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ОглавлениеDas Wetter war warm und klar geblieben, aber der Wind, der heute wehte, wirbelte den Staub wie Puder auf, und die Menschenmassen, die am Nachmittag die Wanderung nach der Hasenheide angetreten hatten, zogen in einer grauen Wolke dahin, die ihren Niederschlag auf Hüten, Kragen und Gesichtern zurückließ.
Zu beiden Seiten der Straße die Buden der Händler mit Apfelsinen, sauren Gurken, Pfefferkuchen und Salzbrezeln, Selterswasser- und Wurstverkäufer, Karussell neben Karussell, in jedem riesige Leierkästen, deren Melodien sich vermischten. Dann das Dröhnen der niedersausenden Hämmer auf die Kraftmesser, das Kreischen der Schaukelnden und das Ausrufen phantastisch aussehender Männer vor den Wachsfigurenkabinetten, dazwischen aus den Biergärten das Schmettern der Kapellen – alles zusammen ein ungeheurer Wirrwarr und Höllenspektakel. Soldaten zogen mit ihren Dienstmädchen dahin, Familien in breiter Reihe, fest aneinander geklammert, damit sie sich nicht verlören; Droschken und Kremser ratterten auf dem Fahrdamm träge vorüber, hinter Zäunen sah man die als Wohnungen eingerichteten Wagen mit kleinen Fensterchen, in denen das fahrende Volk, die Athleten, Trikotdamen und Seiltänzer gekommen waren, die den Fotografen, Schieß- und Würfelbudenbesitzern Konkurrenz machen wollten.
In diesem Trubel irrte Anton Timpe seit den frühen Nachmittagsstunden umher. Er hatte sich fein gemacht, trug zu grauen, gesprenkelten Beinkleidern einen schwarzen Rock mit langen Schößen und einen neuen Schlapphut. Das Vorhemdchen quoll ihm zuweilen aus der tief ausgeschnittenen Weste, aber darüber hing, sorgfältig gebunden, ein roter Künstlerschlips wie ein farbensprühender Schmetterling. Auch die Manschetten machten ihm zu schaffen, drohten immerfort über die Hände hinwegzurutschen und hatten durch das ewige Hinaufschieben schon etwas an Stärkeglanz eingebüßt.
Er sah nach der Uhr. Nein, die Zeit wollte nicht vergehen, mindestens eine Stunde konnte es noch dauern, ehe Herr Schmidt und Röschen kamen. Was sollte er nun anfangen – er mußte mit seinem Taler sparsam umgehen, wenn er den ganzen Abend noch damit auskommen wollte, denn die Wochenlöhnung mochte er nicht anreißen.
Schließlich blieb er wieder vor einer Bude stehen, in der ein boxendes Känguruh zu sehen sein sollte. »Meine Herrschaften«, sagte die Dame vor dem Perlenbehang, der den Eingang verdeckte, »meine Herrschaften, Sie jlooben, det is allens man bloß Dressur! Aber machen Sie mal erst so’n wildet Biest zahm, und denn dressieren Sie’s, bis et wieder ticksch wird und boxt!«
»Det Ruhkängkäng is ja Ihr Oller aus die Nostizstraße«, sagte jemand aus dem Publikum.
»Denn jehen Sie weg, det er Ihnen nich uff den Deez haut«, sagte die Dame, ohne die Fassung zu verlieren. »Die Vorstellung bejinnt. Noch is Zeit – een Jroschen kostet det Entree!«
Obwohl also das boxende Känguruh aus der Nostizstraße sehr verlockend war, wollte Anton doch noch seinen Groschen für etwas Besseres anlegen und wandte sich deshalb nach dem »Kolosseum«, das einen äußerst geheimnisvollen Eindruck durch die bunten Bilder machte, die den Eingang zierten. Er trat nach einigem Zögern ein, fand aber zu seiner Überraschung, daß er der einzige Besucher war. Gespannt blickte er nacheinander durch die Gucklöcher in der Wand – sah den feuerspeienden Vesuv, die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus und St. Georg, wie er den Drachen erschlug –, war aber trotz alledem etwas enttäuscht und sagte das auch der Dame mit dem Umschlagetuch, die ihn in das »Kolosseum« gelassen hatte.
