zu verstauen.
Um 17.00 Uhr klingelte es an der Haustür: Karin! Küsschen links, Küsschen rechts. Für Karin wie immer eine Pizza Spinaci und für sie heute mal „ Inferno“, hoffentlich kein böses Omen für das kommende Jahr. Aus ihrem schicken roten Kühlschrank holte sie ein Fläschchen Wein.
Zwischen den Schwestern war eigentlich alles klar, die Aufgaben verteilt und später nur noch Zeit für ein paar Küsse zum Abschied.
„ Lass von dir hören, wenn du angekommen bist, hörst du? Am liebsten würde ich dich so allein nicht weglassen, mach bloß keinen Blödsinn“, murmelte ihr Karin ins Ohr.
Die Luft draußen war warm und roch ein bisschen feucht. Am Nachmittag hatte es ein Gewitter gegeben, noch immer hingen die Blütenblättchen der Geranien traurig herunter.
„ Du, dieses Jahr ist eine Riesenchance, die nicht jeder hat", gab sie Karin zu bedenken, „ das Jahr will ich ausgiebig genießen.“
Im Bett ging sie die Stationen der Fahrt noch einmal durch, überlegte, ob sie wirklich alle wichtigen Punkte auf ihrer Liste berücksichtigt hatte und glitt endlich – als sie es schon nicht mehr erwartet hatte – in den Schlaf. Nur noch der Sonntag zum Relaxen!