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Schuttabladeplatz

Kosmogonische Miniatur

nach einer Idee von Wolfgang Köhler

1972 unserer Zeitrechnung. Fred Sanders

Zu der Leserdiskussion in Ihrer Zeitschrift »Saubere Umwelt – aber wie?« kann ich einen weiteren haarsträubenden Fall hinzufügen, woran Sie sehen mögen, daß der Bericht von Herrn K. Kramer durchaus kein Einzelfall ist.

Ich wohne mit meiner Familie in einem Neubau am nördlichen Stadtrand. Als wir vor zwei Jahren eingezogen sind, hieß es, das freie Gelände vor unserem Haus würde mit Bäumen bepflanzt werden, auch ein Kinderspielplatz sollte eingerichtet werden. Nun, auf Bauplätzen sieht es immer gleich aus, und die Mondlandschaft vor unserem Fenster störte uns vorerst wenig. Inzwischen ist aber von den versprochenen Grünanlagen noch immer nichts zu sehen, dagegen haben alle möglichen Leute aus der näheren und weiteren Umgebung angefangen, Schrott, alte Matratzen, wurmstichige Möbel, Schutt und andere Abfälle direkt unter unser Fenster zu schütten, neuerdings wird das Zeug schon mit LKWs angefahren, von denen manche sogar Kennzeichen anderer Bezirke haben. Unsere Beschwerden bei den städtischen Behörden haben bisher nichts gefruchtet, obwohl die Schutthalde schon bis an die nächste Querstraße reicht und sich in zunehmendem Maße auch die Autofahrer über die auf der Straße liegenden Klamotten erbosen, es gab deswegen sogar schon zwei Unfälle. Wie lange soll das so weitergehen?

Ing. F. Sanders

91479 des Elften Großzyklus. Hauekk 17-109 Kkoar Ll

Dem Hochgeschätzten Akkentor Chuaqq 04-004 Hook Jj

Vierzehnte Planetenfabrik

Ortscode 1734-015-AJ-187952633 | G09 (04-004 Hook Jj)

= über Sigma-4-Transmitter =

Lieber Chuaqq Jj!

Du kannst Dir nicht vorstellen, wie sehr wir uns gefreut haben, als wir aus Deinem letzten Sigma-4 erfuhren, daß Dich der Rat endlich doch zum Akkentor ernannt hat; herzlichen Glückwunsch von Rehha Ll und mir! Ich wollte Dir schon viel eher antworten, aber Rehha Ll war krank (nichts Ernstes, Du weißt ja, wie empfindlich sie auf Betastrahlen reagiert), und ich mußte alles selbst erledigen.

Du ahnst ja nicht, was das für ein öder Teil des Weltalls ist, in den wir hier geraten sind. Öde und erschreckend langweilig; der nächste Informationstransmitter ist zwölf Lichtjahre entfernt, und in welcher Qualität die Sigma-18-Signale da durchkommen, weißt Du ja. Rehha Ll vermißt die interessanten Sigma-Lambda-Programme sehr, mir ist es eigentlich ganz recht, daß sie nicht dauernd vor dem Lambder sitzt. Zum Glück ist wenigstens die Sigma-4 nicht gestört.

Wenn wir so einen neuen probabilistischen Raumspringer hätten, wäre ja alles halb so schlimm, aber nein, wir müssen mit der alten quantengetriebenen Kiste durchs All schleichen. Für die Müllabfuhr reicht’s eben, meinen die Herren Cheqqatoren von der Planetenfabrik, die müssen ja nicht in dem engen Quantenraumer sitzen. Bei Euch in der 14. Fabrik ist ja soweit alles in Ordnung, aber die von der 7. (Du weißt, die im Alten Nördlichen Sternhaufen) bauen Planeten auf Teufel-komm-raus und produzieren nebenbei jede Menge Abfall. Schade um das schöne Material, das da verschwendet wird; und unsereins als qualifizierter Raumpilot darf das Zeug dann beiseite schaffen und damit in die abgelegensten Teile des Alls kutschieren, wo sich die Pterodaktylen gute Nacht sagen, weil ja im bewohnten Teil der Galaxis kein Schutt abgeladen werden darf. Du bist doch jetzt Akkentor; könntest Du Dich nicht dafür einsetzen, daß Rehha Ll und ich auf einem ordentlichen Frachtraumschiff unterkommen? Du würdest uns damit einen riesigen Gefallen tun!