Sie sah ihn kühl an und meinte, wenn ihm der feuerspeiende Vesuv nicht genüge, könnte er ja noch ins Extrakabinett gehen – »kostet aber extra eenen Jroschen«!
»Von wejen Extrakabinett?«
»So is’s, mein Herr!«
»Sind da ooch bloß wieder Jucklöcher?«
»Et is wat for ’s Jefühl, mein Herr, Sie werden es nicht bereuen.«
Mißtrauisch zahlte er und trat in das Extrakabinett. Auf einem Podium saß ein alter, gemütlicher Mann, der ihm freundlich winkte, näher heranzukommen. »Keene Bange nich« – und als Anton vor ihm stand, fuhr er ihm liebevoll mit dem Zeigefinger über die Nase. Es knatterte – ein paar elektrische Fünkchen sprangen, und Anton fuhr unwillkürlich zurück.
»So – junger Mann, da haben Se wat for ’s Jefühl«, sagte der gemütliche Mann auf dem Stuhl, »wenn Se wollen, können Se det Verjniegen jratis noch mal haben.«
Aber Anton wollte nicht, verließ das »Kolosseum« und sagte denen, die draußen standen und mit dem Eintritt noch zögerten, daß es da »drinnen janz jroßartig« sei.
Und jetzt wollte er wirklich etwas fürs Gefühl haben, aber wo – wo fand er etwas in diesen vielen Buden, in diesem Wirrwarr und Lärm? Er blieb vor einem »Abnormitätenkabinett« stehen, in dem das »zweiköpfige Lieschen« zu sehen war, wollte auch gerade schon hinein, als ein enttäuschter Besucher das Kabinett verließ und schimpfend erzählte, daß dieses zweiköpfige Lieschen nur ein ausgestopftes Kalb sei.
»Denn nich«, sagte Anton und wandte sich ab, um zuzuhören, was der Rekommandeur vor der nächsten Bude ausschrie. In seinem Salon, behauptete der Herr mit dem verbeulten Zylinder, könne man sitzen und brauche nicht zu stehen, auch seien verschiedene Herrschaften schon drinnen. Endlich begriff Anton: »Der vornehmste Schauakt der Residenz«, der hier zu sehen war, bestand in der Vorführung dressierter Flöhe.
»Flöhe – wat hab’ ick von Flöhe«, sagte Anton, »denn jeh’ ick doch liebers in’t Affentheater!«
»Da jehören Sie ooch hin!« rief ihm der Rekommandeur zu.
»Ja – wenn ick Ihn’n an die Strippe vorführen könnte«, bemerkte Anton, hielt es aber für geraten, weiterzugehen, um den Ausrufer nicht noch wütender zu machen. An einem Zaun in der Nähe eines Wursthändlers stiegen in Glaszylindern zwei kartesianische Taucher auf und nieder. Soldaten und Dienstmädchen standen davor, sahen diesem Auf- und Niedertauchen ein Weilchen zu und zogen dann nach Zahlung eines Groschens einen Umschlag aus einem Kasten.
In jeder Hülle steckte eine Fotografie – die männlichen Käufer hatten das Bild eines jungen Mädchens, die weiblichen das eines Soldaten gezogen und wußten nun, wie ihre zukünftige Ehehälfte aussehen würde.
Anton verzichtete auf diesen »Blick in die Zukunft«, denn wie seine Zukünftige aussehen würde, wußte er ja. Es war auch Zeit geworden, daß er die »Neue Welt« aufsuchte, wo er sich mit Herrn Schmidt und Röschen treffen wollte, fand sie auch endlich, nachdem er das Gartenlokal nach allen Richtungen durchstreift hatte.
»Wir hätten lieber nach dem Türmchen jehen sollen«, sagte Herr Schmidt, »et is hier zu ville Radau – dort hätten wir ooch ins Jrüne sitzen können und einen Tisch für uns janz alleene jehabt!«
Verstimmt sah er auf die laute Gesellschaft, die der Kellner durch Heranrücken von ein paar anderen Tischen bei ihm untergebracht hatte.
