Читать книгу Mord in der Gascogne - Ellis Brink - Страница 7

Ankunft

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Dienstagmorgen, heute würde Karla also im Gers ankommen, dort wartete ein für die Region typisches Haus auf sie, Les Acacias genannt, umgeben von einem riesigen parkähnlichen Gelände und angenehm bei den Temperaturen im Sommer: ein Pool!

Immerhin 11 mal 5 Meter, das reichte schon für so einige Schwimmzüge, eine Luftmatratze kann Mann (oder Frau) ebenfalls zu Wasser lassen. Gott sei Dank hatte sie ansonsten mit der "gröberen " Gartenpflege nichts zu tun, Didier Rubiella, ein Nachbar , managte den Rasentrecker, bewachte die Schwimmbadtechnik nebst " clorinateur " - ja, hier wurde aus Salz Chlor gewonnen und das funktionierte, wie sie schon erlebt hatte, prima. Didier schnitt die Hecken, die überhängenden Äste, fällte Bäume und Karla, sie genoss das Ergebnis. Überhaupt war Didier Glücksfall oder wie seine Anhänger behaupteten " ein sorcier ", ein Zauberer. Das Problem, das er nicht bewältigen konnte, gab es nicht.

Seine Frau Jeannine kümmerte sich um den großen Gemüsegarten, der links vom Haus angelegt war und um die Obstbäume. Und sie : siehe oben.

Komplettiert wurde die Familie von entzückenden Zwillingen, Nicolas und Rose, dreizehn Jahre alt und begeistert davon auf dem Land zu leben. Das galt so ganz sicher nicht für alle Jugendlichen in dem kleinen Ort Saint Aubin und das war bei der geringen Anzahl von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen auch verständlich. Auch das Dorfleben musste man mögen, die Feste und Feiern, die immer wieder die- selben Menschen zusammenführten. Natürlich gab es in Saint Aubin einen Gemeindesaal und klar den großen Marktplatz, die Arena und das Schwimmbad beim See im Gemeindewald.

Saint Aubin war das, was man einen Marktflecken nennt, ungefähr 1000 Einwohner mit vielen allein liegenden Häusern im Umkreis. Es hatte voilà ein Postamt, einen Arzt und einen Zahnarzt, einen Supermarkt, der ständig weiterverkauft wurde - im Moment war der Markt ein Carrefour, es hatte ein, nein zwei Restaurants, ein Café des Sports, einen Bäcker und drei Friseure. Mit der Cave, der Weinkellerei und der Tankstelle plus Gemeindeschwimmbad war der Ort eigentlich gut aufgestellt.

Die beiden Herren hatten sich während ihrer Grübelei entfernt und auch Karla sah jetzt zu, den Rest des Essens zu verspeisen und dann aber ab ins Bett, denn Morgen warteten noch sieben Stunden Fahrt auf sie. Bonne nuit!

Landstraße: Châtillon - Coligny, Adon, La Bussière und weiter auf der doppelspurigen Strecke nach Briare. Erst die Damen des ältesten Gewerbes der Welt entlang der N 7 und die "tollste" Gaststätte : das Relais de la Fritte.

Mehrfach kam Karla danach über den Canal de Briare, der sich in Schlangenlinien immer wieder unter der Straße durchschlängelte. Auf einer alten und pittoresken Brücke querte sie die dahinplätschernde Loire mit ihren Sandbänken und erreichte über La Chapelle d'Anguillon und Neuvy sur Barangeon endlich Vierzon, um noch einmal zu tanken, bevor sie auf die Autobahn fuhr.

Noch war die Landschaft flach und nichts sagend, aber Karla spielte ja das " Autofahrer und Verkehrskontrolle Spiel " und das hielt sie relativ wach. Kurz vor Limoges musste Karla dann doch noch einmal von der Autobahn abfahren.

Tanken und vor allem ein guter Kaffee waren angesagt, denn allein fahren macht einfach müde. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel, bevor sie sich in die Abbiegespur einordnete und Sackerment an der Zapfsäule schon wieder ein schwarzer Citroen und schon wieder ein Kennzeichen aus 32.

Schnell tanken und dann der Café. An ihr Auto gelehnt, beobachtete sie die Insassen des Citroen, tatsächlich wieder die beiden Typen aus dem Restaurant.

Beide Herren waren wohl Liebhaber großer, ja überdimensionierter Sonnenbrillen, schwarzer T - Shirts und goldener Armbanduhren. Was ging es Karla an?

An der Kasse bezahlte sie und als sie den Café au lait schlürfte, fuhr der schwarze Citroen bereits weiter.

Es wurde gebirgiger, nach Brive schlängelte sich die Autobahn in einen Talkessel hinunter, dann Cahors und schließlich Montauban. Hier verließ sie die Autobahn und stürzte sich auf den letzten Rest Strecke über Mauvezin und Auch nach Saint Aubin. Bald fand sich das gewohnte und friedliche Bild. Eine sanft hügelige Landschaft mit Weinanbau und Feldern mit Sonnenblumen, Mais und auch Tabak. Die Straßen gesäumt von mächtigen Platanen, deren graubraune Rinde sich in großen Stücken von den Baumstämmen

abschälte, darüber ein blauer Himmel mit vielen weißen Wölkchen: ging es noch besser?

Auf Nebenstrecken bewegte sie sich weiter, fuhr durch Lupiac, grüßte mitten im Ort D'Artagnan den Musketier, überquerte die N 124 und kam endlich auf dem Marktplatz von Saint Aubin direkt vor dem Supermarkt Carrefour an.

