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|29|1. Der Umgang mit Fremden in der Antike

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Die Beschäftigung mit den alten Quellen über die Xenophobie in der Geschichte der Menschheit hat das Ziel, nachzuweisen, dass die dort feststellbaren Ansichten von den Fremden über die Jahrhunderte, sogar Jahrtausende hinweg bis heute wirksam sind – gleichgültig, ob sie objektiv wahr oder subjektiv durch Ängste, Eroberungs- oder Rachegelüste gefärbt oder sogar bewusst aus Propagandazwecken verfälscht sind. Diese Vorstellungen, welche die alten Geschichtsschreiber und reisenden Ethnographen über fremde Völker überliefert haben, sind in der Tradition jedes Landes fest verankert und bestimmen noch heute die öffentliche Meinung. Bei so weit zurückliegenden Nachrichten über den Umgang mit Fremden ergibt sich aber zwangsläufig die Frage nach ihrem Wahrheitsgehalt, eine Frage, die auch schon in den ersten Ansätzen der Ethnographie gestellt wurde.

Es war der durch seine Naturgeschichte berühmte französische Naturforscher Georges-Louis Leclerc de Buffon (1707–1788), der diese Frage zum ersten Mal in aller Deutlichkeit aufgegriffen hat: „Die Menschen, die sich die Mühe nehmen, Dinge in der Ferne zu sehen, glauben, sich wegen ihren mühevollen Arbeiten zu entschädigen, indem sie diese Dinge wunderbarer machen; wozu frommt es, aus seinem Lande zu gehen, wenn man bei seiner Rückkehr nichts Außerordentliches darzustellen oder zu sagen hat? Daher stammen die Übertreibungen, die Märchen und seltsamen Erzählungen, womit so viele Reisende ihre Schriften besudelten, indem sie glaubten, sie auszuschmücken. Nur mit der Zeit können diese Arten von Irrtümern verbessert werden, das heißt, wenn eine große Zahl neuer Zeugnisse die ersten vernichtet“ (Buffon 1847, Bd. 4, S. 373). Ähnlich kritisch drückt sich Alexander von Humboldt zu dieser Frage aus, wenn er feststellt: „Zu einer Zeit, wo man Reisebeschreibungen schrieb, um den Leser angenehm zu unterhalten, nicht um ihn zu ermüden oder um ihn belehren zu wollen, da war das Wunderbare ein unumgänglicher Zierrat jeglicher Schilderung eines fernen Landes. Die Übertreibungen waren fast nur Erinnerungen |30|aus dem Altertum, Widerschein früherer Überlieferungen der Griechen“ (Humboldt 1837, S. 162).

Die Antike kann man daher auch als das Vorspiel der gesamten europäischen oder besser gesagt eurozentrischen Xenophobie betrachten. Denn war es zunächst die Feindschaft der Griechen gegenüber den Persern und den Nomadenvölkern des Ostens, wie zum Beispiel gegenüber den Skythen, so war es darauf die lang andauernde Feindschaft der Römer gegen die Karthager wie auch gegen die Gallier und Germanen, die das Bild des fremden Volkes mit seinen abweichenden Sitten und Gebräuchen prägte. Für das eigene Volk stellten solche unverständlichen, zum Teil auch grausamen Sitten und Verhaltensweisen eine sowohl moralische als auch wirtschaftliche Bedrohung dar, die früher oder später in kriegerische Auseinandersetzungen ausarten musste. Die Abschirmung fremder verderblicher Einflüsse war daher von allem Anfang an die Grundlage der kritischen Beurteilung der Fremden, die sich bis zu den menschenverachtenden Vorstellungen von minderwertigen unzivilisierten Barbaren und Sklaven von Geburt aus steigerte.

Die Angst vor dem Fremden

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