»Laß man«, sagte Anton, »die jraulen wir weg!«
Röschen aber schüttelte den Kopf. »Keen’ Krach nich, Anton, bloß nich! Wenn Vater sich mal uffjerappelt hat und mitjekommen is, soll er ooch wat von haben, aber keen’ Ärger!«
Herr Schmidt nickte. »Nee – keen’ Krach nich! Mir wär’s ja lieber jewesen, wenn ich zu Hause jeblieben wäre – wie scheen is es da sonntags um diese Zeit, wenn der Holzplatz so still daliegt, man bloß die Hühner piepen und die Spatzen, die Holzkloben in die Sonne schmoren und det Harz riecht! Ick bin eben an so ville Menschen nich mehr jewöhnt, und det Jedrängele um die Buden kann ick erst recht nich mehr vertragen. Jeh du man nachher mit Röschen alleene und zeije ihr wat – destawejen sind wir ja herjekommen!«
Aber Röschen, an die er sich wandte, antwortete nicht, sah mit starren Augen auf ein Paar, das sich dem Tische näherte und für das eben von der anderen Gesellschaft durch Zusammenrücken der Stühle Platz gemacht wurde.
»Dunnerwettsteen – det durfte nich kommen«, sagte Anton, »nu is’ Essig!« Und dann, zu Herrn Schmidt gewandt, setzte er halblaut hinzu: »Det is der sojenannte scheene Ferdinand mit seine Juste, die da jekommen sind – und dahinter, det is der Töpper Zibulke mit seine Olle. Na, und die hier, det is wohl die übrige Verwandtschaft – wat machen wir denn nu? Wir können doch nich zusammen an een’ Tisch sitzen!«
Beide sahen zu Röschen hin, die noch immer wie entgeistert Ferdinand anblickte. Der hatte unwillkürlich Gustchen, die an seinem Arm gehangen, losgelassen, hatte einen Schritt auf Röschen zugemacht, aber in demselben Augenblick hatte Gustchen, die wohl den Zusammenhang ahnte, seinen Arm wieder gepackt und ihm zugezischt: »Hier bleibste, verstehste!«
Es konnte keinen größeren Gegensatz geben als diese beiden Mädchen: hier das stattliche, hübsche Röschen mit den Blauaugen und dem Blondhaar, dort die schwarze, verwachsene Auguste mit dem gelben Zigeunergesicht. Nie zuvor mußte Ferdinand so stark gespürt haben, was er verloren hatte. Doch schon hatte man ihn und seine Braut auf die frei gemachten Stühle gezogen, saß er eingekeilt in der Gesellschaft, war der entscheidende Augenblick vorüber.
»Kellner, kommen Se mal erst hierher, wir wollen zahlen!« rief Herr Schmidt. Und da er schon aufgestanden war und der Kellner nicht gleich kam, warf er das Geld auf den Tisch und wandte sich mit Röschen und Anton zum Gehen.