Jetzt einkaufen oder später? Sie entschied sich für später und folgte der Landstraße und dann dem Chemin des platanes hoch bis zu "ihrem Haus ". Endlich angekommen!

Mit dem Schlüsselbund, das Docteur Pavie ihr geschickt hatte, öffnete sie das Tor und befestigte die beiden Flügel an den Torpfeilern. Ein geteerter Weg schlängelte sich gerahmt von Bäumen in zwei Kurven ungefähr 300 Meter bis vor die Garage und das Eingangstor des Hauses. In den großen alten Steintöpfen rechts und links zwischen den Baumstämmen blühten Geranien und in dem gekiesten Rondell vor der Garage sah sie den weißen Metalltisch und die vier blauweiß lackierten Gartenstühle auf sie warten.

Nun noch das Eingangstor und Karla war an der braunen Haustür angelangt. Wegen der Sicherheit ein Schloss oben und eines unten. Als sie die Tür öffnete, strömte ihr kühle und etwas feuchte Luft entgegen.

Also war schon länger keiner zum Lüften im Haus gewesen. Schnell ging sie in die Küche und öffnete die Holzläden und Fenster, die Fliegengitter waren vorhanden, die gleiche Prozedur im Wohnzimmer linker Hand, dann lief sie zur Treppe und erkundete die obere Etage. Hier dominierte ein großer Flur, von ihm gingen drei Zimmer ab. Das kleine Zimmer ganz hinten durch war als Büro möbliert und dazu würde sie es auch nutzen. Das größere Schlafzimmer mit dem Doppelbett war sicher ihr Domizil und das dritte Zimmer auch mit Betten und Schrank blieb erst einmal für Sack und Pack und später für mögliche Gäste.

Nachdem Karla endlich alle Koffer, Kisten und Kästen reingeschleppt hatte, warf sie sich vor dem Fernseher aufs Sofa und streckte alle viere von sich. Noch einkaufen?

Ein frisches Baguette wäre sicher nicht schlecht und etwas frischen Käse und Pastete könnte sie auch brauchen.

" Na los, meine Liebe", redete sie sich zu, " das schaffst du auch noch".

Ab zum Auto und einmal den Hügel runter und dann den nächsten Hügel wieder hoch, den Ortskern umrunden und links auf den Dorfplatz einbiegen. Nachmittags war nicht all zu viel los und sie hatte bei den Parkplätzen die Auswahl.

Die Kassiererin vom letzten Mal war auch noch da, ein freundlicher Gruß und dann ab mit den Sachen in den Einkaufswagen. Auf der Suche nach dem Bier bog sie in den hinteren Gang und verflixt noch mal, sie rammte den Wagen einem Monsieur elegant in die Hacken, der gerade mit einer bildhübschen jungen Frau verhandelte.

" Dafür brauche ich Beweise, " sagte er gerade, quetschte dann gequält ein " aaaauuuuuuu, welcher Idiot..." heraus und drehte sich um.

Während Karla gekonnt und würdevoll " pardon Monsieur " sagte, erkannte sie in der jungen Frau Danielle, die Tochter von Vincent Fossieur " plomberie, chauffage, sanitaire et piscine " dem Sanitärfachmann, also dem wichtigsten Mann im Ort, beschäftigt mit den existentiellen Dingen des Lebens.

Ihre blondierten Haare waren zu einem Pferdeschwanz hochgebunden und in ihren Ohrläppchen schwangen silberne Kreolen.

Noch bevor sie Danielle freundlich begrüßen konnte, baute sich der Monsieur drohend vor ihr auf. Blaue Jeans, weißes Shirt und ein extrem unfreundlicher Gesichtsausdruck kleideten ihn ungemein. Hallo, den kannte sie doch!

" Vous ne pouvez pas faire attention? Non? ", gurgelte er ihr entgegen und als er seine Hand von seinem gequälten Hacken entfernte, sah sie eine dünne Blutspur in der Socke.

" Excusez, je suis désolée...", mehr als entschuldigen konnte sie sich auch nicht.

Das war doch der zweite Herr aus Chateau - Renard, der sie so blöd gemustert hatte. Während sie ihn mit offenem Mund anstarrte, erwachte Danielle aus ihrer Schockstarre, fasste ihn am Arm und murmelte " Jeudi, à Barcelonne " - und zu Karla " Bonjour, Madame", und verschwand hastig zwischen den Regalen in Richtung Tür und weg war sie.

" Verfolgen Sie mich eigentlich? Sie sind doch die Deutsche aus Château - Renard?", sabbelte der Frechling.

" Genau, Monsieur ! Wer könnte Ihnen schon widerstehen? ", antwortete sie spitz.

Und tatsächlich, mit einem sicher gut gemeinten " blöde Ziege " schob sich Monsieur an ihr vorbei, verließ das

Geschäft und stiegt draußen nicht in einen schwarzen

Citroen, nein einen schmutzigen, alten Renault, ein Auto, das hier jeder Pierre oder Jacques fuhr.

Jetzt laust mich der Affe, wenn das nicht langsam seltsam ist ", dachte sie, zahlte und zuckelte grübelnd nach Hause.

vous ne pouvez pas faire attention = können Sie nicht aufpassen

excusez, je suis désolée = entschuldigen Sie vielmals

jeudi = Donnerstag

Mord in der Gascogne

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