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Vorbemerkung zur Neuausgabe

Erik Simon ist eine Singularität im Maxwell’schen Sinne. Ich zitiere aus der einschlägigen Internet-Enzyklopädie: »Allgemein bezeichnet demnach eine Singularität einen Zusammenhang, in dem eine kleine Ursache eine große Wirkung hervorruft.«

Erik Simon ist ein Einzelkämpfer, dessen Einfluß auf die Science Fiction im deutschsprachigen Raum maßgeblich ist. Als Lektor und Herausgeber hat er Leserinnen und Lesern den Zugang vor allem zu ausländischen Autorinnen und Autoren ermöglicht. Als Übersetzer vor allem aus dem Russischen wirkte er bahnbrechend, darüber hinaus hat er zahlreiche Werke aus mehreren anderen slawischen Sprachen, dem Englischen und dem Niederländischen übersetzt.

An dieser Stelle soll es jedoch vor allem um den Schriftsteller Erik Simon gehen. Der deutschsprachige Raum ist nicht eben mit einer Vielzahl anspruchsvoller SF-Autorinnen und -Autoren gesegnet. Im Westen mag das mitunter daran gelegen haben, daß der Romanheftmarkt einen Großteil des Potentials abschöpfte und in seine Minimalform preßte, vom Einfluß der Autorenkrake Perry Rhodan einmal ganz zu schweigen. (Die Frage sei erlaubt, was aus einem William Voltz oder einem Rainer Zubeil alias Thomas Ziegler unter förderlicheren Umständen hätte werden können.)

In Ostdeutschland waren die Umstände gänzlich anders gelagert – und ähnelten, mit meinen westlichen Augen betrachtet, einer veritablen Alternativwelt. Hier gab es zwar gewisse Einschränkungen, was geschrieben werden konnte, aber wie geschrieben wurde, die sogenannten Produktionsbedingungen also, hatten einiges für sich: Für den eigentlichen Schreibprozeß stand relativ viel Zeit zur Verfügung, und der Anspruch an die Qualität der Texte war, zumindest punktuell, mit dem vergleichbar, der an anerkannt literarische Werke gestellt wurde.

Geradezu tragisch ist, was nach der Wende von alldem übrig blieb: Der deutschsprachige Buchmarkt läßt für die Science Fiction lebenswichtige Publikationsformen – den Sammelband mit Erzählungen eines Autors oder die Anthologie mit Texten verschiedener Autorinnen – wie Wasser an Ölzeug abperlen. Gäbe es nicht eine eminent tapfere Kleinverlagsszene (mit Memoranda als einem der Leuchttürme), wäre vieles nicht mehr zugänglich, was von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung des Genres ist.

Der vorliegende erste Band von Simon’s Fiction ist ursprünglich, in leicht anderer Gestalt, vor knapp zwanzig Jahren erschienen und Teil des fortwährenden Unternehmens, die erzählerischen Werke von Erik Simon einerseits und des Ehepaars Steinmüller andererseits, mit allen bestehenden Verflechtungen zwischen diesen, wieder dauerhaft zugänglich zu machen. Diese beiden Werkausgaben haben über diverse Verlagswechsel hinweg Bestand, was nicht zuletzt der klugen Weitsicht und Beharrlichkeit von Verleger Hardy Kettlitz zu verdanken ist.

Erik Simon selbst schreibt über die Anlage von Simon’s Fiction: »Bei den sechs erschienenen Bänden ist das unmittelbare Ordnungsprinzip von Band 3, 5 und 6, daß dort die zusammen mit Reinhard Heinrich bzw. den Steinmüllers verfaßten Texte gesammelt sind. Die übrigen Bände sind thematisch strukturiert, in der Regel nicht durchgehend, sondern in jeweils mehreren Clustern, die sich um ein SF-Thema, ein eher literarisches Thema, einen stilistischen Ansatz etc. gruppieren. Sie sind historisch gewachsen, insbesondere ihre jeweiligen Kerne, drei noch zu DDR-Zeiten konzipierte Bände, von denen zwei (Fremde Sterne und Mondphantome, Erdbesucher) damals auch schon erschienen sind.«

Über das Phänomen Erik Simon als Ganzes informiert, präzise und umfassend, das Vorwort von Hans-Peter Neumann, das bereits in der ersten Ausgabe von Sternbilder enthalten war. Ich möchte an dieser Stelle lediglich nachreichen (bzw. vorwegnehmen), daß der Autor die Neuedition um mehrere Gedichte und ein Märchen erweitert sowie die Anmerkungen durchgesehen hat. Wir haben es also beinahe mit einer »Ausgabe letzter Hand« zu tun, einer Ausgabe, an die Erik Simon letzte Hand angelegt hat, um seine Werke in der Form zu präsentieren, wie er sie veröffentlicht sehen will. Bisher sind sechs Bände erschienen bzw. zur Neuausgabe vorgesehen, aber es bleibt zu hoffen, daß der Autor uns noch das Vergnügen weiterer Bände bereitet. Denn bei aller gedanklichen Strenge, bei aller stilistischen Ausgefeiltheit sind diese Erzählungen und Gedichte nämlich genau das: ein großes Lesevergnügen.

Hannes Riffel

im März 2021

Sternbilder

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