»Na, Rösken, det hat nu jrade noch jefehlt, det dir der Mensch noch mal übern Weg loofen mußte«, sagte er vor dem Eingang, als sich die drei endlich durch das Gewühl des Gartens gewunden hatten. »Nu haben wir woll allesamt for heute jenug? Wollen ’ne Droschke nehmen und za Hause fahren – uff die Seejungfrau und den andern Klimbim verzichte ick jerne for meinen Teil!«
»Scheen, Vater«, sagte Röschen, »fahr man za Hause, wir beede kommen nach. Ick hab’ wat mit Anton zu besprechen – hab’ keene Bange nich, det ick Dummheiten mache. Mit dem da drinne«, sie wies nach dem Garten, »bin ick fertij. Aber nu muß ooch noch anderes in Ordnung jebracht werden – also adje, Vater, wir kommen nach!«
»For mir alleene nehme ick keene Droschke nich«, sagte Herr Schmidt, »wat wollt ihr denn hier noch in die Jejend, kommt man mit!«
Aber Röschen sagte: »Vater, et is jut so, du läßt uns jetz beede alleene, Anton, wink mal den Kutscher da, denn sonst looft Vater den janzen Weg zu Fuß, und det will ick nich!«
»Na, denn nich«, sagte Herr Schmidt verdrießlich. »So’n verhexter Sonntag! Wäre ick bloß za Hause jeblieben!«
Damit stieg er in die vorfahrende Droschke und schimpfte vor sich hin: »Nu ooch noch eene erster Jüte – Anton, du leidest an die Verschwendungssucht for mein Jeld! Also adje, Rösken, mach’s jut und kommt beede verjnügt za Hause. Los, Kutscher, Möckernstraße!«
Röschen nickte Anton zu: »Komm, nu wollen wir jehen, weeßte noch, wo wir als Kinder manchmal jespielt haben, nach die richtije Hasenheide, wo heute keene Menschen sind! Und dann jehen wir nachher übers Feld za Hause.«
Anton sah sie nur forschend an, antwortete aber nicht. Doch ein Weilchen später sagte er: »Haste den Mops jesehen, den der olle Zibulke trug? Det reene Fettkloß, an jedet Been eene Bolle und denn ’rin in die Fanne! Wozu sie sich die Töle jetz noch nachschleppen läßt? Vielleicht soll et der scheene Ferdinand lernen, det er ihn nich zerquetscht!« Sie tat, als hörte sie nicht, was er sagte, sie fühlte ja, daß er ihr auf diese Weise sein Mitgefühl bekunden wollte, ohne zu merken, daß er ihr nur weh tat.
»Haste denn keen’ Hunger?« fragte er. »Da drüben steht eener mit’n Blechkessel! So’n paar heiße Wiener mit Mostrich beschmiert und ’ne Schrippe zu ...«
»Nee, Anton!«
»Aber ’ne Selter würde dir juttun – mit Himbeer! Komm, tu mir doch den Jefallen«, sagte er und steuerte auf ein weißes Handwägelchen zu, das die Aufschrift »Trinkhalle« trug. »Ick spendiere – Jeld habe ick!«
Sie verzog den Mund zu einem Lächeln und sagte: »Scheen, Anton, du willst mir durchaus wat Jutes antun, da will ick’s dir nich abschlagen. Aber denn quäle mir nich weiter, denn meine Jedanken sind janz woanders, bloß nich bei’t Essen und Trinken.«
»Ick jloob’s dir jerne«, sagte Anton, »aber Selter erleichtert – man kann so jut nach uffstoßen. Also komm man!«
»Eenmal ohne, eenmal mit«, sagte er dann an der Trinkhalle, reichte Röschen das Glas mit Himbeer und trank das andere leer. »So, nu noch ’n paar Schaumbrezeln zum Nachessen.« Er erstand ein Bündelchen der kleinen, mürben Brezeln, riß den Faden durch, der sie zusammenhielt und reichte ihr die Hälfte.
Und dann gingen sie, ohne weiter viel zu sprechen, dem Kieferngehölz zu. Ein eigenartiger, melancholischer Reiz lag auf diesem selbst heute ganz einsamen Fleckchen Erde. Ein paar Kinder spielten noch unter den ersten Bäumen, dann erstarb der Lärm des Sonntagstrubels, sie hörten nur noch Finkenschmettern über sich in den Baumkronen. Über Bocksbart und Stechgras, durch weiße Sandtäler und über steil anstrebende Hügelchen suchten sie ihren Weg. Neben struppigem Knieholz standen alte, knorrige Kiefern mit rotglänzenden Stämmen oder weißschimmernden Birken – und plötzlich war dann ein Ausblick auf das Tempelhofer Feld. Da zeigte Röschen auf eine Erdmulde und sagte: »So – Anton, hier wollen wir uns setzen, warte, ick lege mir bloß mein Schnupptuch unter, det mir der Sand nich ooch noch durchs Kleid kommt, denn die Schuhe habe ick voll und muß sie mir auskloppen.«
