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Abendstimmung

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Das Problem musste bedacht werden - vielleicht sollte sie nach dem Abendessen mal mit Karin telefonieren.

Ein Glas Rotwein in der Hand machte Karla es sich wenig später auf dem Sofa bequem. Durchs Fenster schien die Abendsonne, durch das Fliegengitter wehte ein kräftiger, frischer Luftzug.

" Hallo, meine Liebe, ich bin's. Bin gut angekommen und das Hotel in Château-Renard kann ich dir auch empfehlen, wenn du mich mit dem Auto besuchen solltest."

" Aha, die Französin", tönte Karin zurück und kaute lautstark." Alles in Ordnung mit deinem Traumhaus und hast du Nicole und Henry schon angerufen?"

Verflixt, glatt verschwitzt. Ungefähr noch 300 Meter den Landweg hinauf wohnten als vorletzte ihres kleinen "chemin" oder Weges ihre " nächsten " Nachbarn Henry und Nicole.

" Gut, das du mich erinnerst", sagte sie, " da werde ich gleich mal anrufen. Aber hör mal, mir ist da auf der Fahrt etwas Komisches passiert."

Und angeregt beschrieb sie Karin bis ins Detail ihre Erlebnisse.

" Komisch, stimmt", meinte Karin nachdenklich, " aber hör mal, eins scheint dir überhaupt nicht aufgefallen zu sein." " Wie, wo, was? ", Karla verstand nur Bahnhof.

" Na, Barcelonne, dass könnte doch das Gers sein und wenn ich mich nicht irre, sind wir dort nicht nur im Supermarkt Leclerc sondern auch schon einmal auf einem Flohmarkt gewesen, der ist doch immer an einem Donnerstag im August. Wieso sprechen denn " dein Typ " und Danielle Fossier von diesem Ort und wieso haben sie sich da verabredet?"

Ja, seltsam.

" Vielleicht hat Danielle einen cher ami, von dem ihr Vater nichts wissen darf", mutmaßte Karla.

" Der gutmütige Fossier, das glaubst selbst nicht ", rief Karin.

" Weißt du was, wenn du Zeit hast und ich glaube gerade daran mangelt es dir nicht, geh doch mal am Donnerstag auf den vide- grenier und schau dich um. Dann hast du auch etwas zu tun."

" Beruhige dich, ich brauche keine Beschäftigungstipps. Sabbat bedeutet Freizeit, Freiheit und Faulheit. Überleg mal, wann du mich besuchen kommen kannst", beschloss Karla das Gespräch. Nach weiteren 5 Minuten hatte sie Nicole und Henry versprochen noch auf ein "weiteres" Gläschen Wein hochzukommen. Mit einer Jacke bewaffnet, machte sie sich auf den Weg. Entlang der immergrünen Lorbeerhecke wanderte sie 300 Meter den Hügel hoch zu Henry und Nicole. Ihre Nachbarn und lieben Freunde musste Karla dazu sagen.

Henry, Ende 50 war Lehrer für Naturwissenschaften in Nogaro und Nicole arbeitete als Übersetzerin zu Hause. Natürlich übersetzte sie vom Französischen ins Deutsche, meist arbeitete sie für Zeitungen. Gut war, dass sie Nicole schon oft bei der Arbeit helfen konnte. Beide waren super nett, aufgeschlossen für alles Neue und damit auch neugierig, zum Beispiel neugierig auf Karla.

Noch hatte diese Neugier sich nicht erschöpft, im Gegenteil war sie zu einer Freundschaft gewachsen.

Beide waren groß und schlank. Während Henry kurze blonde Haare hatte, war Nicole eine typische Französin, mit dunklen Locken und viel Temperament.

Nach dem herzlichen Comment vas-tu... saßen sie entspannt auf der Terrasse vor dem Haus mit Blick auf das mare, einen alten Ententümpel, in dem viele Frösche lebten und die Ruine des früheren Schweinestalls und unendlich viele Blumen. Noch standen die Mauern des Stalls, man sah die Holztüren mit den Löchern, die als Herz ausgeschnitten waren. Hinter dem Schweinestall reckte eine große Schirmpinie ihre Äste in den Abendhimmel. Es folgte ein rostiges Eisentor, von dem aus man direkt in die Weinberge der Gemeinde gelangte, dann folgte das Prachtstück des Gartens, eine uralte, weit ausladende Eiche spendete dem Haus den im Sommer reichlich nötigen Schatten.

Mit einem Glas Ricard in der Hand und der ultimativen Auswahl der französischen Aperitifknabbereien vor ihnen ließ sich der Abend fantastisch an.

"Nicole, du siehst gut aus, " bronzé " so gebräunt möchte ich möglichst bald auch sein", Karla prostete den beiden Freunden zu.

" Erzählt mal, was alles ist seit dem letzten Mal so passiert, und bitte vergesst bloß keinen Skandal!"

Beide lachten:" Hier in unserem Dörfchen gibt es keine Skandale! Unser Fliesenleger hat eine Neue, sie arbeitet bei der Commune, der Gemeinde ", erzählte Nicole.

Henry fügte hinzu, " Gar nicht mal so schlecht, die Dame. Hat wegen Charlie sogar ihren Mann, er ist "Gendarm" verlassen. Mal sehen, wie lange das hält. Sie jedenfalls betet Charlie an."

" Ja, und die Danielle von unserem lieben Vincent oben hat auch einen neuen Freund."

Vincent Fossier war der dritte und damit auch letzte Nachbar an ihrem Weg. Wenn Karla auf halber Höhe wohnte, so lagen Nicole und Henry schon ein gutes Stück höher und Vincent in einem alten Bauernhaus ganz oben auf dem Hügel.

" Wenn man von Vincent spricht, dann kommt er auch schon", meinte sie und beobachtete den alten Peugeot, der eben auf dem Weg Richtung Dorf vorbeischnurrte.

" Du, das ist nicht Vincent, das muss Danielle sein", rief Nicole und stand halb auf, um dem Wagen hinterher zu sehen.

" Hört mal auf, die Nachbarn durchzuhecheln", sagte Henry, schmunzelte aber dabei.

" Du hast recht ", Karla war leicht beschämt, " anderes Thema. Wo kauft ihr eigentlich im Moment eure Foie Gras? Ich habe eine super lange Liste mit Bestellungen. Die lieben Kollegen, aber auch die Familie - alle wollen Foie

Gras."

" Also da wären auf jeden Fall La Ferme de Preneron, dann Hôpital und Dracajo in La Demie", und und und.

Es war schon nach Mitternacht, als sie ihre jetzt etwas wackeligen Füße in Richtung Bettchen lenkte. Der Himmel über ihr war klar und dank Halbmond fand sie auch ohne Taschenlampe die Einfahrt und den Gott sei Dank beleuchteten Weg bis ganz nach Hause.

comment vas-tu = wie geht es dir

Mord in der Gascogne

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