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Einkäufe

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Geschlafen wie ein Murmeltier sagte sie sich an diesem strahlenden Mittwochmorgen. Natürlich bei offenem Fenster und das verhinderte auch, dass der Schlummer endlos währte. Ihre Spezialität: Im Nachthemd frühstücken und das möglichst lange. Aber heute wollte sie gleich mal die ersten Einkäufe erledigen und sich bei möglichst vielen Produzenten der Foie Gras durchkosten. Also allez-hop, schnell eine Runde im Schwimmbad, noch war das Wasser köstlich frisch - das würde sich im Lauf des Tages sicher schnell ändern - dann die Dusche und schick machen. Schwarzes T-Shirt, rot-weißer Rock, schmaler Gürtel und rote Sandalen. " Je suis ravissante", dachte sie und verließ zufrieden das Haus. Während sie die Eingangstür zum

Innenhof öffnete, hörte sie eindeutig die Kieselsteine der Einfahrt spritzen und sah noch mit knapper Not, wie ein dunkles Auto in Richtung Tor davon fuhr.

" Was soll das denn?", dachte sie und sah in diesem Moment

sicher nicht unbedingt intelligent aus.

Aber weg war der Eindringling und Karla beschloss diesen Vorfall einfach zu vergessen. Da hatte sich jemand sicher in der Adresse vertan.

Verdeck auf, sie rumpelte zum Straßentor hoch, auf den Weg hinaus und Richtung Dorfplatz. Danach an der Gendarmrie vorbei in Richtung La Demie.

Schon bald kam auf der rechten Seite ein Schild Foie gras und sie bog auf den Schotterweg Richtung Bauernhaus ein. Im Innenhof bellten und tobten erst mal die obligatorischen zwei oder drei Hunde, und dort im Schatten stand der kleine Lastwagen von Monsieur und ein grauer Renault.

Karla parkte, öffnete mutig die Tür ihres BMW Cabrios und traute sich umzingelt von riesigen Hunden, mit langen roten Zungen und gelben Zähnen bewaffnet, in Richtung der

" Boutique".

In der Boutique waren zwei Herren in ein intensives Gespräch verstrickt. Der eine war sicher nicht Monsieur Dracajo. Viel zu schick. Leider ein etwas kugeliger Kopf, auf dem aber saß eine edle Sonnenbrille.

Schwitzen tat er auch, das weiße Hemd war am Rücken patschnass, nicht so schön. Helle Leinenhosen und braune Slipper rundeten das Ensemble ab. Das absolute Highlight aber war der orangefarbene Seidenschal, der elegant die feuchtfeiste Nackenpartie umspielte.

" Ben, Franck, nimm die Lieferung halt und gut ist", ärgerte sich jetzt das untersetzte Gegenüber des Schicken. " Marie-Anne " - Frau Dracajo - " stell die Gläser Foie gras für Franck in der Boutique auf die Theke!"

Prompt erschien Madame Dracajo, rundlich und mit hochgekrempelten Ärmeln mit mehreren Kartons und einigen Einzeldosen, die sie oben auf die Kartons stellte.

Monsieur brummelte Karla nun ein " Bonjour,madame , un instant", entgegen - fasste " Franck " am Ärmel und zog ihn " auf ein Wort " nach draußen vor die Boutique.

Wer zu warten hat, schaut sich um, und das tat sie auch und entdeckte in den Vitrinen alle möglichen Erzeugnisse der Stopfkunst von Ente und Gans. Hier allerdings befand sich die gute Leber hauptsächlich in Gläsern, nein, da in der Ecke auch in der Dose. Das sollte sie mal probieren. Sie könnte ja Nicole und Henry zum Essen einladen.

Karla nahm eine Dose in die Hand und stellte sie auf der Theke ab. Nun noch ein Glas mit " rillettes ", ein magret .. da kam Monsieur wieder herein, ergriff zwei Kartons und zwei Dosen und verließ wieder die Boutique. Zwei Kartons und eine Dose standen noch herum, sie schob ihre Einkäufe näher und wartete geduldig auf Bedienung.