»Det kann ick ja machen«, sagte er, »zeije her, ick zieh’ sie dir ’runter, und du stellst die Beene so lange uff mein Schnupptuch.«
»Nee, Anton, det besorge ick janz alleene, wenn du dir man ’n bißken umdrehen willst, denn wenn ick ooch keene Löcher in die Strümpfe habe, is et mir doch lieber, wenn keener bei zukiekt. Also, sei so jut! Nich bloß die Finger vor die Oojen halten, sondern wirklich umdrehen.«
Er gehorchte, zündete sich inzwischen eine Zigarre an und wartete, bis sie sagte: »So – det wäre jemacht. Nu setze dir hier neben mir, und höre zu, wat ick dir sagen will.«
»Also – los mit die Liebeserklärung!«
»Anton, du weeßt, wie’s jekommen is. Vater hat nich jewollt und aus Wut hat sich Ferdinand ’ne andere jenommen. Ick kenn ihn zu jut, um nich zu wissen, det er Vatern bloß hat zeigen wollen, det er ooch ’ne janz Reiche kriegen kann. Ob er sich bei unjlücklich macht, is ihm in seine Wut janz ejal jewesen. Vielleicht hat er ooch jejlaubt, Vater würd’ ihm nachloofen oder ick! Die wirkliche Liebe war’s jedenfalls nich von ihm, sonst hätte er jewartet, und wenn’s zehn Jahre jedauert hätte. Na, da verliere ick also nischt, aber mir nu ooch ’n andern nehmen, det kriege ick nich fertig, denn ick habe ihn jeliebt und liebe ihn noch, so schlecht er ooch an mir jehandelt hat!«
Sie weinte laut auf, bekämpfte dann aber das Schluchzen und sagte: »Siehste, Anton, det wollte ick dir sagen, damit du dir nich länger mit jewisse Absichten trägst. Ick weeß, du möchtest mir zu deine Frau haben, aber ick kann nich, nee, ick kann nich! Ick muß immer an den andern denken und werde ihn nie nich verjessen können.
Aber, Anton« – sie wischte sich die Tränen ab und sah ihn an – »wenn du vernünftig sein könntest, denn wäre wenigstens zwischen uns alles jut. Du könntest weiter bei uns wohnen bleiben, und ick könnte for dir ebenso wie for Vatern sorgen. Denn du brauchst jemand, der dir ’n bißken beisteht! Du hast, leider Jottes, ’ne Vorliebe für die blauen Montage und die Schnapspulle, so arbeitsam und ordentlich du auch sonst bist. Wenn du balde eene andere kriegtest, eene, die dir feste an’n Wickel hätte, wär’s det beste for dir – solange du die nich hast, kannste janz außen Leim jehen. Det wollte ick dir heute sagen, damit du dir nich in falsche Hoffnungen die Zeit mit mir verplemperst, sondern dir umsiehst, ob du nich een anderes tüchtiges Meechen findest.«
Sie sah ihn erwartungsvoll an, aber er antwortete nicht, da es ihm zu sehr in der Kehle würgte. Dann suchte er nach seinem Taschentuch, fand es aber nicht.
»Du sitzt druff«, sagte Röschen mitleidig.
Er zog das Tuch vor, schneuzte sich und sagte: »So – nu sind zwee unjlücklich! Na, wenn du’ n Dickkopp hast, hab’ ick ooch meinen. ’ne andere will ick nich, aber ick werde meine Bejierden bejießen wie Wanzen mit Petroljum und denn anzünden. Nie nich mehr werde ick een Wort von Liebe zu dir reden, nie mehr wirste mir dir süß anlächeln sehen. Ins Jejenteil, ick werde mir anstellen, als wennste meine Tante und nich meine Kusine wärst, det verspreche ick dir feierlichst.«
Er reichte ihr die Hand, und sie benutzte diesen Halt, um aufzustehen.
Rotglühend ging die Sonne hinter dem Felde unter, blaue Nebel stiegen empor, die Dunkelheit brach langsam herein. Da wandten sie sich zum Gehen, vorher aber sagte Anton: »Die Stelle hier merke ick mir, hier lass’ ick mir bejraben, wenn ick nächstens an die Auszehrung zujrunde jejangen bin, denn dieses steht mir jetzt bevor. Aber ick hab’s ja jeahnt, immer wenn ick von Fauenfedern träume, jeht’s mir schlecht!«