Ich muß jetzt zum Schluß kommen, Rehha Ll sagt mir gerade, daß sie alles abgeladen hat. Wir haben das Zeug wie immer auf eine Umlaufbahn um Kkff 19499-qqkk 58260-34170 geschüttet, dort ist schon eine Menge von solchen Klamotten, und wir werden uns bald wieder einen anderen Abladeplatz suchen müssen. (Bei KKff 19499 usw. ist nur ein Standard-Orbit frei, die anderen neun sind mit Planeten besetzt.) Wie gesagt, Rehha Ll hat schon alles abgeladen, und jetzt nichts wie nach Hause! In zweieinhalb Eqquu sehen wir uns wieder, wenn alles glatt geht. Bis dahin mit den besten Grüßen

Dein Hauekk Ll

und Rehha Ll

2072 unserer Zeitrechnung. Jewgeni d’Aubert

Jewgeni d’Aubert, Kommandant des RS (PS II) 15 BARGUSIN, z. Z. Baikonur II (Große Syrte), den 26.02.2072 (Erdkalender)

An das Institut für Kosmografie, Geopolis, Erde

Betr.: Überschreitungen der Flugzeit infolge unvorhergesehener Kurskorrekturen

Hiermit protestiere ich aufs entschiedenste gegen die mangelhafte Arbeit der Abteilung »Planetoiden« Ihres Instituts. Ihnen dürfte bekannt sein, daß wir bei der angespannten Treibstoffsituation fast nur noch in der Ekliptikebene fliegen können. Das setzt jedoch voraus, daß exakte und zuverlässige Karten des Planetoidengürtels und der elliptischen Meteoritenschwärme vorliegen. Diese herzustellen, ist die Aufgabe Ihres Instituts bzw. der Abteilung »Planetoiden«, die den Anforderungen jedoch in keiner Weise gerecht wird. Auf dem Flug Kallisto – Mars ist der BARGUSIN vor 34 Tagen Bordzeit im Raumsektor +KAF –1038/14 (genaue Koordinaten: +07,18253 –103754 / 14,7399) auf einen Schwarm von Meteoriten und kleinen Planetoiden (überwiegend vom Typ Z8) gestoßen, und der Pilot mußte eine unvorhergesehene Kurskorrektur durchführen. Diese Korrektur hat uns nicht nur 218 Stunden Verspätung eingebracht, sondern zusammen mit den notwendigen Folgekorrekturen auch derart viel Treibstoff gekostet, daß es fast zu einem Oversun gereicht hätte! Dieser Meteoritenschwarm ist in Ihrem Katalog, der angeblich alle Objekte bis zur Kategorie P 008 enthält, nicht verzeichnet, ebensowenig wie der zur Kategorie PS-7 (!!) gehörige, also immerhin mittelgroße Planetoid, mit dem mein Kollege Raj Taylor vor zwei Monaten fast kollidiert wäre! Es ist uns unerklärlich, wie derart große Objekte, die ja unmöglich zu übersehen sind, in Ihrem Katalog fehlen können. Schließlich können Planetoiden ja nicht urplötzlich aus dem Nichts auftauchen und schon gar nicht auf eine fast kreisförmige Bahn zwischen Mars und Jupiter gelangen. Wir erwarten, daß Sie die Schuldigen ermitteln und zur Verantwortung ziehen, sämtliche Kataloge auf weitere Fehler überprüfen und ggf. berichtigen, und zwar so bald wie möglich. Die Linien zu den Planeten jenseits des Planetoidengürtels werden immer häufiger beflogen, und früher oder später wird es zu einer ernsten Katastrophe kommen, wenn keine zuverlässigen Kataloge vorliegen.

Duplikate dieses Radiogramms erhalten die Zentrale für Raumfahrt (Geopolis), das Büro des Raumsicherheitsdienstes (Abt. Äußere Planeten, Kallisto Nord II) und das Sekretariat des Kosmonautenverbandes (Radebeul).

Für die Besatzung des RS (PS II) 15 BARGUSIN:

Jewgeni d’Aubert, Kommandant

Sakyo Tatsumoto, Navigator

Die marsianische Sektion des Kosmonautenverbandes schließt sich obigem vollinhaltlich an und fordert die unverzügliche Behebung der geschilderten Mißstände.

Frederic C. Winter, 2. Sekretär des KV (Mars)

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