Marie-Anne erschien und wendete sich ihr hilfsbereit zu. Sie plauderten ein paar Minuten und sie fand ihr Französisch " extra cool". Natürlich freute Karla sich über das Kompliment und nahm die braune Tüte mit der Aufschrift " En direct de la ferme " dankbar entgegen. Sie steckte ihren Beleg ins Portemonnaie und verließ beschwingt die Örtlichkeit, der Sonne, warmen Luft und dem Duft des

Lavendels entgegen. Während sie in ihr Wägelchen stieg, bemerkte sie, wie die beiden Herren sich immer noch angeregt, man könnte auch sagen hektisch unterhielten.

Die Steinchen spritzten und Karla kurvte schnittig und elegant aus dem Hof. Auf jeden Fall drehten die beiden Kontrahenten den Kopf und schauten ihr aufmerksam hinterher.

Ihre Einkäufe wurden nun zu Hause im Nebengebäude in den Lebensmittelschränken aus Plastik verstaut, leider war die

Küche für solche Hamsterkäufe nicht groß genug.

Henry und Nicole waren zu Hause und freuten sich auf diesen Abend und ihre Kochkünste. Also beschloss Karla noch nach Eauze in den Leclerc zu fahren und ihr Menü zu komplettieren. Die Türen zu und zurück ins Auto. Sie umrundete den Place du Marché und fuhr in Richtung Eauze. Die Cave, die Klärbecken, der Kreisverkehr, rein in den Ort, der nächste Kreisverkehr. Einmal rund um die Altstadt und dann Richtung M. Bricolage und Leclerc.

Im Geschäft war es angenehm kühl. Zu der Foie gras würde sie Apfelscheiben und Weintrauben anbraten - dann ein frisches Baguette. Ein kleines Steak und die leckeren grünen Bohnen. Noch ein paar Kartoffelchen, die werden im Backofen angeröstet. Als Nachtisch Eis, klar. Gut, dass die Kühltasche dabei war.

Nun in Richtung Heimat und Nogaro, vorbei an der Agence " Maisons du Gers ". Das war die Immobilienabteilung der Caisse du Gers, eine Sparkasse. Dort am Schaufenster hatte sie sich schon oft die Nase platt gedrückt und die Angebote gecheckt. Eine bildhübsche junge Frau kam gerade aus der Tür, ein süßes Kleid in hellem Sonnengelb, ein kugelköpfiger kahler Typ ihr auf den Fersen. Beide stritten.

" Hallo, Danielle", rief sie, und schwang ihre leider noch blassen Beine aus der Autotür.

Danielle warf ihr einen Blick zu, der wohl " du störst, aber gewaltig " hieß, und wendete sich wieder ihrem Gegenüber zu.

Karla blinzelte: Den kenne ich doch, dass der Mann vom Bauernhof und Käufer der Entenstopfleber.

" Ich warne dich Franck, so wirst du nicht weitermachen", zischte Danielle ihn an, der packte sie am Arm und schüttelte sie gewaltig.

" Oh là là", rief Karla, " das ist aber nicht so nett, Monsieur!"

Monsieur schaute sie an, als möchte er sie persönlich gerne, sehr gerne noch heftiger schütteln, setzte sich in ein Auto der Agence und fuhr los.

" Na Danielle, alles in Ordnung?", fragte sie. Danielle schüttelte ihre blonde Mähne und wandte sich zu ihr um.

" Kennen Sie die Worte " Privatsphäre " und " Neugier " Madame ", fauchte sie sie an.

Karla musste gestehen, sie war sprachlos, jedenfalls kurze Zeit. Doch als sie den Mund öffnete, um zu protestieren und sich diese Vorwürfe zu verbitten, drehte Danielle sich auf dem Absatz um, bestieg ebenfalls ein Auto, einen kleinen blauen Renault Clio und gab Gas, dass die kleinen Steinchen nur so spritzen.

" Madame " blieb vor der Agence stehen, den Mund unvorteilhaft geöffnet und verstand die Welt nicht mehr. Auf jeden Fall hatte sie sich mit dieser Einmischung Freunde gemacht.

je suis ravissante = ich bin bezaubernd

rilletes, magret = frz. Brotaufstrich, Entenbrust

en direct de la ferme = direkt vom Bauernhof

Mord in der Gascogne

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